Am nächsten Tag besprechen Hannah und ich im Unterricht, was wir für die Party alles brauchen. Wir beide sind in einem Profil und haben deswegen die meisten Kurse zusammen. Niklas hingegen ist im Physikprofil, weswegen wir nur selten Unterricht mit ihm haben, jedoch sehen wir ihn in fast jeder Pause, weswegen wir uns dort austauschen können.
„Wir brauchen auf jeden Fall Alkohol, aber wer besorgt uns den harten Stoff?", bemerke ich nachdenklich und beobachte, wie Hannah eine Liste führt, wo sie als ersten Punkt Alkohol notiert.
„Ich frage meinen Bruder, der wird das sicher für uns machen", antwortet Hannah, „außerdem brauchen wir auch Snacks." Sofort schreibt sie es auf.
„Was braucht man denn noch für eine gute Party?", frage ich ratlos und lasse nervös den Kugelschreiber klicken.
„Wir müssen eine gute Musikplaylist erstellen und brauchen Musikboxen! Hast du vielleicht sowas wie eine Discokugel, die wir hinstellen können, damit wir so cooles Licht haben?", überlegt Hannah laut und ich schüttele zur Antwort mit dem Kopf. „Aber ich glaube, Niklas hat eine im Keller stehen."
„Gut, also mehr fällt mir nicht ein. Wie sieht es mit den Gästen aus?", frage ich und blicke kurz zum Lehrer, der jedoch nicht mitbekommt, dass wir hier reden.
„Niklas lädt paar aus seinem Profil ein und wir können auch die nettesten aus unserem einladen. Und halt Lara", antwortet sie und schaut sich im Raum um. Lara ist Hannahs Freundin und geht in das Musikprofil, die beiden haben sich vor ein paar Monaten angefreundet, jedoch habe ich es nicht geschafft mit Lara eine Verbindung zu knüpfen und hab das Gefühl, dass sie mich gar nicht so richtig mag.
„Leonie, Jasmin, Rosa, Len und Tobi sind die besten Kandidaten, die mir einfallen, wenn ich die Klasse so angucke", fügt Hannah hinzu und ich werfe je einen Blick auf die Personen.„Ja, du hast recht, mit denen verstehen wir uns auch recht gut. Aber Emma ist auch echt nett, ich kann sie nachher in Psychologie fragen und Rosa auch", bemerke ich und Hannah nickt einverstanden.
„Ich kümmere mich dann um die anderen. Wo ist Emma eigentlich? Vorhin war sie doch noch da." Mein Blick fällt auf ihren leeren Platz und ich zucke mit den Schultern. In diesem Moment wird die Tür geöffnet und Emma betritt den Raum. Sie schließt leise die Tür hinter sich und begibt sich wieder auf ihren Platz in der ersten Reihe. Sie hat blondes Haar, das etwas dunkler ist und in der Sonne glänzt. Ihre blaugrünen Augen wandern kurz über die Schüler, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lehrer zuwendet. Wir waren gemeinsam in der siebten Klasse und haben uns relativ gut verstanden und waren auch befreundet, doch dann wurden die Klassen neu gemischt und wir hatten keinen Kontakt mehr. Jetzt haben wir zwar Kontakt und verstehen uns ganz gut, aber befreundet sind wir nicht wirklich.
Als die Stunde zu Ende ist, treffen wir uns in der Pausenhalle mit Niklas, um unseren Plan zu besprechen. Ihm fällt auch nichts mehr ein, was wir noch gebrauchen könnten und er hat sogar schon unsere ersten Gäste gesichert.
„Ich habe Julian, Daniel und Tom gefragt und alle kommen", teilt er uns mit.„Super! Mir fällt jetzt doch was ein, was wir vergessen haben! Wir brauchen doch noch Plastikbecher und sollten sowas wie Bier-Pong bereitstellen. Ohne Partyspiele wird es doch langweilig", sagt Hannah und klatscht begeistert in die Hände, „das muss ich sofort aufschreiben, sonst vergesse ich es noch!" Sie kramt einen Stift aus ihrer Tasche und notiert sich den Einfall auf dem Zettel.
Danach haben wir getrennt Unterricht und in der allerletzten Stunde habe, von uns dreien, nur ich Psychologie an einer anderen Schule. Um dahin zu kommen, habe ich zwanzig Minuten Zeit, bevor der Unterricht beginnt. Wenn ich zu Fuß gehe, schaffe ich es noch rechtzeitig, mit dem Bus bräuchte ich jedoch fünfundzwanzig Minuten.
Ich schultere meinen Rucksack und mache mich auf dem Weg. Ich bin froh, wenn ich da nicht mehr hinmuss, denn es ist echt nervig, zwei Mal in der Woche da extra hin gehen zu müssen. Auf dem Weg fahren Rosa und Emma an mir vorbei, die näher an der Schule wohnen und deswegen mit dem Fahrrad fahren und weil sie vielleicht einfach nicht so faul sind wie ich.
Als ich beim Raum ankomme, warten noch alle draußen, da die Lehrerin meistens zu spät kommt.
„Hey", begrüße ich die anderen und stelle mich zu ihnen. Die anderen begrüßen mich ebenfalls und setzen dann ihr Gespräch fort, bis unsere Lehrerin Frau Hagen kommt. Ich setze mich an den Tisch neben Paula, einem braunhaarigen Mädchen, die auf eine andere Schule geht und echt nett ist. Am Tisch sitzen noch Emma und Kai, ein schwarzhaariger Junge, der heute jedoch nicht da ist. Stattdessen sitzt jetzt Rosa an seinem Platz neben Emma. Die Stunde beginnt und allmählich werden die Gespräche eingestellt. Irgendwann sollen wir dann einen Zettel in Gruppenarbeit bearbeiten, wodurch wir am Tisch ins Gespräch kommen. Zuerst reden wir tatsächlich über die Aufgabe und schreiben auch knappe Antworten hin, wobei Paula und Emma den Großteil übernehmen, jedoch wandern unsere Gespräche danach in andere Richtungen.„Was macht ihr so am Wochenende?", fragt irgendwann Paula und schreibt etwas auf ihren Zettel.
„Einfach nur chillen, hab nichts Besonderes vor", antwortet Emma.
„Ich treffe mich mit Freunden", meint Rosa und lässt ihren Blick gelangweilt durch den Raum schweifen.
„Ich veranstalte irgendwie eine Party am Freitagabend um acht bei mir und sonst chille ich auch nur", sage ich schließlich, „ihr seid übrigens eingeladen, also wenn ihr Bock habt, könnt ihr gern vorbeikommen."
„Dann komme ich auf jeden Fall!", meint Paula lächelnd und ich blicke fragend zu Rosa und Emma.
„Was ist das für eine Party? Wie viele Leute kommen und wer ist dabei?", fragt Rosa nach und schaut mich nachdenklich an.
„Also ich habe noch nie eine Party geschmissen, weswegen mir Hannah und Niklas helfen. Aber es wird eher eine kleine Party sein und einige aus unserem Profil sind eingeladen und welche aus dem Physikprofil und vielleicht bringen welche ja noch Freunde mit. Aber meine Wohnung ist nicht so groß, dass da dreißig Leute reinpassen", antworte ich und schreibe eine Antwort von Paula ab.
„Ich werde kommen", meint Emma und Rosa schließt sich ihr kurzdarauf an.
„Dann schicke ich euch nachher die Adresse." Sie nicken und ich atme erleichtert aus, da ich weitere Leute für unsere Party gesammelt habe. Ich nehme mir noch vor auch Kai anzuschreiben, da ich mich ebenfalls ganz gut mit ihm verstehe und er ein netter Typ ist.
„Nächste Woche Donnerstag schreiben wir übrigens die Klausur und es kommt alles dran, was wir bereits gemacht haben, aber das sage ich euch nächste Stunde nochmal genauer", meldet sich Frau Hagen am Ende der Stunde zu Wort. Emma schlägt ihren Schulplaner auf, um sich das einzutragen, jedoch stoppt sie, als sie es aufschreiben will und runzelt die Stirn.
„Da schreiben wir aber schon Politik", ruft sie zu Frau Hagen und ich schaue sie überrascht an.
„Echt? Wir schreiben schon nächste Woche?", frage ich erstaunt, da wir im gleichen Kurs sind und sie nickt.
„Wir können da auch nicht", meldet sich noch ein anderes Mädchen zu Wort, „wir haben da so ein Projekt."
„Das kann doch nicht wahr sein...wann sollen wir es denn schreiben?", fragt Frau Hagen verzweifelt und öffnet den Klausurenplan am Computer, um einen anderen Termin zu suchen. Wir diskutieren über einen neuen Termin, doch der einzige mögliche Termin ist nächste Woche.
„Dann machen wir es einfach so, dass die die können die Klausur am Donnerstag schreiben. Und die anderen schreiben sie einfach am Freitag. Ich weiß, dass ihr da eigentlich frei habt, aber es geht nun mal nicht anders", beschließt sie schließlich und geht nicht weiter auf die aufkommenden Proteste ein. Na toll. Wer will nicht gerne an einem freien Tag schon um sechs Uhr aufstehen, um eine Klausur zu schreiben?
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Gepäckträgerfahrt
Teen FictionAlles beginnt mit einer einfachen Gepäckträgerfahrt, als Emma Sam nach einer Klausur nach Hause fährt. Von da an entsteht langsam eine Freundschaft zwischen den beiden, die sich Sam schon immer gewünscht hat. Doch mit der Zeit entwickelt Sam unwillk...