37 | Angeklagt

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Es wird Zeit für das nächste Kapitel, würde ich sagen. Ich wünsche euch viel Spaß. Ihr müsst stark sein. Nach diesem kommen nur noch 4 Kapitel.

Nika versuchte, das Gefühl der Übelkeit abzuschütteln, und ließ ihren Blick aus dem Fenster des Cafés schweifen. Draußen regnete es bereits seit Tagen Bindfäden und sie probierte, sich von dem Schmuddelwetter nicht runterziehen zu lassen. Marten hatte sie seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen. Er saß noch immer in Untersuchungshaft, also war die Besuchserlaubnis begrenzt und sie hatte zunächst einen Antrag stellen müssen, um ihn sehen zu können. Doch dieser war bisher nicht genehmigt worden.

Sie wusste nicht einmal, was sie sich von einem Gespräch mit ihm versprach. Seine Offenbarungen rund um seine heimlichen Tätigkeiten auf dem Kiez, seine Frauenbekanntschaften und sein seltsames Verhalten hatten sie komplett verwirrt. Auch, wenn das Gespräch bereits einige Tage zurücklag, war sie noch immer völlig durcheinander. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie Marten hasste oder liebte; alles war zu einem riesigen Gefühlschaos verschwommen, das sie nicht mehr ordnen konnte.

Einerseits war sie maßlos enttäuscht über seine Lügen und Geheimnisse, andererseits spürte sie tief in ihrem Inneren, dass seine Gefühle zu ihr aufrichtig waren und er sie wirklich nur hatte vor Schlimmerem bewahren wollen. Doch er hätte mit ihr über seine Gedanken sprechen müssen, statt diese Entscheidung einfach über ihren Kopf hinweg zu fällen. Sie hatte geglaubt, sie würden eine richtige Beziehung führen und bedingungslos hinter dem jeweils anderen stehen. Wieso hatte er daran gezweifelt? Glaubte er wirklich, dass sie ihn verlassen hätte, hätte sie die Wahrheit gewusst?

Hätte sie ihn womöglich wirklich verlassen?

Sie konnte es tatsächlich nicht sicher sagen.

Natürlich stand sie hinter ihm, aber vielleicht hätte sie sich aufgrund seiner Lügen von ihm getrennt, weil sie glaubte, ihm nicht mehr vertrauen zu können.

Konnte sie ihm noch vertrauen?

Nika schloss die Augen und atmete tief durch, um diese quälenden Gedanken zu vertreiben und nicht wahnsinnig zu werden.

„Haben Sie noch einen Wunsch?"

Nika schaute zu der dunkelhaarigen Kellnerin auf, die sie lächelnd beobachtete. Ihr Blick fiel auf das leere Latte-Macchiato-Glas. Nika war nicht nach einem weiteren Kaffee, doch sie brauchte dringend Ablenkung. Zuhause fiel ihr die Decke auf den Kopf, John war mit Cassie unterwegs und Maxwell hing im Studio herum. Janet war auf der Arbeit und Josh würde nur nach den neuesten Entwicklungen fragen. Sie schaute auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zu ihrem Personal Training Termin. Da sie ihre Kundin zuhause besuchen würde, stand der Trainingseinheit trotz Regen nichts im Weg. Doch vorher würde sie noch einmal nach Hause fahren und ein wenig Equipment einpacken müssen.

„Nein, danke", sagte sie also und zog ihr Portemonnaie aus der Tasche.

Als sie gezahlt hatte, machte sie sich auf den Weg zurück. Es war noch immer seltsam für sie, dass Martens Wagen vor der Tür stand, er jedoch seit Tagen nicht hier gewesen war.

„Du fehlst mir", murmelte sie leise, als sie aus ihrem Auto stieg und an seinem vorbeiging.

Er fehlte ihr tatsächlich sehr, ganz egal, wie ihr derzeitiges Verhältnis zu ihm war. Dass sie enttäuscht und verletzt war, bedeutete nicht, dass sie ihre Gefühle für ihn von der einen auf die andere Sekunde abstellen konnte; auch, wenn sie das vielleicht vor Maxwell behauptet hatte.

Sie hatte gerade den oberen Treppenabsatz erreicht, als das Handy in ihrer Tasche zu klingeln begann. Während sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss, zog sie das iPhone heraus und warf einen Blick auf das Display. John. Sofort nahm sie den Anruf entgegen.

NOT EVERYBODY'S DARLINGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt