Der blöde Rettungsschwimmer

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Am nächsten Morgen standen wir schon um 7:30 h auf, damit wir gute Plätze bekamen und keinen überfüllten Strand erwarten mussten. Meine Mutter war in Windeseile fertig, nur ich war eigentlich ein Langschläfer, weshalb ich ein bisschen brauchte, um aus den Federn zu kommen. Als auch ich irgendwann fertig war, ging ich zu meiner Mutter zum Frühstücken. Anschließend fuhren wir dann zum Strand. Meine Mutter hatte vorher gegoogelt, wo schöne Strände waren und konnte sich leicht entscheiden. Wir fuhren auf den Parkplatz, parkten unser Auto im Schatten und holten unsere Sachen aus dem Kofferraum. Dann gingen wir zur Kasse, um uns zwei Liegen, für einen ganzen Tag zu bestellen. „Zwei Liegen, für einen ganzen Tag bitte.", sagte meine Mutter freundlich zu dem Kassierer. Dieser nickte mit einem Lächeln und schielte, während er kassierte immer wieder zu mir herüber. Er gab mir anstatt meiner Mutter das Rückgeld und sagte: „Bitte, schöne Frau, ich hoffe man sieht sich hier öfter." Ich lächelte nur und nahm das Geld entgegen, um es dann meiner Mutter zurückzugeben. Was dachte der sich, einfach neben meiner Mutter mit mir zu flirten. Er grinste mich mit so einem Macholächeln an und führte uns zu unseren Liegen. „Blödmann.", sagte ich leise auf deutsch, sodass es nur meine Mutter verstehen konnte. Sie grinste bloß, was auch mir ein Schmunzeln entlockte. Wir packten unsere Sachen aus und ich starrte missmutig auf den roten Schirm, einem Stuhl und ein Rettungsboot genau vor meiner Liege. Na super, jetzt versperrte der blöde Rettungsschwimmer mir die Sicht auf das Meer. Ich verfluchte diesen Kassierer innerlich. Ich zog mich bis auf meinen Bikini aus und rannte ins Wasser. Es war so wunderschön und erfrischend... Nach einem tollen Bad im Mittelmeer, trocknete ich mich ab und sonnte mich auf meiner Liege, ich holte mein Buch raus und fing an, dabei ein bisschen zu lesen. Irgendwann sah ich von meinem Buch auf, weil ich Schritte wahrnahm. Ich weiß, bescheuert. Wir waren am Strand und es trafen schon die ganze Zeit eine Menge Leute ein, doch als ich die Schritte hörte, hatte ich irgendwie das Bedürfnis aufzuschauen. Mir kam der „blöde" Rettungsschwimmer entgegen, der -wie ich zugeben musste- gar nicht so blöd aussah. Um ehrlich zu sein, war er echt heiß. Er hatte einen braungebrannten, muskulösen Körper, dunkelblondes Haar und Ozean blaue Augen. Insgesamt ein sehr hübscher und interessanter junger Mann.

Auch er grinste mich mit diesem Macholächeln an, wie es der Kassierer vorhin auch schon gemacht hatte. Na toll, war der auch so ein Aufreißer? Konnte ich nicht mal auf normale, liebenswerte Männer treffen? Anscheinend meinte es mein Schicksal nicht gut mit mir... Er sah mir tief in die Augen und auch, wenn ich vorhatte dies nicht zu tun, verlor ich mich in den seinen. Mein starrender Blick entlockte ihm noch ein größeres Grinsen, als er sowieso schon auf den Lippen trug. Scheiße war das peinlich. Ich musste ihn gerade ansehen, wie ein kleiner Hund, der einen Knochen erblickt hatte. Es gefiel ihm anscheinend und ich ordnete ihn in die Kategorie Fuck Boy ein, schob ihn in die hinterste Ecke meiner Gedanken (jedenfalls versuchte ich das) und las weiter in meinem Buch. Weit kam ich aber nicht, denn eine dunkle, raue Stimme meldete sich zu Wort.
„Na, bella. Hast du auch einen Namen?" Als ob ich keinen hätte, Blödmann. „Ne, weißt du." Ich rollte mit den Augen. Ein Lachen ertönte, es war das schönste Lachen, welches ich jemals gehört hatte. „Alessandro.", sagte er, lächelte mich charmant an und hielt mir seine Hand entgegen. Dieses Lächeln... Stop! Nein! Ich durfte mich nicht schon wieder blamieren. „Elisa." „Schöner Name. Kommst du aus der Gegend hier?" „Ne, meine Mutter und ich machen hier nur Urlaub, wir kommen aus Deutschland." „Oh, dafür kannst du aber ganz schön gut Italienisch, wenn nicht sogar perfekt." Ich musste lächeln und ich merkte, wie meine Wangen ganz heiß wurden und die Röte in sie trat. Scheiße, warum musste ich nur  immer rot werden?! Das war so schrecklich peinlich! „Ähm, dankeschön.Mein Vater war Italiener, daher kann ich es." Er lächelte mir noch einmal zu und setzte sich dann auf den Stuhl vor mir. Vielleicht war der Platz doch gar nicht so schlecht... Eigentlich verabscheute ich alle Fuck Boys. Sie mussten immer auf cool tun und alle Mädchen flachlegen. Doch bei ihm schien irgendetwas anders. Ich wusste nicht, was es war. Wahrscheinlich war er genauso ein Arschloch, wie alle anderen auch, aber er zog mich irgendwie magisch an.

Ein weiteres Gespräch gab es für diesen Tag dann auch nicht mehr, dafür konnte ich ihn über Stunden beobachten. Er schaute jedem 2. jungen Mädchen auf den Arsch und flirtete mit der ein oder anderen. War ja klar. Was hatte ich eigentlich erwartet?, dass ich die einzige wäre, mit der er flirtet? Ich musste ihn einfach so schnell wie möglich vergessen, solche Jungs brachen einem IMMER das Herz.

Meine Mutter hatte von dem ganzen Gespräch mit ihm nichts mitbekommen und bestellte noch am selben Tag die gleichen Liegen, auf denen wir schon heute lagen. Na toll... Sie hatte neben mir ja den perfekten Ausblick auf das Meer, ich musste auf den Rücken von diesem „Fuck Boy Penner" gucken. Juchuuuuh, morgen würde wieder ein toller Tag werden...

Am nächsten Morgen standen wir etwas später auf, da wir die Liegen ja schon gestern bestellt hatten. „Elisa! Frühstück!" Rief meine Mutter aus der Küche. „Ja doch, ich komme." Ich war gerade dabei mich in meinem Zimmer umzuziehen. Ich zog meinen schönsten Bikini an. Ich wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund wollte ich Alessandro gefallen. Ich beeilte mich, um schnell frühstücken zu gehen.

Nach dem Frühstück machten wir uns wieder auf dem Weg zum Strand. „Geh schonmal vor zu den Liegen Schatz, ich komm gleich nach. Ich will noch etwas auf der Terrasse sitzen bleiben." Missmutig nahm ich ihr Handtuch und stapfte zu unseren Liegen. Alessandro war natürlich auch schon da. Er lächelte mir schon vom Weiten entgegen und ich bekam so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich legte die Handtücher auf die zwei Liegen und ging ohne ein Kommentar von Alessandro abzuwarten ins Wasser. Erst guckte er verdutzt, dass ich es so eilig hatte, doch dann tauchte wieder dieses Grinsen auf. Ich ignorierte es einfach. Ich hatte mir vorgenommen, ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig zu geben. Das ging gründlich nach hinten los. Als ich aus dem Wasser kam, trat ich in irgendetwas scharfes. Ein brennender Schmerz breitete sich in meinem Fuß aus, ich schrie auf und ließ mich in den Sand fallen. Ich guckte vorsichtig unter meinen Fuß und bereute es sofort. Eine wirklich für meinen Geschmack zu große Scherbe steckte ziemlich tief in meinem Fuß. Mein ganzer Fuß war voller Blut. Mir wurde kotzübel und alles um mich herum fing an sich zu drehen. Ich bemerkte nur noch, wie mich zwei starke Hände hochzogen, danach war alles schwarz.

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