【Kᴀᴘɪᴛᴇʟ 10】

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Würde sie erfahren, dass ich ein Mobbing-Opfer bin, dann würde sie sich für alldem, die Schuld geben. Sich selbst als eine schlimme Mutter betiteln und beschimpfen, alles falsch gemacht zu haben.

Meine Mutter ist selbst psychisch instabil, weshalb es zu manchen Fällen kommt, inder sie ein oder mehrere Male zusammenbricht oder eine depressive Phase erlitt. Und ausgerechnet hatte sie sich für einen Job entschieden, der nicht nur psychische sondern auch physische Belastung mit sich bringt. Doch für sie gibt es keinen besseren Beruf, der ihr gefällt.

Nachdem Essen bleiben wir noch schweigend am Tisch sitzen, bevor sie die Stille bricht und ihre Stimme erhebt. »Wie läuft es eigentlich so in der Schule?«, fängt sie wohl mit dem ungünstigen Thema an, was in mir ein mulmiges Gefühl im Magen auslöst. Keine passende Antwort zu finden, zucke ich gleichgültig mit den Schultern und möchte mich, um vor der Unangenehmlichkeit dieses Gesprächs zu entfliehen, gerade vom Stuhl erheben. Doch bevor ich das Esszimmer verlasse, bittet sie mich hastig, noch kurz zu warten und wieder am Esstisch Platz zu nehmen.

"Du willst aber nicht mit mir über die Schule reden?", vergewissere ich mich in Gebärdensprache und erhalte  ein »Nein« ihrerseits. Seufzend mache ich mich daher wieder zurück zum Tisch ehe die brünette Schönheit stadessen, sich vom Stuhl erhebt und im Wohnzimmer, etwas holen geht. Als sie wieder kommt, hält sie ein dickes Notizbuch in den Händen und überreicht diesen mit einen unsicheren Lächeln mir.

Irritiert betrachte ich das Notizbuch und wende den Blick skeptisch zu ihr, die sich neben mir Platz nimmt und den Augenkontakt auffordernd erwidert. "Was soll ich damit?", verlange ich zu wissen, nachdem ich das Buch auf dem Tisch lege und nicht begreife, für was ich ein Notizbuch benötige. Diese Frage wird mir schnell beantwortet, indem sie das Buch so hinschiebt, sodass es zwischen uns liegt und es aufklappt.

»Naja, da du mittlerweile 13- und im Beginn einer Pubertät bist, dachte ich mir, dass du wie jede normale Teenager ein Tagebuch führen könntest. Du weißt schon...um deine Gefühle aufs Blatt zuschreiben und eine Art Eintrag von allen Tagen führen. Damals als ich in deinem Alter war, hatte ich auch eines und es hatte mir wirklich in manchen Situationen geholfen, mich wieder selbst zufinden. Es wird dir gut tun und kann auch nicht schaden«, erklärt sie mir, worauf ich innerlich die Augen genervt rolle.

Was bin ich? Ein Mädchen? Never.

Doch das kann ich ihr niemals   mitteilen, weshalb ich zaghaft nicke und dieses Buch- wenn auch ungewollt, an mich nehme und mit meinen Fingern ein "Danke" forme. Daraufhin werde ich in eine wärmende Umarmung gezogen, welche ich zögernd erwidere und danach endlich den Weg in mein Zimmer anschlage.

Immerhin hatte ich davor "Red" eine Nachricht hinterlassen, bevor ich zum Essen ging und erhoffe nun, eine Rückantwort seinerseits zu erwarten. Tatsächlich blinkt mein Computer rot, was signalisiert, eine neue Mail erhalten zu haben und gespannt setze ich mich auf dem Drehstuhl, während ich das Notizbuch hinter mir auf dem Bett werfe und mit dem Maus-Pfeil auf die neue Nachricht klicke.

Silence:
Ich weiß zwar nicht genau, wer du bist...dennoch geht das Schreiben mit dir in Ordnung.


•| ⊱✿⊰ |•

Unknown:
Du weißt gar nicht wie glücklich du mich damit machst. Du wirst es nicht bereuen.

Silence:
Du bist glücklich darüber, dass ICH mit dir schreibe? Wie komme ich zu der Ehre?

Unknown:
Huh...welche Ehre denn? O.o Also-
Es ist halt schön mit einem Gleichgesinnten zu schreiben...Ich meine, ich weiß wie du dich fühlst, aber du bist ja in der festen Überzeugung, das einzige Opfer zu sein.

Silene:
Moment mal. Was fasselst du da mit "einziges Opfer"? Hör auf, mir sowas zu verwerfen. Ich weiß nicht, ob du jemals über mich wirklich hörtest, aber ich hab's noch weniger leichter. Ständig von jedem dumm angemacht- und geschubst zu werden. Schläge kassieren, die mir nicht allzu schmerzen als die grausamen Worte, die mir tagtäglich an den Kopf geworfen werden...Ich bin doch nur das stumme Opfer, dass zu feige ist, um zu "petzen", da ich keine verfickten Worte von mir geben kann. Heilige scheiße Mutter Maria- Wieso erzähle ich dir das alles? Am Ende bist du doch eh einer diese gemeinen Täter, die sich einen Spaß mit mir erlauben und mich verarschen und erniedrigen wollen...

Unknown:
Witzigerweise kann ich alles nachvollziehen, was dir angetan wurde. Denn immerhin wurde MIR verdammt das selbe angetan! Und wenn du eine Vermutung hast, wer ich sein könnte, dann behalte deine gottverdammte Vermutung für dich. Wieso zum Heck streite ich mich überhaupt mit dir? Ich wollte bloß mit dir Freundschaft knüpften, da ich mich mit dir verbunden fühle...Vielleicht ist es auch kitschig & so ein kack, aber ich sehe dich irgendwie als einen Seelenverwandten an...Und glaub mir....Ich würde niemals dein Vertrauen missbrauchen.
Versprochen.


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ꇙɪʟᴇɴᴄᴇ  ℘sʏᴄʜᴏ☘ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt