SECHZEHN

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Unbekannt:

„Hallo liebste Melek, wie geht es ihnen? Ist ihnen der Geist ihrer Großmutter begegnet? Sie sollten sich nicht zu lange in alten Erinnerungen verlieren, Verehrteste. Es ist bald 9 Uhr, die Zeit für Rebecca läuft ab. Sie haben noch etwas mehr als 27 Stunden Zeit, ihr Leben zu retten."

Eigentlich wollte er Melek noch fragen, ob ihr schon etwas wegen dem Zahnarzt eingefallen ist, aber er legte auf. Es war ihm eine Genugtuung ihr zu zeigen, dass er über jeden ihrer Schritte Bescheid wusste. Er sollte es aber besser nicht übertreiben, sonst würde Melek vielleicht irgendwann der Gedanke kommen, dass sie einen Sender am Leib trug.

Melek:

„Dieser verdammte Mistkerl!", fluchte Melek, nachdem der Unbekannte einfach aufgelegt hatte. Sie war fast zu Hause, als ihr Handy klingelte und der Unbekannte sie anrief. Melek machte sich Gedanken darüber, warum der Arsch immer so genau wusste, wo sie gerade war. Sie würde mit Ian darüber reden müssen. Er sollte ihr Handy mal von dem Techniker untersuchen lassen, vielleicht hatte der Unbekannte es irgendwie manipuliert. Sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, wann er das getan haben könnte, sie ließ ihr Handy nie unbeobachtet irgendwo liegen.

Zu Hause angekommen, streifte sie ihre Schuhe ab und legte ihre Handtasche im Wohnzimmer auf einen Sessel. Es war Zeit fürs Abendessen. Auf dem Heimweg hatte sie sich eben im Dönerladen einen großen Hähnchensalat geholt. Sie nahm den Salat aus der Tüte und machte den Deckel ab. Ihr lief schon das Wasser im Mund zusammen. Nur noch schnell eine Gabel aus der Küche holen... Ihr iPhone klingelte. Sie holte es aus der Tasche und wollte gerade den Anruf annehmen, da wurde schon wieder aufgelegt. Sie schaute ins Anrufprotokoll und sah, dass es Simon war, der angerufen hatte.

„Da ruf ich jetzt besser nicht zurück.", dachte sie und holte sich eine Gabel, dann machte sie sich über ihren Salat her.

Simon:

Simon hatte eben Meleks Nummer gewählt, da musste er den Anruf auch schon wieder wegdrücken. Das ging gerade nochmal gut. Er dachte, solange Rebecca in der Küche den Abwasch machen würde, hätte er genug Zeit, Melek vom Bad aus anzurufen, aber dann hörte er Schritte auf dem Flur. Irgendwie hatte er das Gefühl, als würde seine Frau ihm Nachspionieren. Er musste warten, bis sich eine bessere Gelegenheit ergab. Am besten eine SMS, wenn Rebecca schlief.

Alice:

Nachdem Melek gegangen war, fuhr Alice ihren PC hoch. Sie wollte zum x-ten Mal alles überprüfen. Es durfte einfach nichts schiefgehen. Noch einmal schaute sie sich mit Hilfe von Google Earth das Terrain des kleinen Flugplatzes an. Meter für Meter schritt sie mit der Zoom-Funktion der Sattelitenbilder ab. Sie hoffte, dass die Bilder nicht zu veraltet waren und sie auch alles so vorfinden würde, wie sie es hier angezeigt bekam. Es war für sie die einzige Möglichkeit, das Gelände im Voraus zu erkunden. Noch einmal versuchte sie mit Streetview so viele Zugangsstraßen, wie möglich, abzufahren. Noch einmal schaute sie sich sämtliche Baupläne eines bestimmten, kleinen, einmotorigen Flugzeugs an. Als sie sich sicher war, sich alles wichtige gemerkt zu haben schaltete sie ihren Rechner aus und zog sich um. Ein schwarzer Kapuzenpulli, eine schwarze Jogginghose, schwarze Strümpfe und schwarze Turnschuhe. Sie durfte nicht gesehen werden. Danach überprüfte sie noch den Inhalt ihrer Leinentasche, um sicher zu gehen, dass auch alles darin war, was sie für ihr Vorhaben benötigte.

Ian:

Ian hatte sich gerade eine Flasche Bier aufgemacht, da klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf entgegen, es war Melek.

„Hallo Ian, ich habe da ein großes Problem."

„Hallo Melek, schieß los, um was geht es?"

„Mir ist schon ein paar Mal aufgefallen, dass der Unbekannte gewisse Bemerkungen gemacht hat, aus denen ich ersehen kann, dass er scheinbar immer genau weiß, wo ich mich gerade befinde. Hast du eine Idee, was man da mal machen könnte?"

„Nun, ich kann das Technikerteam kommen lassen. Sie könnten alle deine Geräte und deine Bude auf Wanzen und ähnliches untersuchen."

„Ja, das wäre gut.", sagte Melek.

„Okay, dann schaue ich mal, ob das Morgen im Laufe des Tages über die Bühne gehen kann."

„Gut Ian, ich muss ja hoffentlich nicht zu Hause sein, wenn die da alles auf den Kopf stellen?", fragte Melek.

„Doch,", antwortete Ian, „du solltest da sein. Sie müssen auch dein Handy, deinen Stock und deine Handtasche samt Inhalt überprüfen."

„Okay, dann sollen die das als erstes machen und dann geh ich spazieren, bis ihr fertig seid."

„alles klar Melek. Was ist denn nun mit Alice, hast du inzwischen mal mit ihr reden können?"

„Du Ian, das ist jetzt echt ganz schlecht Es ist schon spät und ich bin wegen Rebecca und dem Unbekannten etwas durcheinander. Lass uns Morgen darüber reden."

Wieder legte Melek auf, bevor Ian etwas erwidern konnte.

Melek:

Als Melek das Gespräch mit Ian beendet hatte, sah sie, dass eine SMS eingegangen war. Sie kam von Simon.

„Hallo Melek. Meine Frau bekam beim Zahnarzt eine Krone verpasst."

Mist, es war jetzt schon zu spät, um ihn zurückzurufen. Außerdem würde Rebecca das sicher mitbekommen. Melek musste bis Morgen warten und Simon im Büro anrufen, um näheres zu erfahren.

Alice:

Es war 22 Uhr geworden, dies war die Startzeit, die Alice sich gesetzt hatte. Sie schloss die Haustür ab und ging zur Garage, wo sich ihr Mountainbike befand. Sie öffnete so leise wie möglich das Garagentor und holte das Rad heraus. Danach schloss sie das Tor wieder. Niemand in der Nachbarschaft sollte mitbekommen, dass Alice zu später Stunde noch unterwegs war. Sie fuhr durch die halbe Stadt, um zu dem Flugplatz zu gelangen. Auf normalem Wege konnte sie nicht auf das Gelände kommen. Der Flugplatz war zwar ab 22 Uhr geschlossen und es gab nur wenig Wachpersonal, aber die Wachleute hielten sich in einer Baracke am Haupteingang auf. Alice umfuhr die öffentlichen Zufahrtswege weiträumig und würde sich dem Gelände von hinten nähern. Ihr Weg führte sie über Trampelpfade durch ein kleines Waldgebiet. Nachdem sie den Wald durchquert hatte, ließ sie ihr Fahrrad an einem Baum stehen. Sie musste nun nur noch eine freie Fläche von ca. 50 Meter überqueren, dann war sie am hinteren Ende des Flugplatzes angelangt. Er war lediglich mit einem hohen Maschendrahtzaun umzäunt. Alice holte eine Drahtschere aus der Leinentasche und Petzte einige Drähte durch, sodass ein Loch im Zaun entstand, durch das sie schlüpfen konnte. Schemenhaft erkannte sie die Startbahn und deren Ende und konnte sich an dieser orientieren. Etwa 150 Meter an der Rollbahn entlang und dann im 90-Grad-Winkel nach rechts. Hier war das Hangar, in dem die richtige Maschine stand. Alice hatte Glück, das Hangar war nicht verschlossen, so konnte sie einfach das große Rolltor aufschieben, ohne Werkzeugspuren zu hinterlassen. Leise und vorsichtig schob sie das Tor Millimeter für Millimeter auf, nur so weit, dass sie gerade hindurch passte. Im Inneren angelangt konnte sie endlich eine Taschenlampe benutzen, ohne dass dies jemanden auffallen würde. Sie leuchtete die kleinen Flugzeuge ab, die hier sauber aufgereiht standen, bis sie jenes mit der richtigen Bezeichnung fand. Alice kroch unter den Flieger, holte die nötigen Werkzeuge aus ihrer Tasche und begann mit der Arbeit. Als alles getan war, was getan werden musste, verließ Alice den Flugplatz so, wie sie gekommen war. Sie schloss leise das Rolltor, huschte an der Rollbahn bis zu ihrem Ende entlang und fand sehr schnell das Loch im Zaun wieder. Mit einem mitgebrachten Draht, verband sie das ausgeschnittene Drahtgeflecht wieder mit dem Rest des Zauns so, dass niemandem auffallen würde, dass sich hier jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Alice fuhr nach Hause. Alles lief glatt und unkompliziert. Morgen im Laufe des Tages würde sich ihr größtes Problem erledigt haben.

Werde ich es schaffen (Secret Cases - Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt