Kapitel 1 - Ding, Dong

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Endlich! Trautes Heim, Glück allein – oder so ähnlich. Es gibt doch nichts Schöneres als die eigenen vier Wände und das eigene Bett. Ich trat aus der Tardis – immer noch im Brautkleid – und nahm einen tiefen Zug des mir so vertrauten Duftes nach Zuhause.

Marcus hauchte mir einen Kuss auf die Wange und verzog sich mit dem Kommentar: „Ich muss schlafen!", in sein Zimmer. Das war mir nur allzu recht. Schlafen!

Ich schälte mich gar nicht erst aus dem Kleid, sondern ließ mich einfach auf mein Bett fallen um mich gleich ins Land der Träume zu begeben. Dieses Land gefiel mir außerordentlich gut. Es war angefüllt von Cupcakes, Eclairs, Frankfurter Kranz, Sacher-Torte, Schokoladentorte Typ "Satan", Zimtschnecken, Buttercreme, Sahne ... und jeder Menge Zucker und Fett. "Adipose" lässt grüßen, egal, davon hatte ich eh schon genug und die Torte aus dem Traum hatte sicherlich keine Kalorien, die sich sofort auf meine Hüfte legen würden.

Das Klingeln an der Haustür riss mich aus dem Schlaf. Als ich auf den Wecker linste, stellte ich recht schnell fest, dass ich wohl mehr als lange geschlafen hatte. Es war zwanzig Uhr abends. Verpennt, wie ich war, stakste ich auf den Flur nur um dort halbwegs über Marcus zutrampeln, der ebenfalls auf dem Weg zur Wohnungstür war. Wie ich trotz halb geschlossener Lider bemerkte, trug er ebenfalls noch seinen Hochzeitsanzug. Ich schenkte ihm ein müdes Lächeln und schob mich vor ihn an die Tür. Sorglos öffnete ich sie um sie Sekunden danach gleich wieder zu schließen. Plötzlich war ich hellwach.

„Marcus, du musst verschwinden", zischte ich leise.

Er runzelte die Stirn: „Wieso? Willst du mich verleugnen?"

Ich versuchte zu erklären: „Da stehen meine beiden Freundinnen von der Arbeit."

„Ja und? Hallo? Ich wohne hier. Ich bin dein Freund." Bevor ich mich versah, öffnete er die Tür, an der die beiden schon laut polterten. Es wurde sofort still, als sie ihn sahen und von oben bis unten abtaxierten. Na toll!

„Wer sind denn sie?", fragte Tanja, die Forschere von beiden.

Marcus öffnete die Tür weiter, so dass die beiden mich sehen konnten. Ihn im Anzug und mich im Brautkleid.

Mit offenen Mündern starrten sie uns an. Ihr Mienenspiel wechselte von Erstaunen zu Wut zu Erstaunen. Tanja brachte heraus: „Habt ihr...? Seid ihr etwa?" Sie ließ eine Pause um dann fort zu fahren: „Warum hast du uns nichts erzählt? Ich dachte immer, wir sind Freundinnen?!"

„Genau", steuerte Melania trocken bei und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Es ist nicht so, wie es aussieht." Verlegen fummelte ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Ist es nicht?", fragte Marcus gespielt entsetzt.

Böse  funkelte ich ihn an, während ich ein belustigtes Funkeln in seinen Augen erblickte. Ihm machte diese Schmierenkomödie Wahnsinns-Spaß.

„Tanja, Melania, das ist mein Freund und Mitbewohner Marcus. Marcus, das sind Tanja und Melania, meine Freundinnen und Ex-Arbeitskolleginnen", stellte ich die Parteien einander vor und ließ sie in die Wohnung, während ich ergänzte: „Und nein, wir sind nicht verheiratet. In der Regel arbeiten wir nur zusammen."

Tanja runzelte die Stirn: „Du arbeitest mit ihm? Und wieso kennen wir diesen Adonis noch nicht? Da kommt mir glatt noch ne andere Frage: Wenn du mit ihm arbeitest und wir ihn nicht kennen, WAS arbeitet ihr denn dann zusammen?"

„Das frag ich mich manchmal auch", gab Marcus zum Besten und grinste dieses „Das-wird-jetzt-interessant-Grinsen".

„Öhm, er ist mein persönlicher Assistent", antwortete ich.

The Doctoress - Torten-Trauma (7)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt