𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑 19

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Yoongi's Point of View

Mit rasendem Herzen kam ich in meiner Wohnung an. Ich war auch den restlichen Weg gerannt. Es war zwar nicht weit, aber ich machte keinen Sport, hatte dementsprechend wenig Ausdauer.

Meine Wohnung war in Dunkelheit gehüllt. Fenster hatte ich nur in zwei Räumen, und um das Licht an zu machen hatte ich nicht genug Geld. Meine Stromrechnung war auch so schon hoch genug. Meine Tasche schmiss ich einfach in eine Ecke und machte mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Dort angekommen schlug ich die Tür hinter mir zu und ließ mich kraftlos auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Mein Blick streifte die Schublade meiner Kommode auf der anderen Seite des kleinen Raumes. Dort, wo ich sowohl einige Rasierklingen als auch einiges an Tabletten verstaut hatte.

Das Verlangen die Schublade zu öffnen und den Inhalt zu benutzen war groß, doch wusste ich, dass ich mit den Tabletten haushalten sollte. Heute Morgen hatte ich schon zwei genommen. Wenn ich so weiter machte, würde ich schon nach der Hälfte des Monats keine mehr haben.

Verzweifelt strich ich mir meine verschwitzten Haare aus der Stirn. Mein Blick wanderte hektisch durch den Raum während ich versuchte meinen schnellen Atem zu beruhigen.

Das ist alles nur Hoseok's Schuld.

Sagte eine leise Stimme in meinem Kopf. Und sie hatte Recht. Seitdem Hoseok wieder in meinem Leben war ging es mir noch dreckiger als vorher. Sooft ich mir auch sagte, dass es keinen Unterschied machte, dass er mir genauso egal wie die anderen war... Mich überkam trotzdem noch der gleiche Schmerz... Jedes Mal wenn ich ihn sah, jedes Mal, wenn ich ihn hörte, wie an dem Tag an dem ich realisiert hatte dass er mich verlassen hatte.

Es machte mich wütend. Der Gedanke, dass er mit seiner Präsenz meine schwer aufgebaute Mauer einfach so einreißen konnte.

So lange hat es gebraucht bis ich meine Gefühle vollkommen ausblenden konnte und einfach nur noch eine leere Hülle war, und innerhalb weniger Tage war all dies umsonst. Und wieder musste ich diese unerträglichen Schmerzen ertragen.

Wie schon so oft fragte ich mich ob ich diesem Leben nicht einfach ein Ende setzen sollte.

Es gibt eine Möglichkeit wieder alles zu vergessen. Um wieder nichts zu fühlen.

Wieder hafteten meine Augen auf meiner Kommode. Dieses Mal allerdings eine Schublade über der mit meinen Antidepressiva und Klingen. In dieser Schublade verbarg sich etwas ähnliches, was ich jedoch nur im absoluten Notfall benutzte, einfach da es fast unmöglich war mit dem wenigen Geld was ich zur Verfügung hatte an so etwas heran zu kommen.

Genau das ist es, was du jetzt brauchst.

Mit knackenden Gelenken erhob ich mich. Die Schublade machte ein leicht quietschendes Geräusch als ich sie öffnete. Das erste was ich herausholte war ein dunkelblaues Halstuch mit gestickten Ornamenten. Es war hübsch, wahrscheinlich sogar aus Seide. Vor zwei Jahren hatte ich es mal auf der Straße gefunden und mitgenommen.

Mit geübten Handgriffen band ich mir das Tuch um meinen Oberarm und machte den Knoten dabei so fest wie ich konnte, sodass nach kurzer Zeit die Adern die durch meinen Arm flossen in einem kräftigen Blau sichtbar wurden. Als nächstes nahm ich eine kleine Spritze aus der Schublade. Den Plastikdeckel nahm ich ab, und stach die Spitze mit Kraft direkt in eine der Adern an meinem Arm. Der kurze Schmerz machte mir nichts aus.

In Erwartung auf die baldige Ruhe in meinem Kopf drückte ich das Ende der Spritze hinunter sodass der Inhalt sich mit dem Blut in meinem Körper vermischte. Die Spritze zog ich daraufhin wieder raus und schmiss sie zurück in die Schublade.

Mir war bewusst das mein Trip nicht mehr weit entfernt war und ich bald keine Kontrolle mehr über mich haben würde...

▪︎𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐢𝐬 𝐭𝐡𝐞 𝐤𝐞𝐲 - 𝐬𝐨𝐩𝐞▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt