My Little Secret

27 - Überraschung

Marius öffnete die Tür von seiner Wohnung.

„Marius!", rief Greta höchsterfreut als sie ihn sah.

Sie fiel ihm in die Arme. Er umarmte sie so fest wie ich es noch nie zuvor gesehen habe.

„Na, meine Prinzessin!", begrüßte er sie. „Ich habe dich vermisst!"

Ihm war nichts anzumerken. Wir hatten Nächte lang geredet und diskutiert. Er wollte bei ihr den Test nicht machen lassen, ich schon. Schließlich hatte ich mich durchgesetzt. Greta war letzte Woche Blut abgenommen und jetzt konnten wir noch hoffen und bangen.

Heute war das erste Zusammentreffen der beiden seitdem ich Marius offenbart hatte, dass Greta seine Tochter war.

„Ich habe dich auch vermisst!", rief Greta. „Geht es dir wieder richtig gut?"

Er nickte.

„Ja. Es geht mir wieder richtig gut. Besonders jetzt, wo wir uns wiedersehen."

Greta lachte und ich sah in Marius Augen, wie er in diesem Moment begriff, dass das wirklich seine Tochter war.

Vater und Tochter.

So richtig konnte ich es selbst noch nicht begreifen.

In einer Woche hatte sie Geburtstag. Dann wollten wir es ihr sagen. Ich hatte ihr schon angekündigt, dass es eine riesige Überraschung geben würde.

"Kommt doch erst einmal rein", hieß er uns willkommen.

Greta stürmte sofort in die Wohnung und begann vor Freude auf der Couch zu springen. Sie wirkte so munter und fit. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass in ihr eine schwere Krankheit schlummern sollte.

„Ich habe etwas für dich", ließ Marius sie wissen und winkte sie zu sich heran

Er reichte ihr ein kleines Päckchen.

„Ein Geschenk?", fragte Greta ungläubig. "Ich habe doch erst nächste Woche Geburtstag."

„Ja, ich weiß, aber du bekommst heute trotzdem schon etwas."

Greta nahm das Geschenk und packte es aufgeregt aus. Sie wickelte das Papier ab und hob dann den Deckel der Schachtel.

„Ein Schlüssel?", fragte sie ein wenig irritiert und hob das vergoldete Stück Metall in die Höhe. „Wo passt der denn rein?"

Marius zuckte mit den Schultern.
„Probiere es einfach mal!"

Sofort lief Greta los und drückte alle Türklinken in dieser Wohnung nach unten, die sie finden konnte. Eine Tür öffnete sich dabei nicht.

„Passt der Schlüssel hier?", fragte sie.

„Versuch es doch!", rief Marius ihr zu.

Greta steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür auf Anhieb. Als sie sah, was sich dahinter verbarg, schlug sie die Hände vor den Mund.

„Da steht mein Name", flüsterte sie.

Marius hatte Luftballons mit den Buchstand von Gretas Namen besorgt, die nun in ihrem zukünftigen Zimmer schwebten.

„Dann ist das wohl deins", gab Marius von sich.
„Das alles?", fragte sie ungläubig. „Das ganze Zimmer? Alles, was da drinnen ist?"

„Alles deins."

Greta schien vollkommen vom Glauben abzufallen.
„Auch die Hängematte?"

Sie konnte es einfach nicht begreifen.

„Auch die."

„Und das Hochbett?"

„Auch das?"

Staunend sah sie sich im Zimmer um.

„Mama, guck mal! Hier sind sogar Zauberstifte und ein Goldstift! Und Stempel und schau mal die Sticker!" Dann ging sie zum Bücherregal. „Das Doppelte Lottchen, Anton und Pünktchen und guck mal Mama, eine Astrid Lindgren Sammlung!"

Die gesamte letzte Woche hatten Marius und ich an diesem Zimmer gearbeitet. Er hatte es unbedingt perfekt für sie haben wollen.

Greta riss jede Schranktür und jede Schublade auf. Es dauerte eine Weile bis sie sich richtig freuen konnte. Zunächst schien sie einfach nur überfordert, doch irgendwann tanzte sie durch den Raum.

Es war so schön sie so unbeschwert zu sehen.

„Greta, du weißt, was dieses Zimmer bedeutet, oder?", erkundigte ich mich.

Sie zuckte mit den Schultern.

„Dass Marius reich ist?", schlug sie vor.

Marius und ich sahen uns lachend an. Ja, das stimmte irgendwie auch.
„Ihr zieht wieder bei mir ein!", verkündete Marius die freudige Nachricht.

„WIRKLICH?"

„JA!"

Ihre Tanzschritte wurden noch ausgefallener. Sie konnte schon echt ein verrücktes Kind sein.

Dann lief sie zu Marius und umarmte ihn so fest sie nur konnte.

„Ich bin so froh, dass wir wieder bei dir wohnen können!"