,,Ich glaube, wir sind einfach grundverschieden."

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,,Warte mal, Janne zieht in die Wohnung über dir?" ,,Wenn ihr in der nächsten Etage in die Wohnung auf der rechten Seite müsst, dann ja", kam prompt die Antwort. Johanna bestätigte das, was dazu führte, dass sie die Treppe weiter hoch gingen. Jannes Vater schloss die Wohnung auf, woraufhin alle nach ihm eintraten. Die Wohnung hatte drei Zimmer, die schon ihren jeweiligen Zweck zugeteilt bekommen hatten. Deswegen holte Johanna auch den kleinen Hefter vor, den ihre beste Freundin schon vor Monaten angelegt hatte. Darin waren die Pläne für die Einrichtung der verschiedenen Räume, die Johanna jetzt an die anderen verteilte. ,,Janne hat ziemlich klare Vorstellungen davon, wie die Wohnung auszusehen hat, kann das sein?" ,,Sie ist Bühnenbildnerin. Räume gestalten ist ihr Job", musste als Antwort reichen. Sie hatten noch einiges an Arbeit vor sich.

Während Herr Sörensen noch einmal wegfuhr, um die Farben zu holen, begannen die anderen damit, die Böden abzukleben. Sie unterhielten sich dabei über die verschiedenen Projekte, an denen sie gerade arbeiteten und wieviel für diese noch zu tun war. Johanna saß gerade an einer Weihnachtsgeschichte, die sie mit von Janne gebauten Figuren umsetzen wollte, Ju arbeitete an der Weiterführung des JCU und Rezo drehte fleißig für seinen Zweitkanal. Als Jannes Vater dann wieder zurück war, teilten sie sich auf die Zimmer auf und begannen zu streichen. Auf den Plänen waren auch die Farben vorgegeben. Das einzige, was Janne anscheinend noch nicht durchgeplant hatte, war die Dekoration und wie genau sie die Regale einräumen wollte. Wo diese stehen sollten, war schon lange festgelegt.

Als die Farbe zwei Tage später getrocknet und Regale aufgebaut waren, wollten sie damit beginnen, diese einzuräumen. Rezo öffnete also einen der Kartons für das Wohnzimmer und fragte sich, ob dieser nicht falsch beschriftet war. Er sah auf eine Menge Zeitungspapier, was auf Geschirr für die Küche hinwies. Also rief Rezo nach Jannes Vater, der im Nebenraum war. ,,Auf dem Karton steht Wohnzimmer, richtig?", fragte dieser, als er neben ihn stand. Rezo wies nur auf Edding-Beschriftung. ,,Dann wird das der erste Teil ihrer Schneekugel-Sammlung sein", auf den irritierten Blick des Musikers hin sprach er weiter, ,,Janne versucht aus jeder Stadt, die sie besucht, eine Schneekugel mitzunehmen. Über die Jahre hat sich da einiges angesammelt, auch weil wir ihr häufiger eine aus dem Urlaub mitbringen." ,,Wo kommen die normalerweise hin?" ,,Auf Regale an den Wänden, aber die haben wir noch nicht angebracht, also kannst du den Karton erstmal stehen lassen. In einigen der Kartons müssten ihre Schallplatten sein. Die kommen in das Regal, normalerweise mit System, aber das macht sie später selbst. Da steigt niemand außer ihr durch." Rezo nickte und öffnete weitere Kartons, wobei er nach drei Fehlversuchen auf besagte Schallplatten stieß und diese relativ wahllos in die Regalfächer stellte. Jannes musste einen ausgeprägten Hang zu Ordnung und Organisation haben, wenn man dem Glauben schenkte, was ihr Vater und Johanna so erzählten.

Während Rezo im Wohnzimmer war, versuchten Ju und Rob die Regale im Arbeitszimmer einzuräumen. Zum Glück hatten sie die aus der alten Wohnung übernommen, deren Fächer teilweise beschriftet waren. So mussten sie einfach nur dem System folgen, anstatt selbst erst eines zu erstellen. ,,Haben Janne und du eigentlich was miteinander?", stellte Ju die Frage, die ihm schon länger auf der Zunge lag und unterbrach damit die einträchtige Stille. Rob schaute ihn sehr irritiert, fast schon angeekelt an: ,,Janne ist wie so'n weiterer Falco im TeamBro. Super kreativ, ständig am Musik hören und arbeiten. Es wäre echt komisch mit einer weiblichen Version von Falco zusammen zu sein. Und sie weiß so dermaßen viel über Dinge, von denen ich noch nie gehört habe. Ich habe oft keine Ahnung, worüber ich mit ihr sprechen soll. Ich glaube, wir sind einfach grundverschieden."

Den Eindruck hatte Julien auch gewonnen. Durch die räumliche Trennung und auch den Stress, der durch YouTube entstand, hatte er Rob in den letzten Monaten nicht mehr so häufig gesehen. Trotzdem kannte er seinen Freund noch gut genug, um zu wissen, dass er nicht zu Janne passen würde. Zwar kannte er sie größtenteils nur aus Erzählungen von anderen und war ihr bisher nicht begegnet, aber was er gehört hatte, reichte ihm, um festzustellen, dass ihre Interessen Robs kaum ähnelten. Und auch wenn sich Gegensätze oft anzogen, schien das bei den beiden nicht der Fall zu sein. Er konnte sich sogar vorstellen, dass die Freundschaft komplett auseinander brechen würde, jetzt wo sie keine Nachbarn mehr waren. Diese Tatsache war die Basis für alles gewesen und sobald die Realität ihr nicht mehr entsprach, würde vielleicht alles vorbei sein. Aber jetzt müssten sie erst einmal die Wohnung fertig bekommen, damit Janne nächste Woche einziehen konnte. 

Living next door to Janne (Rezo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt