Ohne viel Blabla direkt das neue Kapitel.
Frustriert blies Nika sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihren Blick durch das fast leere Studio schweifen. Sie hatte auf Pauls blöde Ansage hin ihre Sonntags-Termine auf nach 16 Uhr verlegt, da sie die Schicht nicht hatte tauschen dürfen und wartete jetzt ungeduldig darauf, dass dieser quälende Tag im Studio endlich endete. Sie hoffte, dass es ihr am Nachmittag gelingen würde, ihre schlechte Laune professionell wegzulächeln und die Stärke und Motivation auszustrahlen, die ihre Kunden von ihr erwarteten.
Mittlerweile hatte sie sich nach einer längeren WhatsApp-Diskussion mit Janet dazu durchgerungen, bei der nächsten Gelegenheit mit Lino über die Situation zu sprechen. Er musste einfach wissen, dass Paul seine Rolle als Chef missbrauchte, seinen gekränkten Männerstolz wieder aufzupolieren.
Als ein junges Mädchen an die Theke trat, um sie um ein Glas zu bitten, setzte sie ebendieses Fake-Lächeln auf und ließ sich ihre Unzufriedenheit nicht anmerken. Dabei war sie noch immer hin- und hergerissen zwischen Unverständnis, Enttäuschung und Wut. Sie hatte den vergangenen Samstag immer wieder über Martens respektloses Verhalten nachgedacht. Es tat noch immer weh.
Er hatte gegen Abend einen weiteren Versuch unternommen und bei ihr geklopft, doch sie hatte ihn erneut ignoriert. Er sollte nicht glauben, dass er einfach so davonkam. Dieses Mal war er einfach zu weit gegangen und sie wusste, dass er seine Lektion nicht lernen würde, wenn sie ausgerechnet jetzt nachgiebig reagierte. Er konnte ruhig ein wenig zappeln. Als sie nicht geöffnet hatte, war er mit seinem Wagen davongebraust. In der letzten Nacht hatte sie so unruhig geschlafen, dass sie einige Male aufgewacht war. Jedes Mal, wenn sie sich dabei erwischt hatte, neugierig aus dem Fenster zu schauen, hatte sein Wagen nicht an der Straße gestanden.
Wenn sie ehrlich war, fehlte er ihr wirklich sehr. Sie hatte sich in den letzten Wochen so sehr daran gewöhnt, mit ihm einzuschlafen, dass zwei Nächte ohne ihn ihr beinah einsam vorkamen.
„Ich habe schon drei Kilo abgenommen", riss das blonde Mädchen sie aus ihren Gedanken. Sie schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. „Das ist ja cool", erwiderte sie, „Aber du bist ja auch so diszipliniert, dass ich mir da bei dir keine Sorgen gemacht habe."
„Ich wünschte, ich wäre nicht immer so faul gewesen", räumte das Mädchen ein und seufzte. „Dann wäre ich nie so dick geworden."
„Aber du arbeitest ja jetzt daran", antwortete Nika. „Besser jetzt, als gar nicht, oder?"
„Ja, das stimmt", sagte das noch immer etwas fülligere Mädchen und strich über den Stoff ihres T-Shirts. „Ich glaube, ich gehe noch zehn Minuten auf den Crosstrainer."
Nika schaute ihr zufrieden hinterher. Mädchen wie sie waren der Grund, weshalb sie ihren Beruf so gern ausübte. Das selige Lächeln auf ihren Lippen und der Stolz in ihren Augen darüber, dass sie an sich und ihren Zielen arbeitete, erfüllte Nika mit Freude.
Als eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit erregte, drehte sie ihren Kopf der Eingangstür zu. Sie schluckte, als sie Marten erkannte, der gerade hereinkam. Er trug einen bordeauxroten Jogginganzug, weiße Sneakers und hielt seinen Autoschlüssel in der Hand. Sein Blick war düster und auf sie gerichtet. Augenblicklich wurde ihr heiß und kalt zugleich.
„Ich muss arbeiten", sagte sie abweisend, als er zu ihr an den Tresen trat.
„Mir egal", sagte er. „Du hast mir nicht aufgemacht. Irgendwie muss ich ja mit dir reden."
„Aber doch nicht hier", zischte sie und erinnerte sich mit heißkalten Schauern im Nacken an Pauls Ansage von vor ein paar Tagen zurück, dass er Marten hier nicht sehen wollte. Sie war heute allein im Studio, trotzdem bestand immer das Risiko, dass einer der Kunden sich blöd vor Paul verplapperte und ihn zum Beispiel beiläufig auf ihren Freund ansprach, der sich hier neuerdings öfter herumtrieb.
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NOT EVERYBODY'S DARLING
ChickLit„Ich komme wohl genau rechtzeitig", grinste er, legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Nika erwiderte sein Grinsen, ließ sich gegen ihn sinken und reckte sich ihm entgegen, als er ihre Lippen küsste. „Wolltest du nicht zu John?"...