-Sicht Taddl-
In Ardys Armen fühlte ich mich wenigstens ein bisschen geborgen. Sie strahlten eine angenehme Wärme aus und machten mich schläfrig. Ganz langsam nickte ich weg.
Manu grinste mich an und küsste mich. "Ich will unbedingt nochmal zu diesem See", sagte er und seine Augen strahlten. Diesen Wunsch erfüllte ich ihm nur zu gerne, schon allein, um ihn so begeistert und glücklich zu sehen. Ich nahm seine Hand und lief so mit ihm durch die Straßen.
Es war totenstill.
Aber das war mit sowas von egal. Ich spazierte hier Hand in Hand mit Manu, dem Mann, den ich über alles liebte, durch die Stadt.
Was wollte ich mehr? Jede Sekunde mit ihm war das schönste Geschenk, das man mir machen konnte.
Wir mussten noch eine Straße überqueren. Es gab überhaupt keinen Verkehr. Doch sobald Manu den brüchigen Asphalt betrat, waren tausende Autos um mich herum. Panisch suchte ich nach einem Weg und schrie Manus Namen, bis das meine Stimme nicht mehr mitmachte.
Dann war es wieder still.
Und da lag Manu wieder...
Blut. Überall. Gebrochene, verdrehte Gliedmaßen und ausgekugelte Gelenke.
Ich wollte zu ihm rennen, doch ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mit Tränen in den Augen musste ich zusehen, wie er langsam aufstand. Es war wahrlich kein schöner Anblick und mir wurde schlecht davon.
"Taddl?", hauchte er bedrohlich leise und kam ganz langsam auf mich zu. Ich konnte keine Angst vor ihm haben, ich liebte ihn...
Die Hälfte seiner Gesichtshaut klappte weg und ein tiefschwarzer Schädelknochen kam darunter zum Vorschein. Mein Hals kratzte fürchterlich von dem schlimmen Würgereiz, der mich bei seinem Anblick überkam. Er bewegte sich plötzlich so schnell, dass meine Augen nicht mehr mitkamen. Er stand auf einmal hinter mir und fuhr mit seinen eisigen knochigen Fingern über meinen Rücken.
"Du liebst mich nicht!", kreischte er in mein Ohr und verursachte damit stechende Kopfschmerzen, die so stark waren, dass mir Tränen in die Augen stiegen und meine kalten Wangen hinunterliefen. Ich zuckte heftig zusammen, konnte aber nichts erwidern. Hilflos musste ich diese unendliche Qual überstehen.
Manu, ich liebe dich! Mehr als alles Andere! "Du liebst mich nicht!
Sonst hättest du mich beschützt! Du hast mich elendig verrecken lassen! Ich bedeute dir nichts! Gar nichts! Du. Bist. An. Meinem. Tod. Schuld!" Ich schreckte schweißgebadet hoch. Nur ein Traum. Zum Glück.
Aber das änderte immer noch nichts daran, dass Manu in Wirklichkeit gestorben war...