Glowing Eyes

Kapitel Siebzehn

Cassian legte die Hand auf die Stuhllehne neben mir und sah grinsend auf mich herab. Ein „Hi" entsprang seinen vollen, geschwungenen Lippen, die ich natürlich nicht beachtete.

Erschrocken starrte ich ihn immer noch an während in meinem Kopf alle möglichen Puzzleteilchen versuchten sich zusammen zu setzen. Was aber nicht hinhaute.

Eigentlich sollte man sich freuen, wenn man seinen Kopf nicht gegen ein weiteres Bewusstsein abschirmen musste, aber Abweichungen fürchtete ich fast mehr in meinem Kontrollwunsch meines Lebens.

Ich war immer noch mit mir beschäftigt als Cassian längst neben mir Platz genommen hatte und sich lässig auf seinem Sitz flätzte.

„Erde an Azura?" Er wackelte mit seinen Fingern vor meinen Augen herum. Ich blinzelte hektisch.

„Was?", zischte ich abweisend.

„Kätzchen, die Krallen haben noch keinen Grund ausgefahren zu werden", lachte er leise.

„Halt die Klappe, Neuer", funkelte ich ihn kalt an.

Er stieß nur schmunzelnd die Luft aus.

Um meine übliche Fassung bemüht konzentrierte ich mich wieder auf Cypress und seinen Unterricht. Mit einem Kugelschreiber in der Hand tippte ich regelmäßig auf meinen Block ohne weiteren Sinn. Der Rhythmus wurde irgendwann beruhigend.

Er warf verschiedene Bilder von Drachen und Illustrationen an die Wand. Manche sahen einfach abstruß aus während andere gar nicht so sehr von der Wirklichkeit abwichen.

„Also Herrschaften - Was ist Ihnen bisher über das Thema bekannt?", wandte sich Cypress wieder seinen Schülern zu und startete den Diskurs.

„Es sind doch einfach nur Chaosfantasien der Menschheit", warf ein Mädchen der vorderen Reihe ein.

„Sie werden als übermächtiger Pferdeersatz in Büchern und Filmen genutzt", eine andere Stimme.

„Daenerys hat sie nicht immer gut erzogen", warf ein Typ vor mir ein. Daraufhin prusteten manche.

Oh wie witzig Shane.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Cassian den Arm hob, um sich zu melden. Kurz darauf wurde er drangenommen.

„Ich denke man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren", begann er mit einer ruhigen und samtigen Stimme, „Manche von ihnen haben wahrscheinlich die Zerstörungswut des Chaos in ihren Herzen, andere zeigen sich kooperativ und sind wandelbar. Sie müssen nicht alle im Schlechten geboren sein. Und auch die Drachenreiter tragen zu ihrer Wesensentwicklung bei, sei es bei Jungdrachen oder bei den Erwachsenen. Es ist eine Verbindung, die von beiden Seiten gut geführt und vertrauensvoll gehalten werden muss."

Mit leicht geweiteten Augen verfolgte ich gebannt seinen Beitrag und sah ihn von der Seite an.

Er strahlte eine Ruhe aus wie ich sie selten durch einen Raum hatte wabern sehen. Kurz wagte ich es ihn näher zu mustern.

Sein Profil war wirklich schön, definierter Kieferknochen, leicht gebräunte aber dennoch helle Haut, leuchtende türkise Augen und weiches, schillerndes Haar. Sein Farbton änderte sich leicht.

Moment. Wechselnde Haarfarbe? Eben waren sie doch noch silber weiß gewesen. Jetzt hatten sie einen beruhigenden bläulichen Schimmer.

Der Junge war ein Rätsel. Ob er irgendwelche Kräfte besaß, die ich nicht spürte? Ich schüttelte den Kopf. Niemand verbarg wissentlich seine Gaben vor mir, das war nicht möglich. Niemandem.

„Schön, was?", murmelte er grinsend ohne den Blick von der Tafel abzuwenden.

Verlegen schaute ich ruckartig aus dem Fenster.