-24. Pico-

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Indiras Sicht

Seufzend presse ich den Umschlag an meine Brust.
Ich will ihm nicht verzeihen. Aber ich weiß jetzt schon, dass mein Gehirn wieder vollkommen abschalten wird, wenn ich ihm begegne. Ich fasse einen Entschluss.

Wenn ich mich in seiner Nähe nicht mehr lange zurückhalten kann, darf ich mich halt nicht in seiner Nähe aufhalten. Schnell werfe ich mir eine Jacke über und packe die wenigen Sachen, die mir gehören in die Jackentasche, dann öffne ich vorsichtig meine Zimmertür und mache mich auf den Weg in den Garten.

Geduckt laufe ich an Büschen entlang, immer darauf bedacht, dass man mich vom Schloss aus nicht sehen kann. Dann komme ich an einen Irrgarten. Ich luke hinter einem Busch hervor und präge mir die Strecke gut ein. Zum Glück ist er nicht besonders groß und die Hecken sind auch nur 1,50m hoch. Seufzend ziehe ich meine Jacke aus und verwandle mich in einen Wolf. Dann schaue ich vorsichtig zwischen den Büschen zum Schloss hinüber. Um zum Irrgarten zu kommen, muss ich erst mal über eine 50m lange Wiesenstrecke rennen. Als ich hinter keinem der Fenster etwas entdecken kann, springe ich los. Nach 10 großen Sprüngen bin ich beim Irrgarten angelangt. Tief durchatmen und noch einmal den Weg vor Augen rufen. Dann laufe ich los.

Links, rechts, wieder zweimal nach links, hier geradeaus, hier den 4. Weg nehmen, da vorn wieder rechts und nochmal und nochmal, bis ich wieder beim Eingang bin. Jap, ich habe mir vorhin 2 Wege gemerkt. Einen, der hinaus zum Wald führt und einen, um Verwirrung zu stiften. Das wird sie zwar nicht so lange aufhalten, wenn sie mein Fehlen bemerken, aber es gibt mir doch einen kleinen Vorsprung.

Ich drehe mich noch einmal zum Schloss und spähe vorsichtig über die Hecke, aber noch immer ist alles ruhig. Seufzend laufe ich los.

Links, rechts, links, geradeaus, nochmal links, hier rechts, da den 2. Weg, dort geradeaus, hier nochmal links und da nochmal rechts. Dann dort noch mal rechts und dann wider geradeaus, noch einmal links und...

Geschafft! Da ist der Ausgang! Ich ducken mich und drehe mich erneut zum Schloss, dass nun einige Meter entfernt ist. Immer nich nichts zu sehen. Ich packe meine Jacke wieder vorsichtig mit den Zähnen und betrete den Wald.

Es ist wunderschön. Alles ist ruhig, mit Ausnahme der Vögel. Doch diese stören mich nicht. Im Grunde genommen ist Vogelgezwitscher die einzige Musik, die ich wirklich gern und freiwillig höre. Ich laufe, bis mir die Pfoten wehtun. Man, ich bin echt aus der Übung! Aber als ich mich umsehe, bemerke ich, dass es schon anfängt zu dämmern. Ich muss den ganzen Tag durchgerannt sein. Mittlerweile dürfte man bemerkt haben, dass ich nicht mehr da bin. Ich beschließe, mir einen Platz für die Nacht zu suchen. Und ich habe Glück: ein paar Meter weiter wittere ich einen Hasen. Ich schleiche mich an, stürze mich auf ihn und erlege ihn mit einem Biss. Ich ziehe mir die Jacke mit dem Maul über den Rücken, damit ich den Hasen tragen kann, dann suche ich mir einen Unterschlupf. Nicht weit entdecke ich einen kleinen Fels Vorsprung mit einer kleinen Höhle. Doch als ich näher komme, wittere ich einen Wolf. Ich sehe genauer hin und erkenne, dass es sich um einen echten, richtigen Wolf handelt. Er ist noch klein, ein Welpe. Langsam gehe ich auf die Höhle zu. Der kleine fiebt und kriecht noch weiter in die Höhle. Er sieht abgemagert aus. Ich bleibe stehen, werfe den Hasen zwischen uns und belle leise. Der Wolf spitzt die Ohren. Dann kommt er langsam wieder heraus und lässt sich neben dem Hasen nieder. Mit flehenden Augen sieht er mich an. Ich nicke nur mit dem Kopf zu dem Hasen. Er kann ihn haben. Ich werde mir morgen unterwegs einen neuen fangen.

Doch der Kleine machte keine Anstalten, das Mahl anzurühren. Verwundert betrachte ich ihn. Dann fällt mir ein, was mein Vater mir über echte Wölfe beigebracht hat. Sie essen immer dem Rang nach. Und wenn ein Wolf verstoßen wird, muss er sich selbst versorgen. Bekommt er von einem anderen etwas zu fressen, oder wird in ein neues Rudel aufgenommen, so isst dieser Wolf immer als Letzter. Seufzend gehe ich zu dem Hasen, beiße ein Stück heraus und setzte mich dann daneben. Ich schlecke mir die Pfoten ab und fange an, mein Fell zu reinigen. Als der kleine das sieht, stürzt er sich auf den Hasen und binnen Minuten ist der Hase verschwunden. Ich verziehe meine Schnauze zu einem schiefen Grinsen. Als der Kleine fertig ist geht er in die Höhle und fängt ebenfalls an, sich zu putzen. Ich stehe auf, gehe zu Eingang und knurre fragend. Sofort rutscht er ein Stück zur Seite, was ich als Aufforderung sehe, hineinzukommen. Nachdem ich mir ein provisorisches Nest bereitet habe, sehe ich, wie der kleine Wolfswelpe unbeholfen versucht, es mir nachzumachen. Mein Beschützerinstinkt erwacht und ich schiebe ihn mit der Pfote leicht beiseite. Sofort springt er ein paar Meter von mir weg, sofern das in dieser kleinen Höhle möglich ist und presst sich an die Höhlenwand.

Ich schüttele kaum merklich den Kopf und fange an, ihm aus Moss und ein paar Zweigen ebenfalls ein Nest zu bereiten. Als ich damit fertig bin gehe ich einen Schritt zurück und lasse mich auf meinem eigenen nieder. Ich lasse den Kopf auf die Pfoten sinken und schließe die Augen. Als ich ein Geräusch höre, öffne ich sie leicht. Der kleine Wolf kriecht, so leise wie er kann, auf sein Nest zu. Als er es erreicht hat, legt er prüfend eine Pfote darauf, ehe er sich auch niederlegt. So unähnlich sind sich Wölfe und Werwölfe eigentlich gar nicht stelle ich fest. Nur das wir uns verwandeln und sprechen können. Als ich sehe, wie Pico, diesen Namen habe ich aus einem Gedankenfetzen gehört, die Augen schließt, drehe ich mich weg und schlafe ebenfalls ein.

Weylan's Sicht

"WO IST SIE?! WIE KONNTE SIE ENTKOMMEN? IHR NICHTSNUTZE VON WACHEN!", brülle ich die Wachen zusammen, nachdem ich bemerkt habe, dass meine Mate nicht mehr hier ist. Wie konnte sie uns verlassen? Morgen werde ich mich auf den Weg machen und nach ihr suchen. Und dann werde ich herausfinden, wieso sie mir keine Chance geben wollte. Wieso sie mich angelogen hat. Ihre Aktion hat mich sehr verletzt. Bis meine Eltern von ihrer Reise zurückkommen, muss ich sie gefunden haben. Ich horche in mich hinein. Nur Trauer und wohlige Wärme. Es geht ihr also wenigstens gut. Die Trauer kommt von mir.

"Esmē?", rufe ich und klopfe an ihre Zimmertür. Sofort öffnet sie. Die Besorgnis steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Was ist passiert?"

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Na ihr?
OMG Überraschung! Indira ist abgehauen! Wie fandet ihr das? Habt ihr es schon geahnt, oder dachtet ihr, sie trifft sich mit Weylan...?
Schreibt mal in die Komentare, was ihr gedacht hättet😘

LG eure Maja💕

Hybrid, Aber Mate vom Prinz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt