•Kapitel 10•

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- SICHT TADDL -

Nach meinem kurzen Blackout stieg ich wortlos mit in den Krankenwagen ein. Ich musste vorne sitzen, weil hinten zu wenig Platz war. Die Fahrt dauerte Jahre. Und dann musste ich auch noch ins Wartezimmer.
Manu lebte noch.. Oder?
Ich spürte einfach nichts. Ich sah meine Umgebung durch einen grauen Schleier und schenkte ihr keine weitere Beachtung. Wozu auch? Mein Kopf war leer. Fast. Vor meinem inneren Auge war nur Manu, wie er an dem kleinen See stand und sich total fasziniert umschaute. Er sah so verdammt süß aus! Doch plötzlich schob sich das Bild von dem blutüberströmten, am Boden liegenden Manu dazwischen und zerstörte meine so wunderschönen Erinnerungen. Ich merkte gar nicht, dass ich weinte, bis etwas Nasses auf meine Hand tropfte. Ich machte mir nicht die Mühe, die Tränen wegzuwischen. Wozu auch?
Eine unangenehme Kälte breitete sich von meiner Brust durch meinen ganzen Körper aus, bis auch die letzte Stelle eiskalt war. Ich versuchte krampfhaft, mich an einem schönen Bild von ihm festzuhalten, damit ich die Kälte irgendwie vertreiben konnte. Ich klammerte mich an seine wunderschönen giftgrünen Augen und versank in ihnen. Wie ein Film liefen alle unsere gemeinsamen Erlebnisse vor meinem geistigen Auge ab. Gute wie schlechte...
Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon saß. Meine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Stein. Langsam hob ich meinen Blick, als ich Schritte hörte, die auf mich zukamen. Es war ein Arzt, der mit unidentifizierbarer Miene vor mir stehen blieb und auf mich herabsah. Ich war zu schwach, um aufzustehen, also starrte ich ihn einfach fragend von unten herab an. Er seufzte. "Ich muss Sie leider enttäuschen..." Mehr hörte ich schon gar nicht mehr. Manu war nicht tot. Das konnte einfach nicht sein... Wo waren die versteckten Kameras? 
Ich wollte schreien, doch es kam kein Ton aus meinem Mund. "Würden Sie jetzt bitte mitkommen?", fragte der Arzt. Ich folgte ihm wortlos. Ich merkte nicht, wo wir überhaupt hinliefen, da ich zu sehr in Gedanken versunken war. Nach einer Ewigkeit waren wir angekommen. In einem normalen Krankenzimmer. 
Manu... Er lag in einem viel zu großen Bett.
Seine Haare waren stumpf und hingen ihm wirr ins Gesicht. Immerhin verdeckten sie die Platzwunde... Ganz langsam setzte ich mich in Bewegung. Meine Schritte waren steif und viel zu laut in meinen Ohren. Endlich war ich an Manus Bett angekommen. Ich sah auf ihn herab. Wegen der Decke konnte ich nichts außer seinem Gesicht sehen. Seine Haut war weiß und bildete einen starken Kontrast zu seinen schwarzen Augenringen. Seine Lippen waren rau. Und lila... Mein Herz krampfte sich zusammen, als der Arzt sagte: "Sie müssen jetzt Abschied nehmen." Keine Zeit der Welt würde ausreichen, damit ich richtig Abschied nehmen konnte. Vorsichtig strich ich ihm seine Haare aus dem Gesicht und ignorierte gekonnt die Wunde. Ganz langsam senkte ich meine Lippen auf seine. Sie waren wie ein eiskalter rauer Widerstand. "Ich liebe dich", hauchte ich gegen seine Lippen und richtete mich wieder auf. 
Dann drehte ich mich wortlos um und verließ den Raum..
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Habe diesen Teil jetzt schon veröffentlicht, weil mein Boyfriend mehr davon braucht.., hi.

°Heaven°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt