Kapitel 14 - Attentäter der Schatten

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Fabian neigt ehrfürchtig den Kopf vor dem Drachen. Als er diesen wieder hebt blickt er zu Sivio, der in seiner Hand eine Lichtkugel erschaffen hat, die den zuvor dunklen Raum mit silbernem Licht flutet. Nun erkennt der Dämon einen Drachen direkt vor ihm, der beinah die ganze Scheune füllt. Er ist immer noch etwas kleiner als Chero, doch trotzdem ist er größer als Rada. Seine Flügel wirken fest und steif wie Sandstein, der in dem Licht golden glänzt. Der Großteil seiner Schuppen hat eine helle Sandsteinfärbung. Nur ein paar weiße Schuppen liegen verteilt auf dem gesamten Körper. Seine Augen wirken so strahlend wie die Sonne selbst.

„Du bist der Drache des Lichtes und der Weisheit?", fragt Luis nach einem Moment der Stille. Der Drache nickt zu Antwort.

„Wieso wolltest du uns sprechen?", fährt Luis fort. Custos blickt kurz zu Silvio, welcher ihm leicht zunickt als würde sich der Drache vergewissern wollen, ob sein Sohn ihn von dem Streit der zwei Drachen erzählt hat. Dann wendet er sich wieder Luis zu. Seine goldenen Augen wirken sanft und gutmütig und er strahlt eine größere Ruhe aus als Fabian es je zuvor bei einem Drachen erlebt hat. Die meisten Drachen sind für ihren Durst nach Rache und ihren ewigen Zorn bekannt. Doch nicht dieser Drache.

„Weil ich dich, um etwas bitten will.", fängt er an, „Du und dein Reisebegleiter, ihr müsst auf eurer Reise bei der Nebelkluft halt machen", erklärt er. Fabian öffnet überrascht die Augen, während Luis das Fragezeichen ins Gesicht geschrieben steht.

„Die Nebelkluft?", fragt er, während er seine Stirn skeptisch in Falten legt. Sie hatten nicht vor irgendwo zu halten. Doch der Drache scheint kein ‚Nein' zu akzeptieren.

„Ja. Der Ort an den die Wesen eng mit Raum und Zeit verbunden sind.", erklärt Custos. Doch Fabian kann daraufhin nur hektisch den Kopf schütteln.

„Nein, nein, nein!", sagt er so schnell, dass er beinah über seine eigenen Worte gestolpert wäre, „Dieser Ort ist verflucht. Kein Mensch ist jemals wieder von dort zurückgekehrt. Angeblich soll dort die stärkste Waffe in allen vier Welten versteckt liegen, doch außer einem unendlichen Nebel ist dort nichts", beharrt Fabian, doch der Drache schüttelt belustigt den Kopf.

„Ihr zwei seid aber keine Menschen. Und diese Waffe von der die Menschen munkeln, ist die Seelenwaffe der Göttin. Deshalb würde ich Luis auch nicht alleine gehen lassen, doch wenn du ihn begleitest, dann kann er das überleben", erklärt der Drache. Luis Blick ist von sorge und misstrauen getrübt.

„Kann?", fragt er mit zusammengekniffenen Augen. Der Drache legt den Kopf schief.

„Du wirst es überleben, solange du immer in der Nähe deines Dämons bleibst" Fabian schaut zu Silvio, doch dessen Blick verrät sofort, dass er selbst nichts davon wusste.

„Wieso sollte ich dieses Risiko eingehen?", fragt Luis mit scharfem Nachdruck. Fabian gefällt es zwar nicht, wenn Luis wieder so barsch ist, doch dieses Mal sagt er nichts dagegen. Still blickt er wieder in die goldenen Augen des Drachen.

„Weil du dort einen Blick auf deine Aufgabe in der Zukunft erhältst", ruhig dringt die Stimme an Fabians Ohr und für einen kurzen Moment glaubt Fabian ein Flehen in seinem Blick zu sehen.

„Was für eine Aufgabe?", fragt Luis verständnislos. Er mustert den Drachen argwöhnisch.

„Das weiß ich nicht.", fängt er an, „Aber du wirst dort außerdem noch herausfinden wie ihr Chero für immer entkommen könnt, falls das für dich eine größere Motivation ist"

„Du meinst, wir werden herausfinden was wir tun müssen, um Chero zu besiegen?", nun scheint die Flamme in Luis Augen entfacht zu sein und begeistert funkelt er damit.

„Es geht nicht darum den Drachen des Todes in die Leere zu verbannen. Es geht darum seine Wut zu besänftigen", erklärt Custos mit seiner ruhigen Stimme. Fabian ist sich nicht sicher, ob dieses ruhige verhalten sein wahrer Charakter ist oder ob es nur eine Maske ist, um sein wahres ich zu verstecken.

Die Drachenlegende - Die Kinder der LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt