Ich stand noch in der Einfahrt und hörte die dröhnende Musik des Inneren der Villa. Protzig erhob sich das Gemäuer vor mir. Also seinen Besitz an Mitteln verheimlichte Galen nicht. Eher im Gegenteil. Ein weiterer Punkt für meine Kontraliste. Abwertend richtete ich meinen Blick auf die Grünanlage. Feinst säuberlich geschnittene Büsche und Bäume, perfektioniert gesetzte Blumenbeete.
Ein weiteres Auto fuhr vor und Fate näherte sich dem Anwesen, bemerkte ich aus dem Augenwinkel. Auf nähere Details des Gefährts achtete ich so gut wie nie, waren ja schließlich auch nur Kapitalanlagen reicherer Leute. Schließlich kam sie neben mir zum Stehen.
Sie trug ein körperbetontes - wen wunderte es an diesem Abend- mitternachtsblaues Kleid und dazu passende High Heels. Ihr Make up schimmerte golden und silbern. Ihre langen, rötlichen Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz frisiert mit einem Seitenscheitel. Zierlicher Schmuck zierte Hals und Armgelenk.
Ich gab zu, neben ihr fühlte ich mich schon ein ganz klein wenig fehl am Platz. Ich trug eine weinrote Highwaist Jeans, geschnürte, schwarze Heels und ein silbernes Oberteil in Wickeloptik, vorne kürzer geschnitten als hinten. Meine Haare hatte ich leicht gelockt. Dazu trug ich meine filigrane Kristallkette, schmale Silberarmbänder am Handgelenk zur Kaschierung meiner Tattoos und Creolen. Mein Make up bestand aus Smokey Eyes, einem starken Lidstrich, der von einem silbernen umrahmt wurde, und dunkel roten, matten Lippenstift. Für meine einnehmende Partyabneigung schon doch hergerichteter als ich es hatte angehen wollen.
Okay, ich konnte es mir trotz meines Missmuts nicht nehmen lassen total underdressed auf einer Schnösel-Party aufzutauchen. Das kratzte dann doch an meinem Eisprinzessin-Ego.
"Du stellst heute jeden in den Schatten", gestand ich Fate.
"Na hoffentlich", grinste sie. "Du siehst auch nicht schlecht aus."
Skeptisch hob ich eine Augenbraue.
"Ich werde dich nie richtig in Partystimmung erleben oder?", seufzte Fate.
Ein schiefes Grinsen legte sich auf meine Lippen.
"Lass uns reingehen." Sie nickte und wir liefen über die schwarzen Kacheln zu Eingangstür.
Widererwarten empfing uns Galen. Er umarmte Fate, länger als nötig wie ich fand, und kam dann zu mir. Kühl vermittelte ich ihm seine Grenzen. Ein unlesbarer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Es kümmerte mich nicht weiter. Ohne auf Fate zu warten ging ich weiter hinein. Sie wollte bestimmt bei ihm sein.
Der Boden und die Wände bebten förmlich durch den Beat. Innerlich verfolgte ich den Songtext des Liedes. Waiting for a light that never comes. Nicht ganz das Genre, das ich bevorzugte, aber mehr in die Richtung gehend als diese nervigen Popsongs. Was hätte ich hier auch nach meinen Vorlieben erwarten sollen? Wohl kaum Rocksongs.
Der Raum war stark abgedunkelt. Die vereinzelten Lichtstrahler erwiesen sich eines guten Effekts. Je nachdem wo man sich befand sah man nur Umrisse der Person oder konnte sie doch differenzierter unterscheiden. Ich schlängelte mich durch die dichte Menge.
Gut. Ich würde mich einfach mit einem Getränk in einer Ecke verkrümeln und auf einen Zeitpunkt zum Gehen warten. Vielleicht tauchte Fate ja gar nicht mehr auf und war mit Galen beschäftigt. Ich knurrte. Was tat ich hier eigentlich. Ich hegte null Interesse an dieser Aktion. Wie hatte meine ach so tolle Freundin mich bloß eingewickelt mitzugehen?
Ich nahm mir etwas zu trinken und setzte mich in eine abgelegene Ecke und betrachtete das gesamte Geschehen um mich herum. Ab und zu legte sich wieder dieser violett- türkise Filter an die Ränder meines Sichtfeldes. Meist dann, wenn ich etwas näher und intensiver in Augenschein nahm. Grüppchenbildungen, sehr intensivierte Paarbindungen, Trinkspiele und die große Gruppe, die versuchte sich irgendwie tanzend zu bewegen.
Ich konnte meinen Abgang kaum erwarten. Würde es Fate bemerken, wenn ich schon ging? Andererseits hatte ich sie ja bereits vorgewarnt, sollte es meinen Negativitätsgrad zu sehr übersteigen.
Wer starrte mir eigentlich geradezu Löcher in den Körper? Suchend sah ich mich leicht um. Eine siebenköpfige Jungengruppe hatte ihre Blicke zu mir gerichtet. Ich verengte meine Augen und blitzte sie an. Mehr Beachtung schenkte ich ihnen nicht. Wozu auch. Alkoholbeeinflusste, triebgesteuerte Gehirne an diesem Abend, die auch ohne diesen Faktor kein Interesse wecken würden.
Doch irgendwie überkam mich ein seltsam flaues Gefühl. Irgendwas bahnte sich an. Etwas unnatürliches. Meine Handgelenke wurden leicht warm. Suchend wanderte mein Blick über die feiernde Menge. Der farbige Schleier war stärker geworden. Weiter hinten flimmerte die Luft. Ich stand auf und näherte mich der Beobachtung. Mein Kristall wurde kühler auf meinem Schlüsselbein. Da war definitiv etwas im Busch.
Auf meinem Weg stieß ich mehrere Leute zur Seite, selbst wurde ich ja auch nicht ohne Widerstand durchgelassen. Schließlich ließ ich die Partymenge hinter mir. Meine Handgelenke glühten leicht, mein Kristall fühlte sich einem Eiszapfen gleich an.
Feuer gegen Eis. Ich trat durch die flimmernde Luft.
Zuerst war es still. Nur Schatten regten sich. Sie knisterten und flüsterten unverständlich. Meine Schritte führten mich weiter.
Stimmen. Ich drehte mich in ihre Richtung und schlich an sie heran. Menschliche Schatten wurden sichtbar. Jemand hing an den Händen gefesselt herab und wurde von weiteren drangsaliert. Mir stockte der Atem als ich das Ächzen des Opfers vernahm.
Dämonen also. Hier, auf einer öffentlichen Veranstaltung, direkt vor menschlichen Augen. Auch wenn sie zunächst einen Magiemantel als Sichtschutz nutzten. Warum hatten die sich denn bitte hier hin verlaufen? Oder waren Menschenpartys das neue Spieleparadies für Dämonen?
Ich betrachtete sie abwartend. Eigentlich auch dumm. Eindeutig war ihr Opfer menschlich, da war es meine Aufgabe einzugreifen. Nur - einer gegen fünf war schon nicht ganz ohne. Ich ließ sicherheitshalber meine Waffe in meiner ausgestreckten Hand erscheinen, ein doppelschneidiges Schwert aus Diamant. Ein seltenes Stück, das eher einem der Elite gebührte. Jedoch konnte ich es ohne Problemen führen. Eine weitere Missbilligung Arshads.
Vielleicht kam ich ja am Ende doch aus einem Hybridlabor, das angeblich nicht existierte. Wundern würde es mich nicht.
Wie jedes Mal glühten meine Handgelenke auf, wenn ich mir meine Magie zu nutze machte. Dabei war das Erscheinen lassen doch gar keine große Sache. Als ob ich eine ewig lange Schwertscheide tagtäglich im Alltag mit mir nahm, also bitte. Dennoch wirkte die Klinge besonders auf mich und meine Fähigkeiten. Der Kristall an meiner Kette, die ich zuvor noch aus meinem Schließfach mitgenommen hatte, kühlte meine Haut sobald meine Handgelenke ihr Feuer entfachten.
Wundern tat mich allerdings schon wer da alles bei den Dämonen stand und nicht gerade unbeteiligt aussah.
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See you next time
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Glowing Eyes
Fantasy"Gib Acht auf deine Farbe." Früher verstand ich nicht was er sagte. Doch dann fiel der Schleier von meinen Augen. ------------ Alle Rechte der Geschichte liegen bei mir. Ich habe keine Rechte an den Bildern ( wie auch am Cover), sollte ich welche v...