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Es vergeht eine Woche, in der ich feststellen muss, wie viel Zeit Emma und Paul miteinander verbringen. Fast jede Pause reden sie miteinander, zwar sind sie nie allein, doch das ändert nichts daran, dass sie ständig zusammen sind. Ich verstehe nicht ganz, was das zwischen ihnen ist, denn sie wirken nicht wie ein Paar, aber auch nicht wie normale Freunde. Und wenn sie ein Paar sind, verstehe ich nicht, wieso sie mich angelogen und gemeint hat, dass sie nur Freunde sind und mich dann in der gleichen Nacht küsst. Vielleicht wollte sie dadurch ihre Gefühle für Paul vergessen oder so was, aber das würde nicht so viel Sinn machen, da Paul deutlich Interesse an ihr hat und sie diejenige war, die kein Interesse an ihm gezeigt hat, zumindest schien es so.

In der vergangenen Woche haben Emma und ich kaum miteinander gesprochen und irgendwie empfinde ich die Stimmung zwischen uns etwas komisch, obwohl wir eigentlich genauso weiter machen wollten wie zuvor. Sonst ist sie manchmal zu mir gekommen und hat eine Unterhaltung mit mir und Hannah gestartet, aber in der Woche ist sie nicht gekommen. Wir haben nur paar Worte gewechselt, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind und es macht mich fertig, dass wir wieder so wenig Kontakt haben.

Am Montag nehme ich mir vor sie einfach anzusprechen und finde erst die richtige Gelegenheit dafür im Sportunterricht. Wir sollen einige Geräte aufbauen und ich sehe von weitem, dass sie versucht allein einen Barren rauszuholen, weswegen ich schnell zu ihr jogge.

„Warte, ich helfe dir!", rufe ich von weitem und fasse mit an, als ich ankomme.

„Danke." Gemeinsam schieben wir den Barren dahin, wo er stehen soll.

„Freust du dich auch so sehr auf Turnen?", frage ich ironisch und befestige den Barren, damit er sich nicht mehr bewegen kann.

„Total", antwortet sie ebenso ironisch, doch wird dann ernst, „ne, aber um ehrlich zu sein, finde ich es im Moment nicht so schlimm. Und es sind ja auch nur noch ein paar Mal bis zu den Herbstferien und dann noch die Male bis zu den Weihnachtsferien und dann haben wir es geschafft."

„Ja, aber trotzdem ist es so viel. Ich hoffe nächstes Semester sind die Sportkurse besser", sage ich und schaue mich um, um zu gucken, ob noch jemand Hilfe braucht, doch alles ist bereits aufgebaut.

„Ja", stimmt Emma mir noch knapp zu, bevor der Lehrer uns zum Aufwärmen zusammenruft und der Unterricht richtig beginnt. Es sind verschiedene Geräte aufgebaut, an denen wir turnen können, wobei wir uns selbst aussuchen können, an welchen wir turnen wollen und wo wir anfangen. Ich fange mit dem Bock an, da wir das schon gemacht haben und ich es kann.

Nach einigen Sprüngen schaue ich mich um und entdecke Emma allein am Barren üben, woraufhin ich einfach zu ihr gehe.

„Hey...Äh...könntest du mir zeigen, was man alles auf dem Barren machen kann?", frage ich sie, da ich keine Ahnung habe, welche Elemente man so machen kann und tatsächlich ist sie bereit dazu mir die Übungen zu zeigen. Bewundernd betrachte ich ihre Ausführung der wenigen Elemente, wobei es sehr elegant bei ihr aussieht.

„Wow, wieso kannst du das so gut?", frage ich erstaunt, als sie fertig ist und nehme nun ihren Platz ein.

„Ich habe schon letzte Woche daran geübt", antwortet sie schulterzuckend und beobachtet mich, wie ich versuche die Elemente auszuführen. Leider funktioniert es nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt habe und es ist alles andere als elegant.
„Du brauchst mehr Schwung", berichtigt sie mich lachend und macht es mir noch einmal vor. Ich probiere es noch einige Male und tatsächlich verbessere ich mich etwas.

„Wollen wir zum Reck gehen?", fragt Emma irgendwann und ich nicke einverstanden.

„Da kann ich zwar weniger als am Barren, aber egal", antworte ich und folge ihr zu den Stangen. Gemeinsam üben wir den Aufschwung und einige Rollen, wobei ich zu geben muss, dass sie deutlich besser ist als ich.

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