Zum ersten Mal betraten wir die Oberfläche des Planeten. Wir hätten auch auf der Erde sein können. Eine einzige Felslandschaft wie in einem Gebirge. Nach einer Weile Fußmarsch durch die steinige Einöde erreichten wir eine Stadt, daran erkennbar, dass die Felswände von vielen Wohnhöhlen durchsiebt waren. Auf die Tardis hatten wir verzichtet um uns einen besseren Eindruck der Umgebung machen zu können. Sooft landete man ja bekanntlich nicht auf fremden Planeten – oder doch?
Die Edenti begrüßten die Zahnfee freundlich und beäugten uns und die Gefangenen, die von Nacktschnecken getragen wurden, kritisch. Viele schlossen sich uns an um ihre Neugier zu befriedigen. Wir erreichten eine große ebene Plattform. Sie grenzte an einen riesigen Felsen in den der Sitz der Weisheitszähne gemeißelt war. Diese Höhle glich dem geöffneten Kiefer eines Raubtieres.
„Willkommen Zahnfee! Wen bringst du da mit?", fragte ein Edenti, der ein Namensschild um den Hals trug, auf dem 8 stand, offensichtlich der Höchste der Zähne.
„Zwei faule Zähne und einen abtrünnigen Menschen. Sie müssen gerichtet werden", antwortete die Zahnfee.
„Und wer sind die anderen beiden?", fragte 8.
„Freunde, die uns geholfen haben die Verbrecher einzufangen."
„Dann tretet ein in die Mundhöhle der Weisheit", lud uns 8 ein.
Die Mundhöhle der Weisheit war nicht so spartanisch eingerichtet, wie ich gedacht hatte. Alles in allem wirkte sie wie eine Stadtverwaltung mit acht Bürgermeistern, denn es waren 8 Weisheitszähne, die die Stadt betreuten. Im Bürgermeisterzimmer brachten wir die Edenti auf den neuesten Stand. Dann zogen sich die 8 zur Beratung zurück.
„Also, auch wenn Zucker uns Zähne generell eher nicht interessiert. So ist uns doch daran gelegen mit dir gut auszukommen Zahnfee. Da die Geschädigte deine Schwester ist, haben wir uns dazu entschlossen, die beiden faulen Zähne zu behandeln. Wie dir sicherlich bekannt sein dürfte, zeigt sich der Grad der Bosheit eines Edentis in der Menge und Größe fauler Stellen am Körper. Wir haben beschlossen sie zu Dr. Karies Parodon-Tod zur Behandlung zu schicken", verkündete 8 und die restlichen Weisheitszähne nickten zustimmend.
Kariusss und Backtus, die beiden Gefangenen Edenti, waren mittlerweile wieder bei vollem Bewusstsein, steckten aber immer noch in der Abdruckmasse fest. Ihr Urteil hatten sie mitbekommen. Sie kreischten entsetzt in der Tonlage eines Zahnbohrers. „Dr. Parodon-Tod? Muss das wirklich sein?", fragte Kariuss. „Alles nur das nicht!", flehte Backtus. Marcus und ich wunderten uns, warum das den beiden so schlimm erschien und sahen sie fragend an. „Der Doktor ist für seine brachialen Methoden bekannt." Kariuss zitterte vor Angst. „Bei ihm kommt niemand lebend aus der Behandlung. Deswegen heißt er Parodon-Tod." Backtus bebte. Ich blickte zu den Weisheitszähnen und dann zur Zahnfee. Sie sahen nicht besonders sadistisch aus.
Die Zahnfee schüttelte den Kopf: „Papperlapapp. Das sind alles nur Ammenmärchen. Ich kenne ihn persönlich. Er ist sehr nett. Die beiden haben wahrscheinlich nur Angst vor dem Zahnarzt."
Nachdem ich beide eingehend betrachtet hatte, war ich mir sicher, dass es nur die Angst vor dem Zahnarzt war.
„Nach der Behandlung", fuhr 8 fort, „Werden die beiden zur Zwangsarbeit im Calciumbergbau geschickt. Lebenslang."
Gut, keine Toten – so war es mir recht.
„Was soll mir Dr. Bäst geschehen?", fragte die Zahnfee.
„Das ist nicht unser Problem. Wir richten nur Edenti", sagte ein Zahn mit der Nummer 7 auf dem Namensschild. Es ploppte leise neben mir und die Zuckerfee erschien: „Ich habe da schon eine Idee. Er wird bei mir zur Zwangsarbeit eingesetzt und muss den ganzen Tag Zuckerwaren verkosten. Meine Lumpa-Umpas werden ihn schon unter Kontrolle halten." Ein Raunen ging durch den Raum und die Zahnfee gratulierte ihrer Schwester zu dieser tollen Idee.
„Wir haben nur noch ein Problem", sagte 8. „Würdet ihr Kariusss und Backtus zum Doktor bringen? Unser Raumschiff ist gerade unterwegs. Mit den Ein-Fliegern können wir sie nicht transportieren", sagte 8. Wie er uns erklärte, passte dort nämlich nur ein Zahn rein und diese Fluggeräte waren auch nicht für Langstrecken geeignet.
Die Zahnfee wandte sich an Marcus und mich: „Könnt ihr das übernehmen?"
„Natürlich."
So kam es, dass die Karawane bestehend aus der Zahnfee, den zwei Zähnen, Dr. Bäst, Marcus und mir wieder loszog um zur Tardis zu gelangen. Ich dachte nicht daran die Fernbedienung zu benutzen. Die Zuckerfee hatte sich schon wieder weggeploppt.
Zuerst lieferten wir Dr. Bäst in Candy-Land ab und machten uns dann auf zu einer kleinen Raumstation namens „Dental One." Wir landeten mit der Tardis direkt in einem riesigen Wartezimmer, in dem allerhand Außerirdische Spezies darauf warteten aufgerufen zu werden. Nur den Connections der Zahnfee war es zu verdanken, dass uns die Assistentin, eine blaue Frau, direkt in das Büro des Doktors schickte.
Da saßen und standen wir und warteten, dass sich die Tür vom Behandlungszimmer öffnete. Während ich gedankenverloren auf die Tür starrte, fiel mir auf, wie groß sie war. Meinem Augenmaß zur Folge war sie mindestens 1,50 Meter breit und 3 Meter hoch. Ich fragte mich, wer oder was da durch die Tür kommen würde, und musste nicht lange auf die Antwort warten. Ein 2,70 Meter hohes und gut 1 Meter breites, gepanzertes Wesen in einem überdimensionierten Arztkittel, der mit Blutspritzern übersät war, trat hindurch. Es hatte etwas von einem Nashorn und besaß keine Hände, mit denen es hätte einen Bohrer führen können. Marcus und ich traten unbewusst einen Schritt zurück. Die Edenti kreischten wieder entsetzlich. Nur die Zahnfee blieb cool.
„Na, na, na. Keine Angst. Ich bin Dr. Parodon-Tod.", näselte eine sehr hohe Stimme, die man einem solchen Koloss nicht zugetraut hätte. „Die Edenti haben mich schon kontaktiert. Ich werde die beiden allerdings erst nach Ablauf der Sprechstunde behandeln, wenn keiner mehr da ist." Kariuss fiel in Ohnmacht. Auch mein Hals wurde ganz trocken.
„Das ist lieb von dir Karies. Gut, ihr Lieben, dann können wir ja wieder", sprach die Zahnfee und wollte uns schon wieder aus dem Büro schieben.
„Moment! Ich hätte da noch eine Frage an Herrn Doktor", wandte ich ein. Im Nebenzimmer ertönte ein Mark erschütternder Schrei. Ich bekam Gänsehaut. „Wie läuft denn die Behandlung so bei ihnen ab?"
„Naja, zuerst bekommen sie eine Spritze." Dr. Parodon-Tod zog ein gigantisches Teil mit einer mega langen Nadel aus seiner Kitteltasche und ich fragte mich, wie er das machte so ohne Finger. Dann stellte ich fest, dass die Spritze eine metallische Umhüllung hatte und wie magnetisch an seinem Vorderfuß klebte. Backtuss trat auch ab.
„Diese Spritze enthält ein Narkosemittel. Gerade Edenti lassen sich besser behandeln, wenn sie mucksmäuschenstill und bewegungslos sind. Die Tonhöhe ihrer Schreie kennen sie ja bereits. Natürlich wirkt es auch den Schmerzen entgegen. Von außen kann man ja nie sehen, wie weit der Befall an die Nerven reicht", erklärte der Zahnarzt mitfühlend. Allerdings konnte ich mir noch immer nicht vorstellen, wie er alles ohne Hände und Finger machte. Wahrscheinlich sah er meinem Blick an, was ich dachte. Vielleicht hatte ich zu lange auf seine Vorderfüße gestarrt.
Er taxierte mich ab und ich trat sofort einen Schritt zurück. „Ich zeige ihnen was. Die Sohle seines rechten Vorderfußes klappte auf, wie der Deckel vom Objektiv einer Kamera. Zum Vorschein kam ein sehr bewegliches Arsenal an zahnmedizinischen Werkzeugen. Meine Kinnlade klappte herunter und ich konnte gar nichts dagegen tun. So behandelte er also. „Und falls sie noch was zum Thema Hygiene wissen wollen: Die Werkzeuge werden bei verschlossener Klappe automatisch desinfiziert."
„Sie sind ein wahres Wunder", sprach ich voller aufrichtiger Anerkennung.
„Das nehme ich als Kompliment. Vielen Dank!", entgegnete der Zahnarzt. „Die Edenti bleiben hier, werden behandelt und ich lasse sie mit einem Shuttle wieder nach Cavum bringen. Alles zu eurer Zufriedenheit geklärt?"
„Keine weiteren Fragen", erklärte ich kurz und wir verschwanden. Auftrag erledigt. Neue Destination: Zuckerfee. Die Zahnfee ploppte sich weg und wir verschwanden in der Tardis.
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The Doctoress - Torten-Trauma (7)
FanficUrheberrechtlich geschützt! Copyright by rivka76 "Mit Zucker lacht das Leben!" Dieser Werbesatz der Lebensmittelindustrie scheint mehr als nur ein Körnchen Wahrheit zu beinhalten. Das muss die Doctoress in ihrem neuen Abenteuer lernen. Und nicht nur...