2 - Eine Entscheidung fürs Leben

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„Hey, was machst du denn hier?", erkundigte sich Maya, die hinter der Bar stand und mich verwundert ansah. „Du hast dich doch schon vor einer Stunde in den Feierabend verabschiedet.

„Richtig und dabei leider das Wichtigste vergessen! Ich habe mein Mikroökonomiebuch hier vergessen."

„OH ja! Ohne das würdest du sterben!", witzelte Maya, während Sie ein Bier zapfte.

„Naja, zumindest würde ich durchfallen und das ist mit sterben schon fast gleichzusetzen."

Maya verdrehte die Augen. Viele verstanden meinen Ehrgeiz nicht, doch sie kannten auch meine Ausganssituation nicht. Ich hatte keine reichen Eltern, die mich finanziell unterstützen oder mir gute Praktikumsplätze besorgen konnten. Das einzige, worauf ich mich wirklich verlassen konnte, war meine Leistung. Nur das zählte und dafür musste ich eben hart arbeiten.

Ich ging zügigen Schrittes um die Bar herum um zu den Umkleiden zu gelangen. Ich war wirklich in Eile, den mein Zeitplan war durch das Vergessen des Buchen schon vollkommen aus den Fugen geraten. 

„Vorsicht!", hörte ich eine Männerstimme rufen, doch es war schon zu spät.
Ein Mann kam um die Ecke gebogen und wir rannten in einander. Er traf mich sogar so hart, so dass ich zu Boden ging.

Hier lernte ich den Grundsatz meines Physiklehrers von damals auf die harte Art und Weise kennen: Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein. 

„Autsch!", rief ich und hielt mir meinen Ellenbogen.

Das würde einen ordentlichen blauen Fleck geben.

„OH mein Gott! Das tut mir leid! Ich habe dich nicht gesehen! Alles in Ordnung!"

Ich rappelte mich auf. Der Fremde stützte mich.

Er sah mir intensiv in die Augen. Wow, er hatte schöne Augen und tolle Lippen.

Wäre ich Modelagent, hätte ich ihm sofort meine Karte zugesteckt. Seine Maße schienen perfekt. 

„Alles gut", brachte ich unglaubwürdig über meine Lippen.

Er sah mich besorgt an, während ich seinen Körper bewunderte. Der Typ war verdammt hübsch. In solchen Momenten fiel mir wieder ein, dass ich schon viel zu lange auf Männerentzug war. 
„Hast du dir weh getan?"

„Nur den Ellenbogen ein bisschen", stammelte ich.

Er war so süß. Ich wünschte, dass sein Körper gerade genauso viel Testosteron produzierte, wie meiner Östrogene.

„Lass mal sehen!" Er begutachtete meinen Ellenbogen, wo sich langsam ein Bluterguss bildete. „Ach das tut mir so leid", sagte er. "Kann ich dir irgendetwas Gutes tun? Dich auf einen Champagner einladen oder so?"

Champagner? Bäh! Widerliches Zeug. 
„Ähm, ich bin kein Gast. Ich arbeite hier und wollte nur schnell ein Buch abholen, um dann wieder nach Hause zu fahren. Also kein Champagner für mich, aber danke."

„Oh, wenn das so ist, dann fahre ich dich nach Hause."

Perplex sah ich ihn an. 
„Das ist nett, aber ich bin mit dem Fahrrad hier."

„Kein Problem, ich habe einen Pickup. Da passt dein Fahrrad locker rein."

Meine Erziehung sagte mir: Steige niemals bei einem Fremden ins Auto! Niemals! Egal wie gut er aussieht! Auch hübsche Menschen können Perverse sein! Auch Schönlinge können Morde begehen!

Doch dieser Fremde war so süß und ich wollte mehr Zeit mit ihm verbringen. Also entweder war das hier gerade so etwas wie Liebe auf den ersten Blick oder mein Sexentzug der letzten Monate zeigte gerade seine düsterste Seite. Wie auch immer: Ich wollte ihn!

„Also wenn es keine Umstände macht."

„Überhaupt nicht!"

Maya zwinkerte sie mir zu, als sie sah in wessen Begleitung ich zum Parkplatz ging. 

„Ich bin Marius", stellte er sich vor.

Ein römischer Name. Irgendwie passte das zu ihm.

„Romy", antwortete ich.

„Schöner Name."

„Danke."

Es war offensichtlich, dass er mit mir flirtete. Er sah mich auf diese ganze besondere Art und Weise an und hatte dieses süße Lächeln. Sogar ein paar Grübchen hatte er. 

Wir gingen zu meinem Fahrrad. Nachdem ich es abgeschlossen hatte, hob er es hoch, als wäre es nur ein Kinderrad. Er war stark und das machte ihn in meinen Augen verdammt attraktiv. Ich mochte es, wenn man bei Männern das Gefühl hatte, dass sie einen vor alles und jedem beschützen könnten. Damit hatte ich zwar kein modernes Männerbild als Ideal, aber man konnte sich sein Beuteschema nicht aussuchen.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und begann ihm den Weg zu erklären.

„Du bist doch bestimmt Studentin, oder?", erkundigte er sich, während wir durch ein kleines Waldstück fuhren.

Sollte er ein Mörder oder Vergewaltiger sein, dann würde er hier anhalten. Bei jedem Waldweg, der abbog, hielt ich kurz die Luft an, doch Marius hielt nicht an. Ich war froh als wir das nächste Haus sahen.

„Ja, Wirtschaftsingenieurwesen."

Er pfiff beeindruckt.

„Dann bist du ein richtig schlaues Kerlchen!"

Ich fühlte mich geschmeichelt. Ich mochte es Komplimente für meine Fähigkeiten und nicht für mein Aussehen zu bekommen.

„Was machst du?", fragte ich, ohne auf sein Kompliment einzugehen.

„Ich habe meinen Master in BWL gemacht und arbeite momentan in der Buchhaltung der Firma meines Vaters."

Das hörte sich an, als wäre er nicht der flippig Student für den ich ihn gehalten hatte. Zwar trug er ein ordentliches weißes Hemd und einen teuren Ledergürtel, aber ich hätte ihn nicht älter als Anfang 20 geschätzt.

„Darf ich fragen, wie alt du bist?"

Er lachte.
„27."

Mit großen Augen sah ich ihn an. Das war schon verdammt alt im Vergleich zu mir. Das ging ja schon auf die 30 zu.

„Dort vorne rechts ist es schon!", rief ich, als wir fast die Abbiegung verpasst hatten.

Er bremste und fuhr auf den Parkplatz des Studentenwohnheims ein.

„Nicht viel los hier", stellte er fest und sah auf die dunklen Fenster und den leeren Parkplatz.

„Es ist Freitagabend. Alle sind in die Stadt gefahren um feiern zu gehen."

„Und du nicht? Hast du keine Lust auf ein bisschen Spaß?"
Schwang da Zweideutigkeit mit? Falls ja, dann war ich dabei. Ich war nicht grundsätzlich ein Mädchen für One Night Stands, aber wenn die Umstände passten, dann sagte ich auch nicht nein. Und jetzt in diesem Moment fühlte es sich für mich richtig an. Er war attraktiv, charmant und ich sehnte mich nach körperlicher Nähe. Außerdem brauchte ich ein bisschen Ablenkung von dem ganzen Lernstress. 

„Hast du denn Lust auf ein bisschen Spaß?", stellte ich die Gegenfrage und versuchte so verführerisch wie nur möglich zu klingen. Vermutlich klang es erbärmlich, doch zumindest die Botschaft schien anzukommen.

Er grinste breit und nun waren wir uns einig, dass wir beide das gleiche wollten.

Ich zog meinen Hoodie aus, während er an seiner Gürtelschnalle fummelte. Dann kletterte ich zu ihm auf den Schoß. Seine Hände wanderten auf meinen Hintern. Ich knöpfte ihm sein Shirt auf und öffnete meine Jeans.

Wir küssten uns.

Diese Erfahrung mit einem Fremden zu teilen, hatte für mich einen besonderen Nervenkitzel. Und dieser Fremde war auch noch jemand, der von seinem Handwerk wirklich etwas zu verstehen schien.

My Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt