„Alessandro, bitte! Halt durch!", schluchzte ich. Die Tränen strömten nur so über meine Wangen. Antonio und seine Gang waren längst verschwunden. Dario, Carlos und Luca hockten sich zu mir und versuchten mit dem T-shirt von Dario Alessandros Blutung am Bauch zu stoppen. „E... Elisa..." Ertönte Alessandros Stimme. „Schhhh. Rede nicht. Carlos ruft gerade den Krankenwagen." Doch er wollte nicht auf mich hören. „I...ich liebe dich. U...und das schon seit dem ersten T...Tag. Es tut mir a...alles so sch...schrecklich leid. A...aber du warst es wert." Nun verließ auch eine Träne sein Auge. Ich sah ihn traurig an. „Alessandro... Du schaffst das, klar! Du bist stark! Ein Teil meines Herzens wird für immer dir gehören..." Dario warf mir einen eifersüchtigen Blick zu, doch ich überging diesen. Es war einfach so... Die Gefühle für Alessandro würden nie ganz verschwinden. Damit musste er klarkommen, oder auch nicht. Ein weiterer Schluchzer verließ meine Kehle. „Vergiss mich nicht, Liebling." Er versuchte zu lächeln, was mein Herz zerriss. Das war alles meine Schuld! Wenn er sterben würde, dann wäre ich daran Schuld. Er schloss langsam seine Lider. „Nein Alessandro! Bleib bei mir!" Schrie ich ihn an, doch es nützte nichts. Seine Lider blieben geschlossen. Plötzlich atmete er schwer ein und aus und dann... Blieb er regungslos liegen... „Nein!!! Alessandro! Tu mir das nicht an hörst du?!" Doch er hörte mich nicht... Er war tot... Nun kämpften auch die andern drei Jungs um die Tränen. Ich weinte so sehr, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Ein paar Minuten später traf der Krankenwagen ein. Aus irgendeinem Grund tauchten auch Anna, meine Mutter und der widerliche Alfredo auf. Anna schloss mich in die Arme. „Das tut mir so schrecklich leid!" Auch sie weinte...
****
Eine Woche später war die Beerdigung von Alessandro. Ich hatte mich von allen außer Anna ferngehalten. Dario hatte mir über 30 Nachrichten geschickt, doch ich hatte alle ignoriert. Ich war einfach noch nicht bereit mit ihm zu reden. Es war meine Schuld, dass Alessandro nun tot war. Eigentlich sollte ich diejenige sein, die heute in einem Sarg unter die Erde gebracht wurde. Ich war das Ziel und trotzdem hatte die Kugel Alessandro getroffen... Gestern hatte ich einen Anruf von Carlos bekommen. Er hatte erfahren, dass Antonio und seine Gang an der Grenze von Italien geschnappt wurden und jetzt für eine sehr sehr lange Zeit hinter Gittern sitzen würden. Wenigstens eine gute Nachricht... Es klopfte an meiner Tür. „Elisa? Können wir los?", fragte Anna behutsam. Meine Mutter war mit Alfredo schon vorgegangen. „Ja, bin fertig." Anna und ich verließen das Apartment und machten uns auf den Weg zum Friedhof. Ein fetter Kloß saß in meiner Kehle und wollte einfach nicht weggehen.
Die Beerdigung ging tonlos an mir vorüber. Dario sah die ganze Zeit zu mir, doch ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. Als der Sarg in die Erde befördert wurde, warf ich eine kleine Muschel hinterher, die er einmal für mich am Strand gesammelt hatte. So unglücklich war ich seit des Todes meines Vater nicht mehr gewesen. Als die Beerdigung dann endlich vorbei war, ging ich so schnell wie möglich vom Friedhof. Ich musste noch ein paar Sachen zusammen packen, weil wir morgen abreisen würden. Auf einmal packte mich eine Hand am Arm. Ich wusste, ohne mich umzudrehen, wer es war. Dario trat vor mich, damit ich ihm in die Augen sehen konnte, was ich trotzdem nicht tat. „Hey, warum antwortest du nicht auf meine Nachrichten? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Wir müssen reden... Ich liebe di..." Weiter kam er nicht, denn ich hielt die Hand in die Höhe und er verstummte. „Lass es Dario. Ich kann das nicht... Ich glaube, es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr wieder sehen... Ich fliege morgen eh wieder zurück nach Deutschland also..." Er sah mich geschockt an. „Elisa... Bitte, tu mir das nicht an. Wir haben ihn doch beide verloren und jetzt müssen wir füreinander da sein. Bitte, ich brauche dich." Er sah mich flehend an, doch meine Entscheidung stand fest. „Dario... Mach es nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist." Mit diesen Worten ging ich an ihm vorbei vom Friedhof.
Am nächsten Tag waren wir schon um 8:00 Uhr am Flughafen, weil unser Flieger um 10:30 Uhr ging. Meine Mutter und ich wechselten nicht ein Wort. Sie wusste, dass sie mich verletzt hatte und das ich ihr nicht so schnell verzeihen würde. Vielleicht würde ich es irgendwann schaffen, doch im Moment war ich noch nicht bereit dazu. Anna hatte sich entschieden, noch 3 Tage länger dort zu bleiben. Wahrscheinlich wegen Luca, doch ich nahm es ihr nicht übel. Mein Handy vibrierte und ich schaltete es an, um zu sehen, wer mir eine Nachricht geschrieben hatte.
Dario »Guten Flug.«
Ich seufzte. Mein Herz schmerzte, ihn so zurückzulassen und ein schreckliches Schuldgefühl überkam mich. Trotzdem war ich nicht in der Lage, ihm noch einmal unter die Augen zu treten. Unser Flug ertönte und ich packte mein Handy, ohne zu antworten, zurück in die Tasche und lief los. Im Flugzeug schlief ich sofort ein, so erschöpft war ich. Ich träumte von Alessandro und unserer schönen Zeit und ich wusste, dass er immer in meinem Herzen einen ganz wichtigen Platz hatte.
DU LIEST GERADE
Bella Italia✔️
RomanceEigentlich wollte ich nur einen entspannten Urlaub mit meiner Mutter in Italien machen, wo mein Vater geboren wurde, doch dann kam alles anders... Ich traf auf Alessandro und mein Leben änderte sich schlagartig. Als dann auch noch meine beste Freun...