【Kᴀᴘɪᴛᴇʟ²】

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Langsam betrete ich mit einem unwohles Gefühl im Magen den Klassenraum, in welchen schon die dazugehörigen Schüler versammelt sind und eifrig über den neusten Klatsch & Tratsch diskutieren. Hinter mir schließe ich die Türe wieder zu, während mein Blick in dem Raum schweift und hoffe, dass mich jetzt niemand in keinster Weise beachtet.

Ich kann erleichtert sein, bis jetzt keine Aufmerksamkeit eines Klassenkameraden erhalten zu haben, denn anscheinend sind sie so innig in ihren Gesprächen versunken, sodass sie nicht bemerken, wie ich mich seelenruhig auf meinem Platz niederlasse und wie ein Musterschüler eben meine Schulsachen für die erste Unterrichtsstunde auspacke. Vor Verwunderung frage ich mich dennoch, weshalb sie nicht mit den Sticheleien begonnen haben, obwohl sie es von früh bis spät tun.

Vielleicht haben sie es endlich eingesehen, dass es langweilig ist, mich immer zu schikanieren...
Ach was.

Schnell schüttele ich diesen irrsinnigen Gedankengang weg und könnte glatt, meinen Kopf direkt auf dem Tisch hauen.

Als würden sie jemals aufhören.

Um mich mit anderen Gedanken abzulenken, schlage ich mein Buch auf, um mir die Themen der letzten Stunde in Erinnerung zu wecken. Es könnte ja gut möglich sein, dass wir einen unangekündigten Test schreiben. Dies war schon zugegebenermaßen öfters der Fall. Immerhin will ich nicht unvorbereitet sein und eine schlechte Note schreiben. Ich habe es eh wegen den mündlichen Teste & Prüfungen nicht sonderbar leicht, da ich wegen meines Zustands nicht mitreden kann, was stark an meine Noten zu sehen ist.

Selbst die Lehrer sind irritiert, wieso ein Junge mit einer "Behinderung", eine solch harten und hochangesehene Schule besucht, statt einer Förderschule. Um aus mir was zu machen, braucht man alle Kompetenzen, die ein Mensch hat und Kommunikation ist das Wichtigste. Das A und O. Doch das bedeutet nicht, dass ich dumm oder zu nichts imstande bin, denn wohlbemerkt intelligent bin ich auf alle Fälle. Schriftlich schreibe ich die besten Noten, weshalb ich zu den klügsten Köpfe, dieser Schule gehöre.

Wiederum sehen es viele anders. Sie finden es ungerecht, dass ich eine extra Wurst bekomme, aber nicht realisieren, wie ich hart für meine Noten lerne. Nur weil ich nicht mündlich alles mitmachen muss, heißt es trotzdem nicht, dass meine Noten genau wie die anderen, gleich berechtigt werden.

Dafür muss ich auch viel mehr Arbeiten schreiben und wenigstens eine aufmerksame Haltung im Unterricht legen, um zu zeigen wie gut ich im Unterricht aufpasse,  weshalb ich auch oft vor an die Tafel aufgerufen werde und Lösungen auf die Tafel schreiben muss.

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1 min. bis zum Unterrichtsbeginn.

Ich weiß nicht, wieso sich die Zeit so in die Länge zieht und es sich so ewig anfühlt als würde nichts vorankommen. Auch meine Klassenkameraden, welche immer noch heiß her am diskutieren sind, haben mich immer noch nicht beachtet und scheinen mich weiterhin wie Luft zu behandeln. So als würde ich gar nicht im Raum sitzen und überhaupt nicht anwesend sein.

Es ist ein eigenartiges Gefühl, nicht wie sonst beleidigt oder verarscht zu werden, denn immerhin bewies man, dass ich wenigstens auffiel. In mir breitet sich qbei meine Überlegung, ein noch komisches Gefühl, ein Unangenehmes aus, da mir die jetztige Situation viel zu neu erklingt. Ich weiß nicht, warum es für mich als unangenehm erweist, obschon ich doch endlich meine erhoffte Ruhe bekomme. Doch trotz alldem habe ich keinen Schimmer, warum es mich schmerzt, denn was tut mehr weh:

Beachtet- und dann von allen Seiten erniedrigt zu werden oder komplett wie Luft behandelt zu werden als sei man nicht existenz.

Ob das ihre neue Masche ist, mich hier unerwünscht fühlen zu lassen?

Ich finde keine Erklärung.
Eigentlich sollte ich mich doch wohlbestimmen, nichts auf meinem Kopf gehauen zu bekommen. Warum bin ich trotzdem nicht zufrieden? Kann ich mich nicht einigen oder was ist mein Problem? Auch wenn ich keine Pöbeleien erhalte, stimmt es mich nicht glücklich, dass man mich wie Sauerstoff im Raum behandelt. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, wie das Nichts zu sein und seine verdiente Ruhe zu erhalten.

Aber am liebsten und im Inneren wünsche ich mir, wie jeder normaler Mensch dazu zugehören und nicht anders zu sein. Mich in der Gesellschaft mit ein zuintegrieren und Freunde zu finden. Ebenfalls über die neusten Dinge zu reden, um zu beteuern, auch Interesse für etwas zu zeigen. Einfach sprechen können, Wörter und Laute von sich geben und den Klang meiner eigene Stimme vernehmen. Doch wird das jemals passieren?

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ꇙɪʟᴇɴᴄᴇ  ℘sʏᴄʜᴏ☘ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt