Unbändige Wut

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Am Abend schloss ich die Tür von unserem Apartment auf und blieb auf der Stelle stehen, als ich die Stimme eines Mannes wahrnahm. Ich hatte ihr auf den Zettel geschrieben, dass ich heute Abend nach Hause kommen würde und ich ihn nicht kennenlernen wollte. Sie war so selbstsüchtig und tat mir nicht mal den diesen kleinen Gefallen. Sie wusste, dass ich ihn hassen würde (Nachdem, was Alessandro mir erzählt hatte noch mehr) und wollte ihn mir trotzdem vorstellen. Ok, wenn sie sich unbedingt blamieren wollte. Konnte sie haben! Ich hatte auf dem Zettel auch gesagt, dass ich nicht nett zu ihm sein würde und das setzte ich jetzt eben um. Ich ging in die Küche, wo die beiden saßen. „Hallo mein Schatz. Darf ich vorstellen, Alfredo." Alfredo, schon der Name war hässlich, genau wie sein Gesicht. Ich sah sie mit einem kühlen Blick an. „Na Alfredo. Ich denke mal, dass ich Sie hier nicht mehr sehr oft sehen werde. So wie ich hörte, ist meine Mutter nur eine weitere von vielen anderen vor ihr." Meine Mutter durchbohrte mich mit bösen Blicken. Tja, dass hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ich deutete auf den Zettel hin, den ich geschrieben hatte. Sie zuckte bloß mit den Schultern und sah mich mit einem mahnenden Blick an. Pffff, das war mir doch egal. „Es kommt nicht immer drauf an, wie viele Beziehungen man hatte, sondern, dass dann irgendwann die Richtige kommt und dann kam sie auch." Er warf meiner Mutter einen schleimigen Blick zu und sie erwiderte ihn. Würg! Ekelhaft!!! „Ihr Sohn meinte, dass sie ihre Frauen wie Unterwäsche wechseln. Aber passt ja, meine Mutter liebt Unterwäsche." Noch ein böser Blick von meiner Mutter, doch ich ignorierte ihn. „Also wenn sie mit mir ist, dann hat sie meistens keine an..." Er grinste mich pervers an. Was für ein Schweinehund! Jetzt bekam er einen giftigen Blick von meiner Mutter zu spüren. Ja, spüren. Ihre Blicke gingen unter die Haut, was weniger angenehm war, aber egal. Er sah sie entschuldigend an. Ich rannte aus dem Zimmer und knallte meine Tür mit voller Wucht zu und schloss ab. Eine unbändige Wut durchschüttelte meinen Körper und ich hätte am liebsten irgendetwas zusammengeschlagen. Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte Löcher in die Luft. Der einzige Vorteil an dieser Geschichte war, dass wir in Deutschland lebten und eine Beziehung auf diese Entfernung meistens scheiterte. Doch im selben Moment dachte ich dann an Alessandro und mich. Würden wir auch so enden? Die Wahrscheinlichkeit war hoch, was mich traurig machte. Das mit ihm würde mir wohl bloß als Urlaubsromanze in Erinnerung bleiben...

Ich wachte am nächsten Morgen erst um 12:00 h auf. Ich hatte die ganze Nacht fast kein Auge zugemacht, was ich den heiteren Stimmen von meiner Mutter und Alfredo aus der Küche zuschreiben konnte.

Den ganzen Tag über machte ich nichts, außer essen, schlafen und am Handy sein. Alessandro hatte mir viele Nachrichten geschrieben, ob ich heute zum Strand kommen würde, ich lehnte dankbar ab. Ich schätzte, er machte sich Sorgen, doch ich wollte heute niemandem begegnen, vor allem nicht meiner Mutter. Sie war sowieso mit ihrem ach so tollen Freund aus, weshalb ich ihre Visage nicht ertragen musste. Wie konnte sie mir das antun? Ich dachte immer, sie wäre die beste und verständnisvollste Mutter der Welt. Da hatte ich mich wohl getäuscht...

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ich wachte von einem lauten Rumsen auf. Es war schon 22:00 h, was war das? Und da hörte ich das Lachen meiner Mutter und... Oh nein. Das hatte sie nicht gemacht! Dieser Vollidiot war auch da und ich wollte nicht mitbekommen, was sie jetzt tun würden. Wie Gefühllos konnte man sein? Meine Mutter brachte ihn wieder mit hier her und trieb es dann mit ihm im Zimmer nebenan. Ich hörte ein Stöhnen und da war es mir genug. Ich richtete meine Frisur, nahm mein Handy und den Schlüssel vom Apartment und ging. Als ich vor der Tür war rannte ich los und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hinrannte, ich hatte keine Ahnung, wo ich nun hin sollte. Ich wusste nicht mal, wo ich gerade war. Ich rannte einfach nur so schnell ich konnte. Ein Glück war die Wunde in meinem Fuß fast verheilt und tat nicht mehr weh. Meine Lunge brannte und ich wurde etwas langsamer, als ich eine mir vertraute Stimme hörte. Alessandro! Ich blieb stehen und lauschte, woher die Stimme kam. Er war nicht alleine, ich hörte noch andere männliche Stimmen. Ich folgte ihnen und als ich sie sah, versteckte ich mich erst einmal hinter einer Mülltonne. Sie stritten über irgendetwas, doch ich konnte nicht verstehen, worum es ging. Ich war einfach zu weit weg. Ich musste näher an sie heran gelangen. Ich schlich zur nächsten Mülltonne. Jetzt verstand ich alles perfekt und mir stockte der Atem. „Ihr schuldet uns noch sehr viel Geld für die gebrachte Ladung." Sagte Alessandro wütend. Die gebrachte Ladung? Redete er etwa von Drogen? Oh bitte lieber Gott, lass das alles nur ein Traum sein. „Pah, es waren ja nicht mal die, die wir bestellt haben. Als ob ich dir da was bezahle!" Sagte ein großer, zugegeben wirklich hübscher Mann. Alessandros Augen wurden zu Schlitzen und er funkelte ihn böse an. „Wir hatten die vereinbarten nicht mehr, wir müssen erst nachbestellen. Das haben wir euch auch gesagt und ihr meintet, dass wir euch stattdessen die anderen bringen sollen." Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Alessandro dealte mit Drogen? Und er sprach von „wir". War er in einer Gang oder so etwas? „Ja, das haben wir." Schallendes Gelächter. „Aber wir warten noch auf die Richtige Ladung, dann bekommt ihr euer Geld, was ihr so dringend braucht." Beendete er seinen Satz und grinste Alessandro an. Der sah aus, als ob er gleich explodieren würde. Erst jetzt bemerkte ich, dass schräg hinter ihm 3 junge Männer standen. Alle sahen ziemlich gut aus und sie sahen so aus, als wären sie auf Alessandros Seite. Wahrscheinlich war das seine Gang. Die Männer, die ihnen gegenüber standen, waren zu 5. Alle waren sehr groß und hatten Muskeln. Sie sahen echt gruselig aus, aber heiß waren sie trotzdem. Wie konnte denn eine ganze Gruppe nur aus hübschen Menschen bestehen?

Plötzlich rannte einer von Alessandros Leuten auf den Typen zu mit dem hässlichen Grinsen und riss ihm irgendeine Tasche aus der Hand. „Hey, gib das sofort wieder her!" Ich hatte mich so erschreckt, das ich zur Seite aus meinem Versteck stolperte. Na toll, sowas musste auch immer mir passieren! „Na wen haben wir denn da? Hast du uns etwa ausspioniert?" Sagte der Typ, der eben noch mit Alessandro diskutiert hatte und kam auf mich zu. Oh nein, dass würde nicht gut enden. Alessandro starrte mich erschrocken an. Der Widerling packte mich am Arm und riss mich hoch, erst jetzt erwachte Alessandro aus seiner Schockstarre und schrie den Typen an. „Lass sie sofort los!" „Ah, ihr kennt euch..." Er grinste in sich hinein und sah so aus, als ob ihm gerade eine Idee gekommen wäre. Bitte, alles nur nicht das. „Na dann schlage ich vor wir tauschen. Die Tasche gegen die Süße hier." Ach du Scheiße! Aber er würde sich ja wohl für mich entscheiden. „Sonst muss ich mir noch überlegen, was ich mit dem kleinen Ding hier anstellen soll." Ein gehässiges Lachen hallte durch die Gassen. Mich durchfuhr ein Schauer. „Lass das, man handelt nicht mit Menschen!" Sagte Alessandro. Was? Konnte er ihm nicht einfach diese beschwerte Tasche wiedergeben? Ich war ja wohl wichtiger. „Ich seh das aber anders. Also, was ist jetzt? Das Mädchen oder das Geld?" Ich starrte Alessandro flehend an, doch er beachtete mich gar nicht. Was war denn los? War er jetzt vollkommen übergeschnappt? Wollte er mich denen ausliefern? „Wenn ich dir die Tasche gebe, rückst du sie doch locker nicht raus und dann hast du beides und das wäre doch unfair." Unfair? Wollte der mich verarschen? „Tja, du musst mir halt vertrauen." Er grinste ihn an. „Also gut...", seufzte Alessandro. Der Mann grinste bloß und sah ihn auffordernd an. Alessandro nahm seinen Kumpel die Tasche ab und ging langsam auf uns zu. Er hielt ihm sie hin und sagte: „Gleichzeitig." „Pah, denkst du das echt? Wir sind keine Kinder mehr. Jetzt geb schon her!" Zögernd gab er ihm die Tasche und sah ihn grimmig an. „So und jetzt sie." Doch der Typ lachte nur. War ja klar... „Scheiße gelaufen Kleiner... Ich glaube, ich will sie noch ein wenig behalten." Er grinste Alessandro triumphierend an. „Du widerliches Arschloch, rück sie raus!" Er redete über mich, wie über einen Gegenstand. Rück sie raus. Das Arschloch lachte nur. „Nur, wenn ich nichts von beiden Ladungen bezahlen muss." Das war also der eigentliche Grund. Na super. Alessandro sah ihn ungläubig an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?!" „Doch, mein voller Ernst." Alessandro drehte sich entschuldigend zu seinen Jungs um, die ihm zuflüsterten, dass er das ja nicht machen sollten. Danke! Ja, lasst ein armes hilfloses Mädchen doch einfach mit so einem Schwein allein! Die hatten sie ja nicht mehr alle. „Ok." Antwortete Alessandro und mir fiel ein Stein vom Herzen, als er diese Worte aussprach. Der Typ schmiss mich unsanft auf den Boden und ich schlug mir beide Knie auf, da ich nur eine kurze Hose trug. „Autsch!" Entfloh es mir. Alessandro eilte zu mir und half mir auf. Dann gingen die Kerle von der anderen Clique. Auch seine Clique verabschiedete sich von ihm, mich sahen sie nur böse an, weil ich ihnen ihr Geschäft versaut hatte.

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