Kapitel 20 -Anderer Blickwinkel Teil 1-

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Rei's Blickwinkel:

Die suche hätte nicht sofort stattfinden müssen oder auch von ihrer Vertretung erledigt werden können, doch als ich sie da in der Bar mit diesem Subaru Okiya gesehen hatte, wie sie gelacht hat, verzog sich was in meiner Magengegend. Sie ging mit ihm so vertraut um und sah sich sogar einen dieser Filme an, über die wir uns immer Lustig machten, wenn Akai etwas zitierte.

Wut kochte in mir hoch und diese Vertrautheit ihm gegenüber war mir zu wieder. Schlimm genug, dass ich sie an Shuichi verloren hatte fast, doch an einen aus der Uni, einem Niemand...

Das konnte ich einfach nicht akzeptieren. Es war schon spät, als ich durchs Fenster eindrang und ihr schlafendes Gesicht betrachtete. Wie gerne hätte ich jetzt ihre einen Kuss auf die Lippen gehaucht, so wie damals in der Pension, wo wir zu dritt in einem Zimmer geschlafen hatten, doch ich riss mich zusammen. Ich platzierte Das Handy und ging, wobei ich einen letzten Blick auf die schlafende Gestalt vor mir warf. Meine Gefühle spielten schließlich nicht nur bei ihr verrückt und ich sollte vorher klären, an welchen der beiden Damen mein Herz mehr hing.

An der Stimme in meinem Ohr, die mich schon so oft begleitet hatte, die für mich auch in den düstersten Momenten da gewesen war, wenn ich sie gebraucht hatte, auch wenn sie bis vor kurzem nur eine körperlose Stimme gewesen ist oder an meine Freundin aus Kindheitstagen? Isabell war seiner ersten Liebe Elena Miyano einfach zu ähnlich, so dass sich auch für sie Gefühle in den letzten Jahren entwickelt hatten und doch war er nie so offen zu ihre gewesen wie zu Ayumi. Sie war die einzige Konstante in seinem Leben und sie kannte alle seiner Fassetten. Sie fürchtete sich nicht vor seinem waren ich, sondern unterstütze ihn dabei und auch wenn es so aussah, als wäre es nur wegen ihres Jobs wusste er doch, dass die Stimme, die endlich auch eine Erscheinung für ihn hatte auch ein wenig mehr für ihn empfand als sie zugeben würde.

Endlich betrat sie das Café, in dem er versuchen wollte ihre etwas näher zu kommen. Sie trug einen schulterfreien Pullover, so dass man die Träger ihres BH's sehen konnte, die jedoch nichts verrieten. Dazu einen langen Rock, er bis zum Boden gehen würde, hätte sie keine High Heels an. Ihre Haare trug sie offen, die ihr dabei leicht gewellt über die Schulter vielen. Alles in allem erinnerte sie mich an die Zigeunerin aus Der Glöckner von Notre Dame, in diesem Moment. Ich hatte bereits alles für sie vorbereitet und war nun gebannt darauf sie in Aktion mitzuerleben. In der Pension war er zu sehr darauf bedacht, sie zu schützen vor den dunklen Gestalten, die sich ebenfalls an jenem Tag dort aufgehalten hatten. Er wusste, dass die Organisation ihn ab und an beschatten ließ, weil sie ihm immer noch nicht trauten. Er musste vorsichtiger sein, er durfte nicht riskieren dass sie ihnen in die Hände viel oder als Bedrohung eingestuft wurde. Doch dieses Mal hatte er ausgiebig Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Hier und jetzt jedoch waren sie allein, zumindest mehr oder weniger. Sie würde einige Zeit brauchen, seine Aufgabe zu bewältigen, doch er würde da sein, um sie dabei zu unterstützen. Er war anders als Akai, er war der bessere für sie und sie würde es mit der Zeit sicher auch erkennen.

Während der Arbeitszeit als Kellner und mit dem Decknamen Toru Amuro, behielt ich sie immer im Blick und als sie langsam vom Bildschirm aufsah, konnte ich ihr direkt in ihre wunderschönen Augen sehen. Ihr Blick traf, dem meinen und für einige Sekunden blieb für mich die Zeit stehen, auch wenn ich wusste, dass sie mit ihren Gedanken ganz wo anders war. Ich konnte in ihrem Blick erkennen, dass sie ihre Umgebung und leider auch nicht mich war nahm, doch es störte mich nicht. Ich fing an ihre Gesichtszüge zu studieren und mein Herz begann zu rasen, als ein leichtes schmunzeln sich auf ihre Gesicht legte. Ihre Augen glitzerten vor Freude oder Aufregung, als wäre sie auf eine lang gesuchte Lösung gekommen. Unweigerlich fragte ich mich wie es wohl wäre sie jetzt zu küssen und sie so aus ihre Gedankenwelt zu reißen doch eine junge Frau einige Tische weiter, tat dies bereits auf eine unschönere und vor allem nervigere Art und Weise, in dem sie einfach nur IHRE Gedanken aussprach.

Andererseits bot mir dies zu einer anderen Gelegenheit. Ich schnappte mir ihre Sachen vom Tisch und alles was ich noch so tragen konnte, lief in das Hinterzimmer das nur für Personal gedacht war um sich umzuziehen oder sich noch etwas zu unterhalten was Missionen betraf und platzierte alles vor dem großen gemütlichen Sofa. Als ich Platz genommen hatte, blieb sie jedoch weiterhin stehen, unschlüssig ob sie sich setzen sollte oder zurück in den vorderen Bereich des Cafés gehen sollte. Also nahm ich ihr einfach die Entscheidung ab. Ich zog sie mit einem Ruf zu mir, wobei sie stolperte und zwischen meinen Beinen auf dem Sofa, so platznahm. Etwas irritiert, weil sie eigentlich auf meinem Schoß landen sollte und nicht zwischen meinen Beinen, musste ich leicht schmunzeln, ehe ich meine Arme um sie schlang und sie fest an mich drückte. Ich konnte ihre Wärme durch meine Kleidung spüren und roch den betörenden Duft aus einer Mischung von Blumen und Kaffee, der von ihr auszugehen schien. Ich strich ihre Haare zur Seite und meine Lippen streiften ihren dadurch entblößten Nacken, ehe ich mein Kinn auf ihre Schulter bettete. Mich noch enger an sie schmiegend, hauchte ich ihr mit meiner verführerischsten Stimmer „Danke" ins Ohr sprach. Ich konnte spüren wie sie sich leicht in meiner Umarmung anspannte. Eine Gänsehaut zierte ihren Körper und war deutlich an den Stellen zu erkennen, an denen dieser nicht mit Stoff bedeckt war.

Um die Situation aufzulockern, versuchte ich ein Gespräch anzufangen, dass mich jedoch am Ende eher wie einen Stalker dastehen ließ, der sie zur Arbeit in ihrem Urlaub antrieb. Also setzte ich mich, etwas um und sah ihr lieber stumm zu, wie ihre Finger über die Tastatur in einem einlullenden melodischen Klang, zuspielen schien und nickte auch kurz darauf ein.

Die Stille um ihn herum weckte ihn und ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihm wieder breit. Das Zimmer in dem er auf dem Sofa eingeschlafen war, war dunkel und still. Nicht einmal ein anderer Atem war zu hören, was die sorge in ihm wieder hochtrieb. Augenblicklich sprang er auf, schnappte sich sein Handy und ortete ihres, ehe er sich eine dünne Jacke griff und in die kalte Nachtluft hinausstürzte.


Ein Leben mit Akai und Bourbon ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt