EINUNDZWANZIG

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Alice:

So ein Mist, wie konnte ich mich bei Melek nur so gehen lassen. Beinahe hätte ich mich durch mein erschrockenes Getue verraten. Ich muss mich unbedingt in solchen Situationen besser im Griff haben. Meine Güte und dann dieser Stimmungswechsel... Erst dachte ich, dass Ian sterben würde und dann stand er plötzlich vor mir. Ich glaube, ich bin zweimal knapp einem Herzkasper entgangen.

Alice achtete auf dem Nachhauseweg kaum auf die Straße. Wenn ihr zweites Ich nicht gelegentlich eingesprungen wäre, hätte sie sicher jemanden überfahren oder einen Unfall gebaut. In ihrem Gehirn rasten die Gedanken. Erstdiese Schocksituation und dann die Erleichterung. Sie hätte auch zu gern noch mitbekommen, wenn Ian vom tödlichen Unfall von Björn erfahren hätte. Auf der einen Seite tat Ian ihr in dieser Hinsicht leid, dass er auf diese Weise seinen besten Freund verlieren würde, aber auf der anderen Seite war ihr Hass auf Björn so groß... Dieses Arschloch hatte den Tod verdient.

Ian:

„Guten Tag,", grüßte der eine Polizist, „mein Name ist Staller und dies", er deutete auf seinen Kollegen, „ist mein Kollege Marks. Dürfen wir kurz rein kommen?"

„Klar.", sagte Ian noch immer verdutzt über diesen Besuch. „Um was geht es denn?"

„Laut der Meldebehörde wohnt bei ihnen ein Björn Neumann zur Untermiete. Ist das richtig?", fragte Staller.

„Ja, wieso, was ist mit ihm?"

„Es tut uns leid, aber wir müssen ihnen eine traurige Mitteilung machen. Herr Neumann ist mit seinem Flugzeug tödlich verunglückt. Er ist mit seiner Maschine in den Wannsee gestürzt."

Es traf Ian wie ein Schlag. Geschockt ließ er sich in einen Sessel fallen und stierte ins Leere.

„Ist alles in Ordnung mit ihnen? Brauchen sie einen Arzt?", fragte Staller.

„Nein, es geht schon wieder. Wie ist das denn passiert? Björn war doch ein guter Pilot."

„Das wissen wir noch nicht genau, das wird noch untersucht. Dürfen wir mal in Herrn Neumanns Zimmer schauen?"

„Ja, bitte, es ist das Zimmer am Ende des Flurs auf der linken Seite.", antwortete Ian geistesabwesend.

„Ich mach das schon, hol du ihm mal ein Glas Wasser da aus der Küche.", sagte Staller zu seinem Kollegen und deutete mit dem Kinn in Richtung der Küche.

Pat:

Pat stand gerade mit drei anderen vor seinem Boss und musste sich einen Vortrag über ihr Unvermögen bei der Suche nach Melek anhören.

„Was piepst denn da dauernd?", unterbrach der Anführer genervt seine Rede.

„Sorry Chef, das ist mein Handy, der Akku ist fast leer. Habs vergessen zu laden.", erklärte Pat kleinlaut.

„Ach so, stell das Ding auf lautlos, sonst schmeiß ich es aus dem Fenster!"

Pat zog sein Handy aus der Hosentasche und wollte es gerade stumm schalten, da machte es den Signalton für eine eingehende SMS. Die Statusleiste klappte herunter und zeigte Pat an, dass die SMS von Melek war.

„Was war das jetzt?", fragte der Boss gereizt.

„Nichts, nur eine Nachricht."

„Zeig her!"

„Scheiße,", dachte Pat, „was nun?"

„Jetzt gib schon her!", schrie der Boss und riss ihm das Handy aus der Hand. Als er gerade nachschauen wollte, welche Nachricht Pat da bekommen hatte, gab das Handy einen letzten Pieps von sich und ging aus.

„Scheiße, Akku leer.", blaffte der Anführer und gab Pat wiederwillig sein Handy zurück, dann fuhr er mit seinem Vortrag fort. Pat waren die Knie weich geworden und Schweiß trat auf seine Stirn. Das war gerade nochmal gut gegangen.

Melek:

Als Melek einige wichtige Telefonate erledigt hatte, schickte sie Pat noch eine SMS in der sie ihm mitteilte, dass sie sich in den nächsten Tagen mit ihm treffen würde. Nun bekam sie so langsam Hunger. Sie schob eine Lasagne in den Ofen und bereitete sich einen leckeren Salat zu, während diese backte. Als sie den Salat fertig hatte, deckte sie sich den Tisch im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, um sich während des Essens noch ein wenig abzulenken. Der Wecker des Handys gab einen Alarm von sich und signalisierte, dass die Lasagne fertig war. Melek holte sie aus dem Ofen, setzte sich auf ihr gemütliches Sofa und ließ es sich schmecken. Sie hatte gerade den letzten Bissen in den Mund geschoben, da klingelte ihr Handy.

Ian:

Als die Polizisten wieder gegangen waren, wollte Ian auch den anderen von dem tragischen Unglück berichten. Zuerst würde er Melek anrufen, damit diese Bescheid wusste, dass er im Moment nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen würde und danach wollte er Alice anrufen, weil diese Björn von allen am besten kannte. Als er zum Handy griff, das auf dem Tisch lag, merkte er, wie seine Hände noch vor Aufregung zitterten. Er stand auf und holte sich zunächst erstmal eine Flasche Single Malt Scotch Whisky und ein Glas aus dem Schrank. Er schenkte sich das Glas voll und nahm einen großen Schluck. Es war ein angenehm warmes Gefühl, als der Whisky durch seine Kehle floss und nachdem er noch ein paar mal tief durchgeatmet hatte, wurde er etwas ruhiger. Er nahm sein Handy und rief Melek an.

„Hallo Ian. Und, was wollte die Polizei von dir?"

Ian erzählte Melek, was sich ereignet hatte auch sie war total geschockt und Gänsehaut lief ihr den Rücken hinunter.

„Das ist ja schrecklich, das tut mir so leid für dich."

Melek wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Es entstand eine lange Pause, dann fragte sie: „Weiß man schon, wie das passieren konnte?".

„Nein, das wird noch untersucht. Der eine Polizist war auch in Björns Zimmer und hat sich dort umgeschaut. Da lag wohl ein Handy auf dem Tisch und der Polizist hat mich gefragt, ob das Björns Handy ist, aber das war nur so ein Billigteil. Björn hat ja immer das neueste Samsung und er lässt es auch nie zu Hause liegen. Auf dem Handy war nur eine Nummer gespeichert und die haben mich gefragt, ob ich die kennen würde, aber ich kannte sie nicht. Es kam mir so vor, als wüssten die mehr und würden nicht von einem Unfall ausgehen."

„Okay, sag mir Bescheid, sobald du etwas neues erfährst."

„Mach ich, Melek."

Ian beendete das Gespräch.

Alice:

Eben am Telefon hatte sie noch eine gute schauspielerische Leistung abgeliefert, aber nun holte sie sich eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und trank auf ihre gelungene Tat und darauf, dass sie dieses perverse Schwein seiner gerechten Strafe zugeführt hatte. Als Ian sie gerade angerufen hatte und ihr von Björns Absturz erzählte, hätte sie am liebsten einen Luftsprung gemacht und einen Jubelschrei ausgestoßen, aber sie schaffte es gerade noch, sich am Riemen zu reißen.

„Oh Gott, Ian, das ist ja furchtbar. Er war so ein netter Kerl.", hatte sie am Telefon

geheuchelt und schockiert getan. Nun war sie froh, dass es vorbei war. Am liebsten hätte sie dabei zugesehen, wie das verdammte Flugzeug in den Wannsee gestürzt ist.

Melek:

Melek war total aufgewühlt. Als ob es nicht völlig ausgereicht hätte, dass sie morgen früh die Sache mit Rebecca zu einem guten Ende bringen musste, nein, jetzt kam auch noch diese Unglücksbotschaft wegen Björn dazu. Sie brauchte dringend etwas zur Beruhigung und kochte sich einen Tee. Sie musste ja auch so langsam mal ins Bett und Schlaftabletten wollte sie nicht nehmen. Sie durfte auf keinen Fall verschlafen. Nachdem sie ihr Teekännchen geleert hatte, ging sie zu Bett. Sie hatte noch eine ganze Weile lang wirres Kopfkino, fiel dann aber trotz allem in einen tiefen Schlaf.

Werde ich es schaffen (Secret Cases - Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt