Kapitel 14

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Es war tief in der Nacht, als Nayla sich zum wiederholten Male auf den Rücken drehte. So sehr sie es auch versuchte, so schlief sie nicht ein. Sie vernahm das leise Schnarchen von Ava und sah sie neidvoll an. Wie gerne würde Nayla sich jetzt auch in eines ihrer Träume verlieren, jedoch nagte die letzte Frage von Ava immer noch sehr stark an ihr.

Nayla musste sich eingestehen, dass sie das Geschehnis ihres Krafttieres verdrängt hatte. Wie gerne würde sie Saphíra wieder in die Arme schließen, durch ihr strubbeliges Fell wuscheln und Gedanken mit ihr austauschen. Es war schon seit Jahrhunderten ihr allergrößter Wunsch, doch sie konnte es nicht.

Sie drehte sich seufzend wieder auf die Seite und schaute den strahlenden Glühwürmchen hinterher, die um die Wildblumen schwirrten. Das Feuer war schon vor Stunden ausgegangen, doch Nayla hielt es nicht für nötig, es wieder zu entfachen. Der Regenschauer hatte aufgehört und eine angenehme Wärme lag nun in der Luft.

Von Noah war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich stand er mal wieder an seinem Lieblingsstrand und genoss das Geräusch der aufbrechenden Wellengänge. Verübeln konnte man es ihm nicht. Seine Magie lockte ihn förmlich an das Wasser und Eisgebiete, sein Spezialgebiet.

Nayla schloss abermals die Augen und versuchte förmlich an nichts zu denken. Ob das überhaupt möglich war? Ein Versuch war es aber wert. Nach einigen kläglichen Versuchen setzte sie sich stöhnend auf. So wie es aussah, würde sie in dieser Nacht keinen Schlaf bekommen.

Nach einem ausgiebigen Gähnen stand sie mit einem Ruck auf, dabei viel etwas dickes, rechteckiges auf den Boden. Verwundert hob sie das Tagebuch von Ikaya Omura auf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Das Tagebuch hatte Nayla völlig vergessen. Wenn sie schon keinen Schlaf bekommen würde, könnte sie etwas in dem Tagebuch herumblättern. Wer weiß, vielleicht verbarg das Buch ja irgendwelche Geheimnisse oder aufregende Geschichten.

Wahllos schlug Nayla irgendeine Seite auf. Das abgewetzte und heruntergekommene Buch hatte sich mit den Jahren schon bräunlich gefärbt und es war äußerst schwer, die mit blauer Tinte gekritzelte Schrift darin zu lesen.

XX607 Tag,
Heute rieseln die heißen Strahlen mal wieder auf meinem ästhetischen Planeten. Die jüngste Vergangenheit zeigte mir meine Fehler und doch sei mir eine Begnadigung des Universums gegönnt. Die Monde werden sich bald wieder ihre Wege kreuzen und die heißen Strahlen werden für eine sehr lange Zeit entrinnen.

XX610 Tag,
Ich vernahm ein komisches Gefühl in meinen Gliedern. Meine Welt ist am heutigen Tage so still. Kein Laut, kein Geräusch gelingt in meine Ohren. Mariko, mein bezaubernder Phönix kann ich nicht mehr spüren, nicht mehr fühlen. Wo mag er bloß zu dieser Stunde sein? Das Gefühl der Sorge überkommt mich. Haben die Götter es wirklich gewagt?

XX620 Tag,
Mariko ist immer noch nicht aufgetaucht. Ungewöhnlich und dass so kurz vor den Verhandlungen. Mir schwindelt es. Hätte ich ihn suchen sollen?

Nayla überflog die meisten Eintragungen und schlug neugierig die letzten Seiten des dicken Notizbuches auf.

XX24.890 Tag,
Nun ist es vollbracht. Die Götter haben mir heute erbarmungslos den Krieg erklärt. Zeit bleibt mir keine. Millionen Götter gegen einen Weltenhüter? Gerechtigkeit sieht das Universum anders. Meine atemberaubende Welt ist dem Untergang geweiht. Flieht meine Geschöpfe, solange es euch gewährt wird. Behaltet diese Welt mit all ihrer Pracht in Erinnerung

XX24.891 Tag,
Die Götter haben soeben ihre Armeen losgerissen. Asyrus brennt. Blut wird ergossen und meine Geschöpfe wurden kaltblütig ermordet. Die Götter bekommen das, was sie gerne hätten aber nicht. Ich weigere mich, ihnen das zu geben, was den Göttern als einziges hindert, allmächtig zu werden. Sie haben mir alles genommen. Sie haben Mariko barbarisch enthauptet und zerstückelt, bis nichts mehr von ihm übrig war. Den Schmerz meines Krafttieres wird mir immer in Gedächtnis bleiben. Verbunden mit dem Schmerz auf die Ewigkeit.

Die WeltenhüterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt