Kapitel Elf

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Wie beschrieb man diese grasgrünen, reinen Smaragde eines Menschen? Das sprießende Leben wiederspiegelnd? Der Farbe des frischen Frühlings- und Sommergrases ähnelnd? Schillernd wie die Schuppen eines Reptils und leuchtend wie von Feuer erhellt? Funkelnd wie ein perfekt geschliffener Smaragd?

Okay ich hatte mir hundertprozentig den Kopf dufte angeschlagen. Das war nicht Ich, nicht mal absolut abgefüllt würde ich solchen Stuss von mir geben, eher würde ich negativ darüber herziehen. Und warum konntest du dann deinen vermaledeiten Blick nicht lösen, Idiotin? Seine innere Stimme liebte doch jeder, nicht wahr? Immer herrlich selbstkritisch und zurechtweisend mit diesen freundlichen, bissigen Kommentaren. Tolle Sache, dieser Kopf, echt. Begeisterte mich furchtbar.

Innerlich schlug ich mir also selbst vor den Schädel, um mal wieder klarer zu denken. Ich blinzelte ein paar Mal, um mein Bewusstsein zu schärfen, dann riss ich mich von meinem Gegenüber los. Ah, da fand sich doch immer eine Wand, die wundervolle Musterungen aufzeigte, welche natürlich meilenweit interessanter erschienen als irgendwem Aufmerksamkeit zu schenken. Ein stiller Dank an die Wände dieser Welt.

Allerdings umschlossen irgendwelche Finger immer noch meine Schulter, die nun sachte aber bestimmt nochmals leicht rüttelten. Genervt ließ ich meinen Blick auf sie schnellen und machte mich daran von ihnen wegzurutschen.

Überhaupt- wo befand ich mich eigentlich und wie war ich an diesen Ort gelangt? Wieder grub ich in meinen Erinnerungen, und, wen wunderte es, stieß typischerweise auf Kopfschmerzen. In solchen Momenten wäre ein Denkarium wie Dumbledore es doch besaß mit Sicherheit hilfreicher. Meine erste Frage sollte einer Aspirin gelten.

"Bist du wieder zurechnungsfähig?", erklang es tief neben mir. Und kalt. Ein großer Sympathieträger wie mir schien.

Ich schnaubte. "Nach einer Aspirin gegen dieses Hämmern in meinem Kop mit Sicherheit." Für das wichtigste war gesorgt.

Die Person ahmte mich nach und stieß wie ich die Luft aus. "Kommt von dieser Leichtsinnigkeit, die deine Überheblichkeit an den Tag legte. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir keine Lektion gewesen ist." Leichte Wut über diese Schnippischkeit flammte in mir auf. Ich hörte, wie ein Stuhl zurück geschoben wurde und die Finger glitten von meiner Schulter. Schritte entfernten sich.

Ich nutzte die Situation und sah mich leicht um. Wie die Stimme so auch die Einrichtung. Kühle weiße Möbel, ein paar Graue und leicht hellblaue. Minimalistisch gewählt und auf das Nötigste reduziert. Ein paar Türen deuteten auf weitere Räumlichkeiten. Ich konnte jedoch nur auf einen Flur hinausschauen. Spiegelglatte Fliesen bedeckten die Böden. Man sollte sich wohl nicht zu sehr wohl oder gar willkommen fühlen.

"Genug herum gespäht?" Meine Güte nutzte der Besitzer dieser Stimme sie scharf. Glich ja schon bald einem Katana. Ein Glas wurde demonstrativ auf einem Beistelltisch neben mir platziert. Die, zugegeben weiche, helle Couch, auf der ich lag, hatte ich gänzlich ausgeblendet. Ich drehte mich leichte auf die Seite, um danach und der Aspirin zu greifen. Schließlich setzte ich mich auf und lehnte mich leicht an der Lehne an, während ich das Gebräu schluckte. Dabei blieb es jedoch nicht aus, dass ich mein Gegenüber nun mustern musste.

Lange Beine, die in einer dunkelgrauen Jeans steckten, dunkelblaues, akurat geknöpftes Hemd. Athletische Figur, die nicht so furchtbar abnormal aufgepumpt schien. Helle Haut, markante Gesichtszüge nicht zu vergessen beim Kieferknochen. Diese verdammt grünen Augen und kurze, dunkelbraune Haare. Je nach Lichteinfall schienen sie einen feinen Goldhauch an manchen Strähnen anzunehmen.

Aber der Blick konnte förmlich durch Eiseskälte töten. Die Persönlichkeit schien mir damit geklärt. Absolut durchgefroren und bissig.

"Gefällt dir was du siehst oder beendest du deine eingehende Analyse auch mal? Man kann es dir ja förmlich ablesen, wie du über jeden Punkt nachdenkst", seufzte er säuerlich.

Ich starrte ihm in die Augen. "Entschuldige, dass ich deinen Astralkörper, wie du ihn anscheind wahrnimmst, menschentypischer Weise angesehen habe. Sollte er mich vor Vollkommenheit blenden oder was erwartest du?" Ich sollte runterfahren, dieser Typ war meine Wut definitv nicht wert.

"Ich hätte dich doch einfach als Dämonenfraß liegen lassen sollen", seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

Langsam nahm auch die Aspirin ihre Aufgabe in mir wahr und es dämmerte mir wieder.

"Hast du den heldenhaften Ritter gespielt gestern?" Prüfend sah ich wieder zu ihm hoch, auch wenn er sich mittlerweile wieder gesetzt hatte. Einfach zu hoch gewachsen.

"Gestern? Eher vor drei Tagen, Prinzessin. Du hast wohl zu viel Zeit bei den Oneiroi verbracht." Seine Augen blitzten.

Oneiroi ? So nannten wir die Traumwelt, aber was warf er mit diesem Begriff um sich herum? Grübelnd schaute ich ihn weiter an auf der Suche nach magischen Anzeichen. War ich wirklich zu unfähig meine eigenen Leute wiederzuerkennen? Er kam mir aber nicht bekannt vor, auch wenn irgendein kleiner Fitzel meines Hirns klingelte. Irgendetwas an ihm musste mir als schon einmal begegnet sein.

"Klingelt es bei dir? Ich kann keine richtige Erleuchtung bei dir erkennen." Hörbar ausatmend senkte er seinen Kopf etwas, um ungefähr mit mir auf Augenhöhe zu sein. Ich spürte seinen Atem an meiner Nasenspitze und sah direkt in seine zurück.

"Wer bist du?", frug ich nun auch einmal auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte diesen eisigen Kerl noch einmal wiederzutreffen.

"Cyril." Kritisch hob ich meine Augenbraue. "Sphene, wenn es unbedingt vollständig sein muss", fügte er zischend hinzu.

"Und zu wem gehörst du? Oder anders- was bist du, wo wir schon in der Fragerunde gelandet sind." Ich verschränkte meine Arme vor Brust. Cyril schaute mir weiter undurchdringlich in die Augen.

"Ich denke das hier reicht." Ich blickte ihn erstaunt an und erwartete, dass er mir irgendetwas hinhielt, was mir Aufschluss geben würde.

Aber dann fing er meinen Blick erneut ein während er seinen Kopf keinen Millimeter weg von mir bewegte. Es fiel mir überaus schwer mich loszureißen. Ich war praktisch gezwungen in diese Smaragde zu schauen. Doch dann begannen sie sich ähnlich einem minimalen Strudel zu bewegen. Zentral zur Pupille gerichtet zog sich das Grün unregelmäßig zurück und seine Iris veränderte sich.

Flach atmend betrachtete ich das mir bekannte Schauspiel. Orange leuchtende Feuersprenkel breiteten sich in der Regenbogenhaut aus bis sie schließlich alles Grün verdrängt hatten und sich absolut Orange vor mir präsentierten.

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See you next time

Glowing EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt