„Wo gehst du hin, Marius?", richtet der Junge an seinen besten Freund. Währenddessen zieht er mit einem Schleifstein über die edle Sense aus hartem Ebenholz und reinstem Metall, was ein unangenehmes Geräusch hinterlässt.
„Milan!", erschrocken dreht sich Marius zu dem Jungen um. Mit seinem ruhigen Blick wendet Milan sich von seiner Waffe ab und schaut tief in die haselnussbraunen Augen seines Kameraden. Die Sonne brennt auf das Deck ihres Schiffes während Milan still in einem alten Holzstuhl sitzt und an seiner Waffe arbeitet.
„Ich hatte eine Vision. Wir können sie endlich finden und...", fängt Marius hektisch an. Doch weit kommt er nicht. Milan bringt ihm mit einem ernsten Blick zum Schweigen.
„Nicht ohne die Erlaubnis meines Vaters, Marius.", kein Vorwurf und auch keine Strenge liegen in Milans Stimme. Er bleibt einfach nur ruhig sitzen. Für sein alter besitzt der Junge eine unglaubliche Weisheit.
„Aber Milan. Wolltest du nicht endlich die Prophezeiung zu Ende bringen, um das Schicksal dieser Kinder zu beenden?", Marius versteht es nicht. Milan wollte immer sein Schicksal beenden und die Welten vor den Kindern dieses Monsters retten. Aber er weis nicht ob es jetzt schon so weit ist.
„Ich werde tun was ich tun muss, doch bis jetzt haben sie noch kein Ärger gemacht. Ich hasse diese drei abgrundtief für das was sie sind, aber eigentlich ist es doch eher kontraproduktiv, wenn wir uns wegen ihnen Hetzen lassen. Außerdem selbst wenn ich mit dir komme, wären wir immer noch nur zu zweit und es sind drei Kinder. Wir würden sie nicht besiegen können.", Wieder widmet sich Milan seiner Waffe zu. Die Klinge der Sense ist an beiden Seiten geschärft und der Stab besteht aus dunklem Ebenholz. Etwas versetzt an der Gegenüberliegenden Seite der großen Klinge liegt noch ein kleiner Zacken, der ebenfalls eine viel kleinere Klinge bildet.
„Ich werde den Drachen des Todes fragen! Wo ist er, Milan?", will Marius auffordernd wissen.
„Mein Vater ist nicht an Deck. Er und meine Schwester machen einen Rundflug über Lavandria." Milans Vater ist der Drache der den Tod erschaffen hat. Zufälligerweise ist seine Mutter der Drache der das Leben erschaffen hat. Er ist der Sohn von Leben und Tod. Das alleine macht ihn schon besonders, doch er ist nichts im Vergleich zu seiner Schwester. Seine Schwester Lucy ist nach der Raum- und Zeitgöttin das stärkste Wesen in allen vier Welten. Sie wurde damals als Drache geboren. Obwohl sie sich wohler in ihrer menschlichen Gestalt fühlt, ist sie eigentlich ein Drache. Das sie dann auch noch von den zwei stärksten aller Drachen abstammt, steigert ihre sowieso schon unfassbaren Fähigkeiten ins unmessbare. Manchmal spürt Milan Neid gegenüber ihr. Gedankenverloren blickt er zu Boden.
Wieso war es gerade meine Zwillingsschwester, die diese Stärke bekommen hat? Meine Eltern sagen mir immer, dass ich dafür klüger bin als sie, aber die Frage ist, was nützt mir das, wenn sie im Nachhinein trotzdem alles besser kann als ich?
Auf einmal fährt ein starker Windstoß durch Milans kinnlange, schwarze Locken. Von seinen Gedanken aufgeschreckt, blickt er auf. Zwei riesige Drachen landen an Deck ihres Schiffes, dass am Hafen von Lavandria Anker gelegt hat. Der größere Drache hat schwarze Schuppen mit einem grünlichen Schimmer. Seine Pupille erinnert an die einer Schlange und seine Iris hat den gleichen Grünton wie die Augen seines Sohnes. Der zweite Drache ist etwas kleiner und hat dunkelblaue Schuppen. Beiden Drachen verläuft ein Kamm über den Rücken und am Ende ihres Schweifes befindet sich eine Sichelförmige Klinge. Auf einmal fängt der kleinere Drache an zu schrumpfen und langsam werden die echsenartigen Glieder wieder zu menschlichen Beinen und Armen. Aus dem Drachen wird ein Mädchen mit glatten, schwarzen Haaren und gesprenkelten violetten Augen. Sie trägt eine schwarze Hose aus Leder und darüber ein braun-schwarzes wehendes Gewand aus Leder, welches Edel und praktisch zu gleich ist. Ihre Stiefel sind schwarz und an ihren Armen trägt sie schwarze Armschoner. Um ihre Hüfte ist ein Gürtel gewickelt an dem eine Scheide mit einem Rapier hängt. Das Rapier ist ungefähr 100cm lang und hat einen goldenen, edlen Griff.
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Die Drachenlegende - Die Kinder der Leere
Fantasy„Es wird nie wieder wie früher werden!", faucht Milan die zerbrechliche Gestalt vor ihm an. Einige Tränen lösen sich aus den Augen seiner Freundin und rollen über die heißen Wangen. „Es tut mir leid, aber er muss seine Strafe bekommen. Wenn ich es...