Simon:
Melek hat mir eben eine SMS geschickt. Ich soll herausfinden, was Rebecca beim Zahnarzt gemacht bekommen hat. Als sie neulich den Termin hatte, hab ich sie anschließend nur gefragt, ob alles okay war. Wenn ich jetzt nach all den Tagen noch mal nachfrage, wird sie bestimmt misstrauisch, aber Melek hat geschrieben, dass es wichtig sei.Simon war kaum vom Einkaufen zurück, da bekam er die SMS von Melek. Nun überlegte er krampfhaft, wie er noch einmal unauffällig die Sprache auf den Zahnarztbesuch seiner Frau bringen könnte. Vielleicht würde es beim Abendessen eine passende Gelegenheit geben.
Unterdessen:
Alle Gespräche verstummten abrupt, als der Anführer den Aufenthaltsraum betrat. Jeder vermied es, in seine Richtung zu schauen. Wenn der Boss schon in den Aufenthaltsraum kam, dann musste irgendetwas passiert sein. Zielstrebig ging er in Dragans Richtung und blieb an dessen Tisch stehen.
„Dragan, hast du schon etwas von deinem Informanten gehört?", fragte er.
„Nein Chef, noch nicht.", kam es kleinlaut von Dragan zurück.
Der Boss drehte sich in Pats Richtung, der am selben Tisch saß.
„Was hockst Du hier rum und säufst Kaffee? Du sollst Melek suchen!", schrie er Pat an.
Pat sprang eingeschüchtert auf und bedeutete einem Anderen, der ihm gegenüber saß, dass er mitkommen soll und verschwand mit ihm rasch aus dem Raum.
„Und ihr Andern, was hängt ihr hier rum? Für euch gilt das gleiche, ich will Melek! Verflucht noch mal, ausruhen könnt ihr, wenn ihr sie gefunden habt. Los jetzt, alle raus hier!", stauchte der Boss lautstark die komplette Mannschaft zusammen.
Melek:
Melek hatte Jan, so hieß der Penner, wie sich herausstellte, ein komplettes Menü, bestehend aus einem Big Mac, einer Pommes und einer Cola, ausgegeben. Sie selbst gönnte sich nur ein McFlurry, denn sie war noch von ihrer Pizza satt. Nachdem sie den McDonalds verlassen hatte, musste sie erst einmal dringend nach Hause und unter die Dusche. Sie hatte ja nichts gegen Penner, aber manche verströmten einen ekligen Duft, der irgendwie an einem haften blieb. Nach der Dusche rief Melek noch einmal bei Alice an, doch diese ging noch immer nicht an ihr Handy. Es war seltsam, eigentlich war Alice tagsüber fast immer erreichbar.
„ich gehe jetzt zu ihr und schaue nach, ob alles okay ist.", sagte sie sich und zog sich frische Klamotten an. So langsam machte sie sich Sorgen, denn sie dachte nicht nur daran, dass es Alice wegen dem Eingriff und der Narkose schlecht ging, sondern sie hatte auch Angst, dass sie sich etwas antun könnte, weil sie das alles psychisch nicht wirklich verkraften konnte. Dies alles konnte nicht spurlos an Alice vorrübergehen.
Unbekannt:
Genüsslich beobachtete er auf einem Monitor, wie sich das rote Pünktchen, neben dem der Name Melek eingeblendet war über die Landkarte bewegte. Er hatte vorhin gesehen, wie Melek bei der Zahnarztpraxis war und wie sie sich nun auf dem Weg zu ihrer Freundin Alice befand. Es war ein wirklich brillanter Schachzug, als er ihr damals im Wald diesen Miniatursender im Nacken unter die Haut schob. Er tat dies, nachdem Melek das erste Mal durch den Sauger bewusstlos wurde. Da hatte er freie Bahn und konnte ihr das Teil unbemerkt unterjubeln. Der kleine Einstich war nur wie ein Mückenstich. So schnell würde niemand auf die Idee kommen, dass Melek ständig ihre Position an ihn sendete. Jedes Mal, wenn er daran zurückdachte, lachte er vor Freude laut auf.
Alice:
In der ersten Phase des Erwachens dachte Alice, dass es ihr Wecker sei, der sie da so drängelnd aus dem Schlaf riss. Ein Blick auf ihr Handy sagte ihr allerdings, dass dies nicht sein konnte. Es war doch noch gar nicht so weit. Dann ließ sie das schrille Klingeln der Türglocke hochschrecken. Während das Klingeln immer ungeduldiger wurde, schob sie ihre Beine aus dem Bett und griff nach ihrem Morgenmantel. Irgendwie war ihr noch ganz schwummerig von der blöden Narkose. Davon hatte der Arzt nichts erwähnt, dass die so lange nachwirken würde. Alice schlurfte zur Haustür und sah durch ein Fenster, dass sich neben der Tür befand, dass es Melek war, die da so beharrlich und nervend klingelte. Verdammt, diesmal würde sie sie wohl nicht so einfach abwimmeln können.
„Moment,", rief sie, „ich komme gleich." Und ließ schnell die bereitgestellte Leinentasche und die schwarzen Klamotten unter dem Couchtisch im Wohnzimmer verschwinden.
Melek:
Endlich öffnete Alice die Tür. Noch 5 Minuten länger und Melek hätte Ian angerufen, damit er käme und die Tür hätte öffnen können. Die beiden umarmten sich.
„Man, Alice, was war denn los, ich hab die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen?"
„Ja, sorry, es tut mir ja leid, aber ich hatte mich etwas hingelegt. Die Narkose war wohl doch etwas zu heftig für mich.", erklärte Alice wahrheitsgemäß.
„Ich hatte mir voll die Sorgen gemacht. Geht es dir denn jetzt besser?", fragte Melek.
Alice führte Melek am Wohnzimmer vorbei in die Küche und hoffte, dass sie die Sachen unter dem Couchtisch nicht bemerken würde.
„Ich mach dir jetzt erstmal eine kräftige Suppe und danach trinken wir einen starken Kaffee, dann geht es dir bestimmt wieder besser.", sagte Melek. Sie stellte ihre Tasche und den Stock ab und begann eine Suppe zuzubereiten.
Alice:
Alice fand es sehr lieb von Melek, wie sehr sie sich um sie sorgte, aber trotz allem hoffte sie, dass Melek bald wieder gehen würde.
„Mach dir doch nicht solche Umstände, mir geht es gut.", sagte Alice.
„Das sind keine Umstände, ich mach das doch gern für dich. So viel Zeit muss sein."
Melek erzählte Alice, was sich inzwischen alles im Fall Rebecca zugetragen hatte. Als die Suppe fertig war, setzte sie sich zu ihr an den Tisch und achtete darauf, dass Alice ihre Suppe auch wirklich aß. Hinter ihr gab die Kaffeemaschine zischende und röchelnde Laute von sich. Gleich würde auch der Kaffee fertig sein.
„Willst du nicht besser doch wegen dem Arsch zur Polizei gehen?", wechselte Melek plötzlich das Thema.
„Nein, ich kann ihm ja nichts beweisen."
Alice wollte nicht zur Polizei, sie wollte dieses Problem auf ihre Art lösen. Der Typ würde es zu gut im Knast haben, der hatte einfach anderes verdient. Aber das konnte sie Melek ja schlecht erzählen. Niemandem würde sie es erzählen. Niemand würde erfahren, was wirklich passiert war, beziehungsweise noch passieren wird. Morgen würde dieses Schwein sterben.
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Werde ich es schaffen (Secret Cases - Teil 2)
Misterio / SuspensoZweiter Teil der Secret Cases-Reihe von Özge Yildiz. 72 Stunden hat sie Zeit, um Schlimmeres zu verhindern. 72 Stunden hat sie Zeit, um die Gefahr zu bannen. Wird sie es schaffen? Wird sie den unbekannten Täter diesmal erwischen? Wird sie ihn überli...