Kapitel 5 - Rivalität

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„Ist dein Bruder noch nicht zurück?", vernimmt Luis eine Stimme, die ihm noch nicht bekannt vorkommt. Er spitzt die Ohren während er seine Augen geschlossen hält. Niemand hat ihn bisher dabei bemerkt wie er die Gespräche an Deck belauscht. Nach seiner Niederlage gegen das Drachenmädchen hat sie ihn und Fabian auf ihr Schiff geschleift und die beiden Jungen zusammen mit einer Eisenkette an einen Mast gefesselt. Wie in den Freibeuter Geschichten, die sich alte Seefahrer untereinander erzählen. Als sie auf dem Schiff angekommen waren, hatte Luis das Mädchen angefleht seinen Kameraden zu versorgen. Trotz einiger Widerworte wurde der Dämon dann doch von einer Schiffsärztin behandelt. Seine Wunden wurden gesäubert und verbunden. Trotzdem ist er noch nicht wieder aufgewacht.

„Nein. Er wollte noch die Tochter suchen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen", Besorgnis schleicht sich in Lucys Stimme. Wahrscheinlich reden sie von dem Jungen mit der Sense. Wenn Luis sich richtig erinnert, lautet sein Name Milan. Aber wenn er auf der Suche nach Suki ist, dann bezweifelt Luis, dass sie ihm etwas angetan hat. Suki ist so freundlich zu jedem. Wahrscheinlich hat er sie nicht mal als Crudelitas Tochter identifiziert.

„Ich habe euch doch gesagt, dass du das machen sollst!", faucht die andere Stimme das Mädchen an. Zögernd öffnet Luis die Augen und schielt nach oben, um herauszufinden mit wem Lucy spricht. Es ist ein schwarzhaariger Mann mit Bart und blauen Augen. Luis mustert ihn genau ehe sein Blick zu Lucy huscht, die Schuldbewusst zur Seite schaut.

„Kasper! Kannst du ihn suchen gehen? Lucy und ich müssen uns auf die Suche nach dem zweiten Sohn machen", wendet der Unbekannte an jemanden. Dabei bleibt sein strenger Blick auf Lucy gerichtet.

„Wie du willst, Tenebrea", ertönt die Stimme hinter Luis. Am liebsten würde Luis sich umdrehen, um herauszufinden wer dort spricht, doch er hat immer noch die Hoffnung etwas für ihn Nützliches herauszufinden. Da darf er nicht auffallen.

„Ich habe den Kurs nach Süden bereits berechnet. Bis wir zu der Insel gelangen auf der sich der Zeitdämon befindet, könnten einige Wochen vergehen. Wir sollten also nicht zu lange warten bis wir vorhaben aufzubrechen", drängt Kasper erneut. Der schwarzhaarige nickt knapp. Was wollen sie von dem Zeitdämon?

„Und Marius!", wendet Tenebrea wieder an jemand anderen. Dieses Mal löst er seinen Blick von Lucy und wandert mit seinen Augen über Deck. Dabei streifen sich für einen kurzen Moment die Blicke von ihm und Luis. Schnell schließt Luis wieder die Augen. Für einige Momente, die sich wie Stunden anfühlen, kann er spüren wie der Blick des Mannes auf ihm haftet. Stille herrscht auf dem Deck des Schiffes. Dann wendet Tenebrea sich weiter an Marius.

„Ich will das du auf unsere Gäste aufpasst. Die Männer deines Vaters sind noch im Wirtshaus und wir sind auch gleich nicht mehr an Bord. Eigentlich wäre ein Fluchtversuch sinnlos, aber falls sie etwas derartiges Unternehmen, dann darfst du sie verbannen", nach der Art und Weise wie Tenebrea die anderen herumscheucht, vermutet Luis, dass er Chero ist. Seine Worte hören sich an wie eine Warnung, die auf jeden Fall an Luis gerichtet war. Jedoch glaubt Luis kaum, dass dieser Marius dazu in der Lage ist ihn oder Fabian zu verbannen. Nicht nur weil er im Kampf schwächer ist. Sondern weil ein Mensch niemals in der Lage sein wird ein Drachenkind oder einen Drachen zu verbannen. In den vier Welten gibt es eine Regel, die jedem Wesen einen Rang gibt. Der Rang wird nach Geburt vergeben und jemand mit einem niedrigeren Rang kann niemanden verbannen, der einen höheren Rang hat als er. Der höchste Rang ist eigentlich der Alpha Rang. Jedoch gibt es noch einen Rang der wenigen bekannt ist und der noch höher ist als der Rang eines Alphas. Der Omega Rang. Der Drache der Leere und seine Nachfahren sind zur Hälfte ein Omega und zur anderen ein Alpha. Das heißt, dass sie andere Omegas nicht in die Leere verbannen können. Dafür können sie aber nicht einfach so von Alphas verbannt werden. Auch die Dämonen sind zur Hälfte Omegas. Nur die Göttin persönlich ist ein vollwertiges Omega und somit ist sie diejenige, die eigentlich von niemand verbannt werden kann. Trotzdem ist sie verschollen, als würde sie in der Leere festsitzen. Der Drache des Lebens und der Drache des Todes sind Alphas. Bei ihren Kindern ist es möglich das sie zur Hälfte ein Omega geworden sind. Jedoch bezweifelt Luis das, da dies sehr selten ist.

Die Drachenlegende - Die Kinder der LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt