Kapitel Zwölf

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Sprachlos verarbeitete ich diese Wandlung. Kleine Zweifel nagten an meinem Inneren. Wie konnte es sein, dass er mir einerseits nie über den Weg gelaufen war und mir andererseits doch bekannt vorkam?

"Was machst du hier? Ist was in Arshad passiert oder warum bist du hierher beordet worden? Ich habe hier alles im Griff, das kannst du deinen Vorgesetzten gerne ausrichten."

Seine Augen blitzten als tobe ein Gewitter in ihnen. Ein Ruck durchlief ihn, dann saß er plötzlich wieder weiter entfernt vor mir. Seine Züge verhärteten sich zu einer undurchdringlichen Maske. Langsam verfärbten sich seine Augen wieder zu dem vorigen Grün. Ich frug mich, ob er aufgrund des feurigen Farbtons ein eigentlicher Hitzkopf war. Manch einer in Arshad sagte den Wandlern nach, dass ihre Augen wirklich der Spiegel des Inneren waren und dies mit dem Farbumschwung hervorbrachten. Wenn ich so recht an die Alten zurückdachte hielt ich aber wieder daran fest, dass ich kaum etwas glaubte, das in Arshad erzählt wurde. Ich traute niemandem von ihnen, der Großteil würde dich eher verraten sobald ihm etwas unablehnbares zu seinen Gunsten geboten wurde und hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Das alles hatte ich hinter mir gelassen und mir meinen Posten außerhalb erkämpft. Und sofern es mich nicht umbrächte würde ich ihn nie wiede hergeben oder gar eintauschen.

Cyril schnippste mit seinen Fingern. "Versinkst du eigentlich immer so in deiner vermutlich rosaroten inneren Welt und vergisst jegliches um dich herum oder kannst du auch normal wie jeder andere konzentriert arbeiten? Ich kann mir nicht vorstellen wie du es unter diesen Umständen geschafft hast dir einen Außenposten zu schnappen." Er schnaubte verächtlich. "Mit was hast du die Oberen bestochen? Gold und Diamanten?" Ich hörte nur den Spott in seiner Stimme.

"Was erlaubst du dir überhaupt? Halt deinen verdammten Rand oder ich-" Zorn ließ meine Stimme beben.

"Oder du tust was? Mich anzünden und niederbrennen mit deinen niedlichen Tattoos? Deine Magie auf mich hetzen, die in deinem Blut pulsiert?" Höhnisch sah er auf mich hinab nachdem er mich unterbrochen hatte. "Versuch es ruhig, Kleine. Ich denke nicht, dass du dazu in näherer Zukunft in der Lage bist nach deinem kleinen Vorfall auf deinem Alleingang."

Wütend und gleichzeitig verblüfft starrte ich Cyril an. Wie konnte er es wagen so mit mir zu reden? Er war mir mit Sicherheit untergeordnet was seine Fähigkeiten anbelangte. Kaum einer verfügte über die Kräfte, die ich erhalten hatte, abgesehen von den Ältesten natürlich. Aber ich meine was sind schon fünfhundert Jahre Übung und Präzision gegen siebzehn Jahre Geburtsrecht? Ich fühlte mich durchaus besonders.

"Und was lässt dich zu dieser Annahme kommen?", wollte ich wissen.

Er verzog den rechten Mundwinkel nach oben. "Ich habe deinen kleinen Kontrollverlust gebändigt. Oder wie willst du das, was dir auf dieser Party passiert ist erklären?" Er legte eine kurze Pause ein und schien für einen Bruchteil der Sekunde nachzudenken. "Achja das Mädchen und den Nebelspucker habe ich auch mit einem Augenzwinkern ins Todesreich befördert. Freundlich von mir, oder? Damit scheine ich dir ja eine Last abgenommen zu haben, Miss 'Ich habe alles im Griff', stimmts?"

Knurrend biss ich die Zähne aufeinander. Ich spürte wie mein Blut anfing zu kochen und auch meine Sicht fast unbemerkbar verschwamm. Darauf bedacht meine Augenfarbe in Schach zu halten unterdrückte ich das Vorgehen und konzentrierte mich auf meine Handgelenke, die augenblicklich warm wurden.

"Bist du immerzu so hochnäsig unterwegs oder fällst du auch ab und zu von deinem hohen Ross? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mir Vorhaltungen zu machen hättest angesichts deiner Mächte. Ich würde dich mit einer Handbewegung zurück zu deinen leisesten Anfängen werfen. Übertreib es also nicht." Damit stütze ich mich an der Lehne ab und machte mich daran aufzustehen. Dabei schwankte ich etwas, aber was solls. Ich musste hier raus bevor mir noch die riesigen Glasscheiben um die Ohren flogen falls ich doch in meiner Wut ausbrach. Warum konnte er mich so stark darin beeinflussen und von null auf hundertachtzig provozieren? Ich hatte mich doch sonst ziemlich im Griff und ließ wenig an mich heran.

"Sicher, dass du schon gehen willst? Oder, lass es mich besser formulieren- dass du schon gehen kannst?" Cyril war ebenfalls aufgestanden und stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir.

"Behandel mich nicht so abschätzig!", zischte ich. Ich stieß ihn zur Seite und ging auf den Flur zu an dessen Ende ich die Ausgangstür vermutete. Doch, wer hätte es anders erwartet, stand der Idiot erneut vor mir und versperrte mir den Weg. Mein Geduldsfaden riss und ich erhob die Hand, im Begriff ihm meine brennenden Finger an die Schulter zu stoßen. Meine Hände wie auch deren Gelenke waren überhitzt, aber ich sah noch keine Flammen. Dennoch verließ ich mich auf meine Fähigkeiten und wollte ihm meine Faust in die Schulter stoßen.

Plötzlich fing Cyril blitzartig meine Hand ab und umfasste meinen Arm etwas über ihr fest.

"Bist du dir da ganz sicher? Du kannst nichts gegen mich ausrichten, absolut gar nichts, Prinzessin. Nicht solange ich dein Feuer vesiegelt habe", hauchte er selbtssicher neben meinem Ohr.

Als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wurden weiteten sich meine Augen vor Entsetzen. Das konnte doch nicht wahr sein.

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