Die Sonne stand schon tief am Horizont, als Nayla sich auf der Mauer niederließ und auf das ruhige Meer hinabblickte. Schon lange hatte sie den Sonnenuntergang nicht mehr genießen können. Es war etwas, was sie gerne tat. Hier konnte sie in Ruhe nachdenken.
Sie schloss ihre Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Der Himmel wurde immer mehr und mehr in ein leuchtendes rot-orange getaucht.
„Ich wusste doch, dass ich dich hier finden würde."
Nayla öffnete ihre Augen und sah Noah neben ihr sitzen, der besorgt in den Himmel starrte. Sie hatte sich schon lange an die Teleportation der Engel gewöhnt. Anfangs empfand sie es als sehr nervig, als er ständig ohne irgendeine Vorwarnung plötzlich neben ihr stand. Jetzt aber machte es ihr überhaupt nichts mehr aus.
Nayla betrachtete sich sein besorgtes Gesicht. An sich waren Engel sehr schöne Geschöpfe. Edelweiße Haut, keine Spur einer Falte oder einer Alterung, mit strahlend eisblauen Augen und silbernen Haaren. Man sagte, Engel wären raffinierte, hinterhältige Lebewesen, die gerne zum Spaß töteten. Ihre Fähigkeiten sollte man besser nicht unterschätzen. Noah jedoch war das harmloseste Wesen, was Nayla je untergekommen war. Sie ist sich sicher, dass ihr bester Freund ihr treu untergeben war.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, an den Gerüchten ist nichts Wahres dran", sagte sie gedankenverloren, als Noah seinen Blick immer noch nicht von dem Himmel abließ.
„Wir sollten das Schutzschild trotzdem mal überprüfen. Ich meine, was wäre, wenn doch jemand einen Weg gefunden hat, dein Schild zu umgehen? Das wäre eine Katastrophe! Ich meine, was wäre..."
„SEI STILL!", sagte sie mit einer lauten festen Stimme und funkelte ihn dabei an..
"Schon seit tausenden von Jahren ist es keinem gelungen, mein Schild zu durchdringen und so wird es auch für die nächsten tausenden von Jahren sein. Die Kreaturen können von mir aus alles versuchen, was ihnen einfällt aber HIER...KOMMT....NIEMAND...REIN!"
Nayla stand auf und starrte nun wütend Richtung Himmel. Sie wollte es sich nicht anmerken lassen, dass sie beunruhigt war. Erst kürzlich erzählte Noah ihr, dass wohl ein paar Wesen außerhalb einen Weg gefunden hätten, ein Loch an einer bestimmten Stelle des Schildes zu bohren. Wieso hatten die Kreaturen eigentlich immer noch einen Gefallen an der Erde? Wann kam endlich der Tag, an dem ihr Planet in Ruhe gelassen wird? Oder wollten sie gar nicht den Planeten, sondern waren immer noch voller Hass und Rache an Nayla? Fragen über Fragen auf die sie keine Antworten fand. Oder noch schlimmer, hatten sie herausgefunden, dass es sich auf der Erde befand? Sie schüttelte leicht den Kopf. Nein, das würde ja bedeuten, dass jemand davon wüsste und niemand außer sie wusste, dass es sich genau auf ihrer Erde befand. Beinahe jedes Wesen suchte Millionen von Jahren nach es. Das Risiko war so groß, dass Nayla es nicht einmal Noah erzählt hatte.
Noah seufzte. "Es tut mir leid. Ich weiß doch, dass deine Kräfte sehr stark sind. Es ist nur, die Wesen außerhalb der Erde haben sich in den tausenden von Jahren auch weiterentwickelt... deshalb".
Er stand auf und lächelte Nayla vorsichtig an. Er wusste, dass sie dazu neigte, schnell einen Wutanfall zu bekommen, bei denen meistens heftige Gewitterwolken aufzogen. Wenn dies passierte, suchte er immer ganz schnell das Weite. Einmal ist es vorgekommen, dass Noah die Wut von Nayla zu spüren bekommen hat und so etwas wollte er nicht noch einmal erleben.
"Weiß ich doch. Es ist nur kaum vorstellbar, dass sich diese hirnlosen Kreaturen weiterentwickelt haben sollen. Diese Mistviecher sollen sich ein anderes Hobby suchen, als ständig vor meinem Schild zu stehen und versuchen, durchzukommen und jetzt möchte ich nichts mehr davon hören", murrte Nayla und sprang von der hohen Mauer in das weiche Gras und ging den schmalen Pfad Richtung Wald entlang. Die Sonne war schon längst untergegangen und man sah schon die ersten Sterne am Himmel funkeln. Um diese Uhrzeit zeigten sich meistens die Pixies.
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Die Weltenhüter
FantasyWas wäre, wenn damals alles anders gelaufen wäre? Wäre Sie dann immer noch alleine? Wäre die Welt immer noch in Sicherheit? Würden die Menschen immer noch friedlich mit den Kreaturen zusammenleben? Oder ist Krieg der einzige Weg, um das unausweichl...