f i f t e e n

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Später spielten wir aus reiner Langeweile etwas Fussball in seinem relativ schönen Garten. Bald war klar, dass ich niemals gegen ihn eine Chance hätte, weswegen er mir erst die Grundlagen erklärte und mir dann erläuterte, wie man am idealsten angreift.

Ebenso hatte er mir gezeigt, woran man erkennt, in welche Richtung der Gegner vermutlich schiessen würde und wie man die Gegner irritieren konnte.

Gegen 4:30 pm fuhren wir in die Stadt. Er meinte, es sei doch etwas Abwechslung für mich. Auf der Fahrt fiel mir auf, dass er einen grossen Umweg zu machen schien, da wir plötzlich auf der Autobahn fuhren.

Er parkte auf einer Raststätte und sah mich an. "Was machen wir hier?", wollte ich irritiert wissen. "Ich will jetzt wissen, was dein Vater mit dir gemacht hat", sein Ton war kalt und nicht so warm wie sonst.

"Nein", leistete ich Widerstand. Es ging ihn einfach nicht an. "Immer nein! Mein Gott, ich gebe dir ja die Zeit, die du brauchst, aber ich patze bald vor Neugier", er klang niedergeschlagen und liess seinen Kopf aufs Lenkrad fallen.

"Ich weiss nicht, ob ich es überhaupt jemanden erzählen werde... Es ist schon lange her, verstehst du?", murmelte ich und fuhr mir durch die Locken. "Wie lange?", Louis sah mich an. "Acht Jahre", ich vermied Blickkontakt.

"So lange schon? Und du musstest das alles in dir herum tragen?", Louis klang besorgt. "Meine Schwester und meine Mutter wissen es, aber sonst keiner", murmelte ich und sah aus dem Fenster. "Was hat er denn getan?", versuchte Louis es wieder.

"Erzähl ich dir ein anderes Mal", ich sah ihn an. "Verstehe", Louis blickte zum Gebäude, das auf der Raststätte seinen Platz mal gefunden hatte. "Was hältst du davon, wenn wir uns hier was zu essen holen?"

Ich stimmte zu und stieg ganz gelassen aus. Es war ein recht befüllter McDonalds, was mir leicht Sorgen bereitete. Wir bestellten und setzten uns dann an einen freien Tisch. Dann fingen wir an zu essen.

Anfangs war alles perfekt, bis sich an den Nachbarstisch sich ein älterer Mann hinsetzte und sein Essen langsam aufass. Doch ich erkannte ihn. "Ich gehe kurz aufs Klo", äusserte ich mich nervös und erhob mich sofort. Bevor Louis irgendwas erwidern konnte, befand ich mich schon bei den Toiletten.

"Harry?" Ich drehte mich um und blickte den älteren Mann, welcher sich als mein Vater herausstellte, angewidert an.

"W-Was?", ich war nervös, hatte unfassbare Angst vor ihm. "Was machst du hier?", wollte er wissen. "Geht dich nichts an", antwortete ich und verkrampfte mich direkt. Er räusperte sich. "Tut mir leid?" Ich lachte bitter auf und verschränkte meine Arme.

"Das soll alles rückgängig machen? Ein Tut mir leid?" Er sah mich verlegen an. Ich liess ihn somit alleine stehen und kehrte zu Louis zurück. Dieser drückte mir den Autoschlüssel in die Hand und sagte: "Ich hole uns noch irgendein Eis, du kannst aber schon mal zum Auto gehen."

Das Lächeln auf seinen Lippen war unglaublich warm, weswegen es mir schon besser ging und ich zustimmend runterlief. Im Auto atmete ich frustriert aus und machte das Radio an.

Kurz darauf kam Louis mit dem besagten Eis zurück, welches wir uns teilten. Dann fuhren wir wieder nach London, wo er mich bei mir absetzte. "Ich schreib dir", grinste er und fuhr fort.

Ich zitterte wieder. "Gem?", ich klopfte an ihrer Zimmertür. Diese wurde geöffnet. "Ja?", sie musterte mich. "I-ch habe ihn gesehen...", murmelte ich und riss mich zusammen. "W-Was?! Hat er dir was getan?", Gemma klang entsetzt. "N-Nein, er hat sich nur bei mir entschuldigt, aber verziehen habe ich ihm nicht", erwiderte ich dezent niedergeschlagen.

Sie sah mich bemitleidend an. Ich lief dann in mein Zimmer und hörte etwas Musik. Die Zeit verging rasch. Louis schrieb mir gegen 6:30 pm.

Louis: Hey Hazza ;)

Harry: Hey

Louis: Was geht so?

Harry: Nicht sonderlich viel, bei dir?

Louis: Hatte eben Training, könnte rein theoretisch herkommen ;)

Harry: Ne, lass mal. Will gerade keinen sehen...

Louis: Warumm? ;(

Harry: Habe meinen Vater heute gesehen....

Louis: Bin unterwegs!

Ich atmete dezent frustriert aus und lauschte wieder der lauten Musik.
Nach kurzer Zeit klopfte es heftig an der Tür, weswegen ich die Musik leiser drehte und die Tür öffnete, wo vor Gemma stand.

"Louis ist da", lächelte sie aufmunternd und ging dann wieder. Ich fuhr mir kurz ausatmend durch die Locken und lief dann die Treppe runter, dies aber immer noch mit keiner Lust irgendjemanden sehen zu müssen.

Auf der Couch sass Louis und machte seelenruhig etwas auf seinem Handy. Ich holte mir in der Küche eine Banane und fing an diese zu essen, während ich zu Louis lief. "Hey Hazza", lächelte dieser. Ein Stück der Banane biss ich ab und setzte mich hin.

"Wo hast du ihn denn gesehen?", kam Louis direkt ernst und besorgt auf den Punkt. "Im McDonald's", murmelte ich sehr leise. "Wo sass er?", wollte Louis besorgt wissen. "Nebenan", erwiderte ich flüsternd und fing an zu zittern.

Louis erwiderte nichts und legte einfach einen Arm um mich, da er scheinbar merkte, wie nervös ich gerade war. Ich biss wieder von meiner Banane ab und spürte dann, wie Louis seinen anderen Arm auch um mich legte und seinen Kopf auf meiner Schulter legte.

Es war eine angenehme Nähe. Sehr angenehm. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber dann kam mir die Situation doch ein bisschen seltsam vor, weshalb ich direkt fragte: "Was machst du?" Er hob seinen Kopf an und flüsterte dann: "Dir ein bisschen das geben, was dir anscheinend fehlt." Gleich darauf musste er lächeln und legte seinen Kopf wieder auf meine Schulter.

Ich ass die Banane fertig und griff dann zur Fernbedienung. "Nein", Louis nahm diese mir aus der Hand. "Warum?", ich sah ihn verwirrt an. "Weil das den Augenblick zerstören würde", lächelte Louis wieder und atmete tief durch.

"Louis, warum machst du das überhaupt?", wollte ich nach ungefähr fünf Minuten wissen, in denen ich ausgiebig über die Liebe und dem, was man mir beigebracht hatte, nachdachte. Nie wurde mir gesagt, dass es auch sein kann, dass ein Junge die Nähe zu einem Jungen suchte und auch nie 'n Mädel die Nähe zu 'nem Mädel suchte.

"Was meinst du?", Louis setzte sich normal hin und nahm seine Arme zu sich. "Sehe ich so weiblich aus?", murmelte ich mit zitternder Stimme. "Wie kommst du darauf?", er sah irritiert, aber auch verlegen, weg.

"Weil man echt ein Vollidiot sein muss, wenn man denken würde, ein Junge würde etwas von einem Anderen wollen, geschweige denn nur die Nähe suchen", murmelte ich wieder. "Was?", Louis sah mich nun wieder an, doch in seinen Augen spiegelte Verwirrung sich wieder.

"Redest du von Homosexualität?"

vatertag || l. s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt