Was soll ich euch sagen? Marten hat minimal übertrieben. Ob das so gut für Nika war....?
Nervös trommelte Nika mit ihren Fingern auf ihrem Oberschenkel herum, während sie ihren Blick starr auf die weiße Tür gerichtet hielt, durch die zwei Sanitäter Paul vor einiger Zeit geschoben hatten. Es war bereits weit nach Mitternacht, doch sie ließen sie noch immer nicht zu ihm. Mittlerweile nagte das schlechte Gewissen an ihr, doch sie wusste noch immer nicht, was sie jetzt tun sollte. Außerdem hatte sie tatsächlich Angst davor, Marten ein weiteres Mal zu begegnen, auch, wenn er sie nie wirklich bedroht hatte. Doch vielleicht änderte sich das ja jetzt, da das Risiko bestand, dass sie vielleicht irgendwann gegen ihn aussagen musste; jedenfalls, wenn Paul Anzeige erstattete.
Sie zog unruhig das Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Maxwell hatte versucht, sie zurückzurufen. Als er nicht wie verabredet aufgetaucht war, um sie abzuholen, hatte Nika die Puzzleteile zusammengesetzt; er musste mit Marten über alles gesprochen und ihm von seinem Vorhaben erzählt haben. Kurzerhand hatte Marten entschieden, sie abzuholen, statt Maxwell das übernehmen zu lassen; vermutlich, um noch einmal mit ihr zu reden. Doch sie verstand nicht, weshalb. Es war doch klar, dass ihre Beziehung vorbei war; er hatte ihr knallhart ins Gesicht gesagt, dass er sie nur benutzt hatte, jedoch nichts für sie empfand. Warum also hatte er sich die Mühe gemacht, ins Studio zu kommen? Was hatte er damit bezwecken wollen? Er konnte unmöglich glauben, dass sie ihm das verzeihen würde.
Als der behandelnde Arzt aus dem Behandlungszimmer kam, schob sie die Gedanken bei Seite und steckte das Handy wieder weg. Sie sprang auf und lief auf ihn zu. Sie hatten Paul inzwischen geröntgt, doch niemand hatte ihr gesagt, wie stark seine Verletzungen waren.
„Kann ich jetzt zu ihm?"
Sie schaute dem Blonden, sie schätzte ihn auf Anfang vierzig, erwartungsvoll in seine braunen Augen, die sie misstrauisch musterten.
„Wir bringen ihn gleich auf die Station. Dort können sie zu ihm. Aber ich glaube nicht, dass er mit Ihnen sprechen möchte."
Nika schluckte.
Was hatte Paul dem Arzt erzählt?
„Ich muss wissen, wie es ihm geht", sagte sie.
„Dazu kann ich Ihnen nichts sagen", erwiderte er abweisend, „Bitte warten Sie, bis wir Herrn Kirschner auf die Station gebracht haben."
Mit den Worten ließ er sie stehen. Nika seufzte schwer.
„Auf welche Station?", rief sie dem Arzt frustriert hinterher, doch da war er bereits im nächsten Behandlungszimmer der Notaufnahme verschwunden. Sie atmete tief durch, dann lief sie zum Empfangstresen zurück und legte ihre Unterarme müde darauf ab. Die Blondine auf der anderen Seite musterte sie mit schief gelegtem Kopf. „Können Sie mir sagen, auf welche Station Herr Kirschner gebracht wird?"
Die Zeit zog sich wie Kaugummi, während Nika auf dem Gang der Unfallchirurgie wartete. Als Paul am Ende des Ganges aus dem Aufzug geschoben wurde, sprang sie auf. Auch jetzt, ohne das viele Blut, wirkte sein geschwollenes Gesicht verformt. Sein Arm steckte in einem Gips. Als die Krankenschwester das Zimmer verlassen hatte, warf er Nika einen vernichtenden Blick zu. Sie fragte gar nicht erst, wie er sich fühlte; es war offensichtlich.
„Es tut mir leid", sagte sie hilflos. Paul reagierte nicht.
„Hast du den Ärzten gesagt, was passiert ist?", fragte sie vorsichtig.
Er stieß einen verächtlichen Laut aus. Dabei verzog sich sein Gesicht schmerzverzerrt.
„Das ist deine einzige Sorge, oder? Dass ich deinen Freund verrate?"
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NOT EVERYBODY'S DARLING
ChickLit„Ich komme wohl genau rechtzeitig", grinste er, legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Nika erwiderte sein Grinsen, ließ sich gegen ihn sinken und reckte sich ihm entgegen, als er ihre Lippen küsste. „Wolltest du nicht zu John?"...