„Können wir reden?", fragte ich Marius, als wir abends im Wohnzimmer saßen.
Greta war schon im Bett. Sie war sofort eingeschlafen. Für so eine kleine Person war es einfach zu viel für einen Tag gewesen.„Das war ein ganz schöner Schock, oder?", fragte Marius.
Wir gönnten uns beide ein Glas Rotwein auf seiner Couch.
„Sie ist alles, was ich habe. Der Gedanke, dass ihr etwas passieren könnte...- Ich will da gar nicht dran denken."
„Das kann ich mir vorstellen."
Es war unglaublich wie vertraut wir uns mittlerweile waren. Manchmal hatte ich das Bedürfnis die Nacht von der Betriebsfeier zu wiederholen. Doch Mia hatte Recht: Ehe ich mich auf irdenetwas einließ, musste ich erst einmal die ganzen Geheimnisse aus der Welt schaffen.
„Marius, es gibt das etwas, das du nicht weißt."
Das war der Moment. Es fühlte sich richtig an. Ich hatte ein gutes Gefühl. Er sollte es endlich wissen.
„Okay, schieß los."
Er hatte ja keine Ahnung, was jetzt kommen würde. Sonst würde er dort nicht so entspannt sitzen.
„Wir haben uns schon mal getroffen. Vor bald schon fast 8 Jahren."
Er zog eine Augenbraue hoch.
„Echt?"
„Hmm."
Oh Gott, warum musste das so verdammt schwer sein?„8 Jahre ist verdammt lange her. Erwartest du, dass ich mich erinnere?", fragte er ein wenig verunsichert.
Eigentlich schon.
"Kannst du es denn?"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Ehrlich gesagt nicht."
„Es war auch nur kurz. Zu deinem Junggesellenabschied."
Jetzt müsste es doch Klick machen. So viele Frauen wird an dem Abend doch nicht gehabt haben.
Er runzelte die Stirn.
„Du warst aber nicht die Stripperin, oder?"Mit großen Augen starrte ich ihn an. Sein Ernst?
"Sehe ich aus, als würde ich strippen?", fragte ich ihn ein wenig beleidgt.
„Sorry", murmelte er als er merkte, dass der Spruch bei mir nicht gut ankam. "Natürlich nicht."
„Wir waren in einander gelaufen und du hast mich nach Hause gefahren. Zum Studentenwohnheim. Erinnerst du dich?"
Überrascht und gleichzeitig belustigt sah er mich an.„Moment, du bist die Studentin aus dem Auto?"
„Ja, genau die."
„NEIN!", kam es über seine Lippen. „Das warst du? Das gibt es ja gar nicht."
Er lehnte sich grinsend zu mir nach vorne.
„Hmm, war ich."
Er schien das irgendwie lustig zu finden. Ich nicht.
„Das ist ja witzig", sagte er.
„Findest du?", huschte es mir über die Lippen. "Du hast mich benutzt um deine Frau zu betrügen. Ich fand das nicht so witzig."
Ertappt sah er mich an.
„Ach, naja, das ist doch schon lange her. Ich war noch jung. Da macht man manchmal Dummheiten und wie sich herausgestellt hat, war das mit der Ehe ja eh keine so gute Idee."
„Hmm."
Auf einmal verlor ich den Mut ihm mein eigentliches Anliegen zu erzählen und er schien auch nicht so pfiffig zu sein und von selbst darauf zu kommen. Aber wir hatten damals verhütet. Allein deshalb kam es ihm wohl nicht in den Sinn. Oder vielleicht auch, weil so etwas einfach zu absurd war. Nach Jahren zu erfahren, dass man mit der eigenen Sekratärin ein Kind hatte, überstieg wohl von so manchen die Vorstellungskraft.
„Wusstest du es vom ersten Tag an, als du in der Firma angefangen hast?"
„Ja."
Er grinste immer noch.
„Muss eine ziemlich seltsame Situation gewesen, oder?"
Oh, er hatte keine Ahnung wie seltsam diese Situation wirklich war und noch immer ist.
"Ja, war nicht so angenehm."
„Du bist jetzt aber nicht sauer wegen damals, oder?"Damals hatte es mich wirklich verletzt, da ich nicht diejenige sein wollte, die eine Ehe kaputt machte. So war ich nicht. Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass er Single war. Sonst hätte ich mich nie darauf eingelassen.
„Nein ich bin nicht sauer."
Ich nahm einen großen Schluck Rotwein.
„Ich war damals eh sturzbesoffen und kann mich kaum erinnern", sagte er plötzlich und lehnte sich zurück.
„Was?", hakte ich ungläubig nach und stellte mein Rotweinglas mit einem Klirren ab.
„Es war mein Junggesellenabschied. Was glaubst du denn? Ich habe nicht nur Apfelschorle getrunken."
„Du hast mich mit dem Auto gefahren, obwohl du betrunken warst?"
Er schien belustigt.
„Ja, offensichtlich. Ich war jung. Da macht man halt mal Dummheiten."
Er war jung? Er war damals so alt, wie ich jetzt war. Da war man nicht mehr so dumm, dass man sich betrunken hinters Steuer setzte.
„Das ist scheiße", rutschte es mir über die Lippen. „Und unverantwortlich. Da hätte sonst etwas passieren können. Ich habe dir damals vertraut."
„Ach komm schon! Es ist so lange her! Jetzt mach doch kein Fass auf. Es ist doch nichts passiert. Heute würde ich sowas auch nicht mehr machen."
Vielleicht war es tatsächlich so. Trotzdem macht es mich wütend, dass er mich betrunken nach Hause gefahren hatte.
Ich entschied mich es ihm heute nicht mehr zu sagen. Dazu war ich jetzt zu wütend auf ihn.
„Ich geh jetzt ins Bett. Es war ein anstrengender Tag", ließ ich ihn wissen.
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My Little Secret
RomanceAls Romy die Zusage für ihren neuen Job bekommt, könnte sie einen ganz Tag lang nur Freudentänze machen. Endlich kann sie ihre Mietschulden abzahlen! Endlich muss sie nicht auf jeden Cent schauen! Doch dann trifft sie auf ihren neuen Chef und muss...