Gepäckträgerfahrt

11

Am Samstagabend kommt Hannah bei mir vorbei und legt ihre Tasche mit den Sachen, die sie fürs Übernachten braucht, bei mir ab, da sie heute und die darauffolgenden Tage bei mir übernachtet.

„Bist du fertig?", fragt sie aufgeregt und lehnt sich abwartend gegen den Türrahmen. 

„Ja, wir können los", sage ich und checke nochmal kurz mein Aussehen im Spiegel, bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machen.

Nach zwanzig Minuten kommen wir an einem modernen Einzelhaus mit einem kleinen Vorgarten an, wo die Party steigt. In der Straße stehen viele Autos und schon vom Weiten sieht man die bunten Lichter durchs Fenster leuchten und auch die Musik hört man schon einige Häuser weit entfernt.

„Wie heißt denn jetzt eigentlich dieser Typ?" Als wir an der Tür stehen, fällt mir plötzlich wieder ein, dass ich gar nicht weiß, wie der Typ heißt, der die Party veranstaltet. Ich drehe mich zu ihr und schaue sie fragend an.

„Kilian", antwortet Hannah im gleichen Augenblick, als die Tür aufgemacht wird und Kilian mit einem Lächeln im Gesicht vor uns steht.

„Hey, schön, dass ihr gekommen seid!" Wir gehen rein und als ich an ihm vorbeigehe, scheint er mich erst zu erkennen. Seine Augen weiten sich überrascht und ein strahlendes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. „Ah hey, was machst du denn hier? Mit dir hätte ich nicht gerechnet, aber ich freue mich, dass du da bist."

„Hannah hat die Party gefunden und mich dann mitgenommen, aber ich hatte keine Ahnung, dass du der Gastgeber bist", antworte ich und spähe durch den Flur ins Wohnzimmer, wo ich schon viele Menschen erkennen kann.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr befreundet seid. Ich hätte dich auch eingeladen, aber ich wollte nicht so aufdringlich sein", erklärt er und lächelt entschuldigend.

„Ist doch kein Problem", winke ich ab und folge Hannah dann ins Innere, dicht gefolgt von Kilian, der uns direkt eine Mische macht. Wir stoßen an und gesellen uns danach zu einigen anderen. Das Haus ist zum Glück nicht so voll, weswegen wir uns einfach zu einer Gruppe dazustellen können. Wir stellen uns alle vor und reden dann über alles Mögliche, während wir an unseren Bechern nippen. Kilian verschwindet irgendwann, um wahrscheinlich etwas mit seinen Freunden zu machen.

Im Laufe des Abends spielen wir verschiedene Trinkspiele, wie zum Beispiel Ich habe noch nie, Bier-Pong und auch Wahrheit oder Pflicht. Zum Glück muss ich keine schlimmen Aufgaben machen und bei einer Runde Bier-Pong haben Hannah und ich sogar gewonnen. Unsere Becher leeren und füllen sich immer wieder und allmählich merke ich schon den Alkohol in meinem Körper.

„Ich gehe kurz auf die Toilette", teile ich Hannah mit und mache mich auf den Weg. Doch die Toilette scheint besetzt zu sein, denn vor der Tür wartet schon ein braunhaariges Mädchen. Sie lehnt neben der Toilettentür an der Wand und starrt auf den Boden.

„Musst du auch auf die Toilette?", frage ich sie und lächele sie freundlich an.

„Warum sollte ich sonst hier stehen?", antwortet sie mit einer Gegenfrage und schaut mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Keine Ahnung, vielleicht willst du einfach Leute kennenlernen und sie abfangen, denn fast jeder kommt hier irgendwann vorbei", überlege ich und zucke mit den Schultern.

„Keine schlechte Idee", bemerkt sie lächelnd, „aber man kann die Leute, die einem gefallen ja auch direkt da drin ansprechen." Sie deutet den Flur entlang zum Wohnzimmer, wo die meisten Leute sind und sich entweder unterhalten oder tanzen.

„Ja, das stimmt." Als sie wegguckt, nutze ich den Moment, um sie kurz zu mustern. Sie ist echt schön, sie hat lange glatte Haare und ihre Augen sind hellbraun. „Woher kennst du Kilian?", frage ich sie, um das Gespräch aufrechtzuerhalten, da ich sie gerne näher kennenlernen würde.