09 | Die andere Seite

4.8K 122 16
                                    

Hier für euch das neue Kapitel :) Ich küsse eure Augen.

„Willst du schon los?", überging er ihre Frage.

Seine Stimme klang heiser und rau. Er war direkt noch viel anziehender. Nika verdrängte diesen Gedanken, machte stattdessen mit schräg gelegtem Kopf einen Schritt an ihn heran.

„Ja, ich muss ein paar Sachen erledigen vor der Arbeit", erwiderte sie und inspizierte die Schwellung.

„Das ist echt ganz schön dick", sagte sie leise. Als sie sein Gesicht vorsichtig mit ihren Fingern berühren wollte, wich er zurück.

„Ist vom Training. Ist morgen wieder weg", sagte er.

„Was für ein Training?", fragte sie interessiert.

„Kampfsport."

„Soll ich dir dafür mal was geben?", fragte sie und deutete auf die Schwellung. Er schüttelte entschieden den Kopf.

„Nee. Ich gehe duschen. Danach können wir fahren."

Nur eine halbe Stunde später saß sie neben Marten in ihrem Wagen.

„Warum machst du das eigentlich?", wollte sie wissen und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er fing ihn auf.

„Was?"

„Mir helfen."

„Weil du eine Frau bist und keine Ahnung davon hast. Bieg hier rechts ab", erwiderte er.

„Woher willst du das wissen? Vielleicht bin ich ja ein echter Profi. Warum rechts? Das ist der totale Umweg", gab sie zurück und deutete auf die Straße vor sich.

„Du weißt nicht mal, was ich für einen Wagen fahre. Als ob du dich mit Schäden auskennst. Wir fahren nicht zu deiner Werkstatt, sondern zu einem Freund von mir", antwortete er.

„Meine Werkstatt ist super. Die sind immer richtig nett", sagte sie überzeugt.

„Ja, weil du keine Ahnung hast und die dir seit Jahren das Geld aus der Tasche ziehen", sagte er provokant. „Was für ein Auto fahre ich denn?"

„Ein Batmobil", gab sie selbstbewusst zurück.

Marten lachte. Sie mochte sein Lachen. Es war schade, dass er das in ihrer Anwesenheit vermied und sich immer um diese kühle Aura bemühte.

„Okay, fahr da vorne links."

Als Nika ihren Wagen kurz darauf in einen nicht gerade vertrauenserweckenden Hinterhof zwischen alten Fabrikgebäuden lenkte, wurde ihr kurz mulmig. „Mach dir nicht ins Hemd, die Jungs sind okay, sonst würde ich hier mit dir nicht hinfahren", versicherte er ihr, als sie mit misstrauischem Blick aus dem Wagen stieg und sich unbehaglich umschaute. Die hohen, teils verlassenen Fabrikgebäude, der verwahrloste Hinterhof, ein verlassener, rostiger Hundezwinger und eine große, düstere Garage waren nicht das, was sie sich unter einer zuverlässigen Werkstatt vorstellte. Doch sie folgte Marten durch die weit geöffneten Tore ins Innere, wo er ihr seine ebenfalls muskulösen, tätowierten Freunde vorstellte.

„So ein Idiot ist ihr ins Auto gefahren", erklärte er, als sie gemeinsam mit Kolja, einem großgewachsenen Bartträger in Shirt und dreckiger, schwarzer Jeans zu ihrem Wagen gingen. Nika hielt sich im Hintergrund, während die beiden Männer über den Schaden und die Reparatur sprachen.

„Wir können das ausbeulen. Wir müssen den Kotflügel aber entrosten, neu verspachteln, versiegeln und komplett lackieren. Das wird teuer. Außerdem ist der Kotflügel mit dem Frontblech verschweißt. Ist also aufwändiger, das auszubauen. Da bist du schnell bei 500 bis 700 Euro. Wirtschaftlich rentabler wäre es, den komplett zu wechseln. Kostet im Vergleich, würde schätzen, so 300 Euro, bei dem Fabrikat."

NOT EVERYBODY'S DARLINGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt