【Kᴀᴘɪᴛᴇʟ ²¹】

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Die erste Pause verbringe ich in der Bibliothek, in der sich kaum ein anderer Schüler befindet und widme mich dem lesen meines Lieblings Romans zu. Jedoch schwanken meine Gedanken hin und her, weshalb ich mich nicht komplett auf das Buch konzentrieren kann. Immer noch schwirrt mir das Ergebnis von letzter Nacht, in welchen "Red" und ich diesen Test durchführt haben.

Ich bin sichtlich überrascht wie das Ergebniss aussah, denn tatsächlich bin ich in der Annahme, nicht nur auf das weibliche Geschlecht zu stehen, sondern auch meinesgleichen. So kommt es auch, dass "Red" erneut den Platz in meinen Gehirn einnimmt und er auch wohl nicht so schnell wieder weg gehen wird. Wie sonst auch, stelle ich mir die Frage, wann "Red" endlich seine Maske fallen lässt und sich als den üppigen, nicht mehr wieder auftauchenden Schulkamerad, zu erkennen gibt.

Doch dann wird mein Gedankengang unterbrochen als ich eine Präsens gegenüber mir spüre. Den Kopf vom Buch abhebend, mustere ich in die strengen Augen meines Klassenkameraden, der den Namen Min Sangyeol trägt. Er gehört zu den klügsten Köpfen dieser Schule und nun sitzt er in diesem Augenblick genau gegenüber mir und betrachtet mich mit prüfenden Augen. Von seiner plötzlichen Anwesenheit verwundert, schnappe ich mir ein Stift und schreibe auf ein leeres Papier, was der Streber von mir denn wolle.

»Ich bin von dir überraschterweiße ziemlich beeindruckt«, offenbart er monoton, was mich eher irritiert, was gut bei meinem Gesichtsausdruck zu deuten ist. Sangyeol, der wiederum nicht lange um dem heißen Brei redet, erklärt mir, dass er vom Klassensprecher Kim Noah erfuhr, wie ziemlich brilliant, ich Gedichte schreibe. Doch anschließend stellt er mich zur Rede, weshalb ich mein Talent so spöttisch an dieser grauenhafte Schule vergeude.

»Ich frage mich wirklich, was dich veranlagt hatte, diese Schule zu besuchen. Doch ich an deiner Stelle würde ich sie einfach abbrechen«, sagt er mit einer ernsten Stimme und ich sehe keine andere Möglichkeit an, als ihm mitzuteilen, dass ich nur die Befehle und Privilegien meiner Eltern befolge. Mich begeistert es nämlich nicht als er mich noch davor als dumm betitelt hatte. Von dieser Antwort meinerseits, ist Sangyeol nicht zufrieden, sondern stimmt ihm eher wütender.

Daraufhin macht er gemeine Bemerkungen und beschimpft dem Brünetten als Marionette und Sklave seiner Eltern. Er höhnt schon regelrecht über ihn und trotz seiner lauten Lautstärke unternimmt niemand dagegen was, im wieder für Ruhe zu sorgen. Nach Minuten des spöttens scheint sich der Streber wieder beruhigt zu haben und stellt dem Eingeschnappten, nun mit leisere Lautstärke, eine wichtige Frage, welche selbst der stille Junge sich nie stellte.

»Leidest du eigentlich an selektive Mutismus oder bist du komplett stumm?«

Hä?

Mit dieser Frage nichts anzufangen, sehe ich ihn bloß verwirrt an, was den anderen ebenfalls irritiert. »Sag nicht, dass du davon noch nie zu hören bekamst«, kann es der Streber nicht ganz fassen, dass ich von diesen Begriff noch nie hörte. Peinlich berührt schüttle ich dem Kopf, um zu deuten, dass ich davon wirklich nichts wusste und frage ihn daraufhin auf dem den Blatt, was dieser Mutismus sei.

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Genervt schnaubt der Gefragte auf ehe er seine Brille, welche er auf seiner Nase trägt, zurecht rückt und ihn in kurzen Sätzen erklärt, was das genau ist. [...]Also wärst du eigentlich in der Verfassung zu sprechen, jedoch erlaubt es dein Körper nicht, da du so eine Art Schutzmechanismus besitzt. Aber unglaublich, dass du davon nichts wusstest. Dies beweist nur, wie dich deine Eltern elend erziehen. Du wirst auf ewig auf ihrer Nase tanzen und nichts hättest du dagegen unternehmen können«

Mit diesen Worten und einen lässt er mich geschockt, mit letzten Worten allein. »Ich würde dir raten, eine Psychologin aufzusuchen, denn eine wird bei dir wohl dringend benötigt« Enttäuscht von dieser Erklärung, stauen sich viele neue Fragen in meinem Kopf an. Ich verstehe für einen Moment einfach die Welt nicht mehr. Denn würde dies tatsächlich stimmen, so wolle ich am liebsten direkt los schreien. Zu lange habe ich mir schweigend den Verlauf der Welt beobachtet. Langsam müsste es doch an der Zeit kommen, dass ich endlich mit Worten handle.

Ohne groß darüber jetzt nachzudenken, hole ich mein Tagebuch aus der Tasche raus und beginne direkt, mir all die neu gewonnenen Information zu notieren. In mir entfacht sich in dem Zeitpunkt ein Feuer, welches den Hoffnung trägt, doch noch irgendwann sprechen zu können. Ich will endlich reden und mit andere auf sprachliche Ebene kommunizieren.
Denn dies ist mein größter Wille.

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ꇙɪʟᴇɴᴄᴇ  ℘sʏᴄʜᴏ☘ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt