ᶜʰᵃᵖᵗᵉʳ ᵗʷᵉᶰᵗʸᵒᶰᵉ

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Was bis jetzt passiert ist:
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"Leck mich, ich schreib der nicht." zische ich.

Es fühlt sich gut an das zu sagen, so befriedigend sich gegen etwas zu wenden mit dem Wissen alles richtig zu tun.
Es sind diese Moment in denen ich mich doch gegen sie wende und so zufrieden damit bin, weil ich weiß das ich es eigentlich öfter tun sollte.
Ich brauche keine Bestätigung dafür ob das falsch oder richtig ist.
Doch das sieht er nicht so.

Ich bin schon an der Tür als er mich wegen der Worte brutal an meinem Ärmel zurückzieht.
Meine Mutter kreischt auf, doch ich rieche nur seinen Raucheratem während ich aufschreie und er mich erschrocken los lässt.
Dann ist erst entgültig Ruhe.

Die angespannte Stimmung verschwindet erst dann als ich bereits angeknackst die Haustreppen runter renne, zu meinem Termin.
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Mein Herz rast immernoch als ich die Straße runterenne, direkt zu der Bahn damit ich sie vielleicht doch noch bekomme.
Der Adrenalin in meinem Körper der dagegen ankämpft an diese Momente zu denken, und meine Augen die brennen wegen des aufbrausenden Winds.
Immer mehr muss ich blinzeln doch kämpfe dagegen an richtig zu beginnen zu weinen, jeder Schritt den ich in Richtung U-Bahn tue ist eine Qual die mich meine Enttäschung spüren lässt.
Meine Angst, meine Unwissenheit darüber was ich tun soll, wohin ich nach dem Kinofilm hin soll, denn nach Hause kann ich jetzt nicht.
Das mein Vater mich so behandelt hat wird dort nur tot geschwiegen oder ich werde auf der Stelle wieder damit terrorisiert. Beides ist unerträglich, doch obwohl ich es lieber umgehe zwingt sich langsam etwas in mir auf, etwas das zeigt das es eben genau so nicht weiter gehen kann.

Du hast gesehen was passiert. Beim nächsten Mal wird es schlimmer.

In mir schreit es nach Klarheit, ich möchte es ihnen so gerne sagen, denn ich halte es nichtmehr aus so behandelt zu werden. Mir sind die Konsequenzen egal, ich will nur das man aufhört mich zu Dingen drängt die ich nicht will, oder etwas lenken kann. Ich möchte nicht mehr länger darunter leiden, doch gleichzeitig kann ich nicht einschätzen was ich für eine Bombe hochgehen lasse wenn ich sage das ich schwul bin. Warscheinlich nochmal eine viele größere als die die in mir herrscht weil ich es eben nicht sage.

Ich stolpere, atme unregelmäßig, die Tränen der Last rollen mit großem Gewicht meine Wangen runter, doch sie nehmen mir nicht das Gefühl verloren zu sein. Stattdessen verschlimmern sie die Verzweiflung, die nach wenigen Sekunden durch unregelmäßige Geräusche aus meinem Mund kommen. Es ist ein Schluchzen, meine Lungen pressen sich zusammen vor Schmerz und lassen mir keine Luft zum Atmen übrig, bis ich anhalte und mich stumm an die nächstbeste Hauswand presse, bis das Hicksen wieder auhört und ich Sauerstoff bekomme.

Der Bus ist noch nicht da. Es ist nichts in Sicht als ich mit verschwommenen Blick um die Ecke biege und mir die Tränen wegwische.
Und vielleicht ist es besser so, denn ich brauche Zeit.
Ich brauche Zeit um mich zu richten, ja, um die Tatsachen die in meinem Gesicht zu sehen sind zu richten.
Und ich muss mein komplettes Leben richten, glatt streichen wie ein Hemd und dann falten um anschließend so zu tun als wäre alles in Ordnung.
Die Bushaltestelle kommt näher bis ich mich auf eine der Sitze sinken lasse.

Dann atme ich erst das erstemal so richtig durch.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.

Du hättest schlechter wegkommen können. Das ist schon in Ordnung.

Es stimmt, ich hätte schlechter wegkommen können, das Gespräch hätte schlimmer verlaufen können rede ich mir ein.

Aber warum fällt mir dann keine noch schlimmere Situation ein?

𝐃𝐢𝐩𝐬𝐲┃┃𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt