•Kapitel 12•

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-Sicht Taddl-

Man konnte es nicht einmal wirklich Schlaf nennen. Es war kein bisschen erholsam, im Gegenteil, eine wahre Qual. Ich konnte meinen Träumen nicht sofort entkommen. Erst musste Manu sterben... Immer und immer wieder. Jedes Mal schrie er nach meiner Hilfe, doch ich konnte mich nicht bewegen und nur zuschauen. Jedes Mal mehr Blut und Qual. 
Entsetzt riss ich meine Augen auf und saß plötzlich kerzengerade im Bett. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich ließ sie einfach laufen. Plötzlich fing ich an zu zittern. Ich kippte schwach zur Seite um und rollte mich zusammen. Wie schön wäre es, wenn Manu jetzt neben mir liegen würde... Oder noch besser in meinen Armen. Mein Schluchzen blieb in meinem trockenen Hals stecken und ich musste husten, was nicht gerade dazu beitrug, dass sich mein Hals besser anfühlte. 
Vielleicht sollte ich mal nach Ardy gucken. Er machte sich bestimmt Sorgen...
Ganz langsam stand ich auf. Meine Beine knickten immer wieder ein, weshalb ich eine Ewigkeit zur Tür brauchte. Erst nach mehreren Versuchen ließ sich der Schlüssel endlich im Schloss drehen. Mit einem viel zu lautem Kacken schwang die Tür auf. Ich brauchte eine Pause und rutschte unsanft am Türrahmen hinunter. Ich krallte meine Fingernägel in meine Arme. 
Manu... Ich vermisse dich.
Ich liebe dich.
Ich brauche dich...
Meine Arme fingen an zu bluten, aber das war mir egal. Mein Herz blutete schlimmer... Plötzlich hörte ich Schritte. Ohne mir die Arbeit zu machen nachzuschauen, wusste ich, dass es Ardy war. Er kniete sich neben mich und strich mir beruhigend über den Arm. Ich wusste, dass er sich verdammt große Sorgen machte. Er sah mich ungläubig an, als er das Blut an seinen Händen bemerkte.
"Taddl?", flüsterte er leise. Ich reagierte nicht und starrte weiter an die gegenüberliegende Wand. Ardy warf mir noch einen seltsamen Blick zu, dann ging er.
Ich war so alleine... Niemand verstand mich... Nur Manu... Ich schleppte mich in mein Zimmer zurück und schloss die Tür ab. Wütend schnappte ich mir ein Kissen und warf es quer durchs Zimmer. Es verursachte so gut wie keine Unordnung. Aber ich wollte Chaos!
Ich wollte, dass es so aussah wie in meinem Kopf. Ich schmiss weiter wild meine Möbelstücke durch die Gegend und überhörte dabei Ardys verzweifelte Versuche, zu mir durchzudringen. Als ich keine Kraft mehr hatte, sackte ich mitten im Raum zusammen. Die am Boden versteuern Möbelstücke verursachten einen dumpfen Schmerz, als ich mit Wucht auf sie drauffiel, aber ich bemerkte ihn noch gar nicht mal richtig. "Mach die Tür auf! Mach die scheiß Tür auf! Verdammt, Taddl!", kam es von draußen. Ich brauchte eine Ewigkeit, bis ich den Sinn der Worte verstand und ihnen trotzdem nicht nachging.
"Manu!", kreischte ich. Am höchsten Punkt brach meine Stimme ab. Ich musste so sehr husten, dass ich mich sogar fast übergab. 
Mit einem lauten Knall fiel meine Tür in sich zusammen. Ardy torkelte herein und ließ sich neben mir auf den Boden fallen. "Kann ich dich nicht mal eine Sekunde aus den Augen lassen?", flüsterte er und drückte mich ganz fest an sich. Wütend stieß ich ihn weg. Ich will niemanden außer Manu... "Hau ab", knurrte ich. Meine Stimme kratzte fürchterlich, doch es war mir egal.. Ich stand auf und ging ins Bad.

°Heaven°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt