Keine Chance

403 6 0
                                    

Ich blinzelte. Alles um mich herum war dunkel. Es roch muffig und in diesem Raum, wo ich mich befand war kein einziges Fenster. Langsam aber sicher kamen meine Erinnerungen zurück und Panik machte sich in mir breit. Wo war ich? Ich war alleine, dass war schonmal sicher, linderte aber trotzdem nicht meine Angst. Was sollte ich denn jetzt tun? Es war stockfinster und ich konnte nicht mal meine eigene Hand vor Augen sehen. Hoffentlich würde ich hier lebend raus kommen... Ich hörte Geräusche über mir. Wahrscheinlich war ich in einem Keller. Aber in einem Keller gab es normalerweise auch einen Lichtschalter. Ich stand von wo auch immer ich gerade gelegen hatte auf und tastete mich an der Wand entlang, in der Hoffnung einen Lichtschalter zu ertasten. Plötzlich sprang die Tür auf und etwas Licht erhellte den Raum. Es war Antonio, der mich mit einem Grinsen musterte. „Was hast du denn vor Kleine?" Er sah mich mit einem durchdringenden Blick an und mich packte die Angst. „I...ich hab versucht einen Lichtschalter zu finden..." Sagte ich Wahrheitsgemäß. Er schüttelte lachend den Kopf. „Den wirst du hier nicht finden, Kleine." Er kam näher und ich hielt den Atem an. „Wir müssen bald los, es ist schon 17:30 Uhr... Ich denke, wenn wir etwas zu spät kommen, macht das nichts... Wir wollen ihnen schließlich ein bisschen Angst einjagen." Er grinste und mir gefror das Blut in den Adern. Dann drehte er sich wieder um und schloss die Tür. Wieder stand ich in der Dunkelheit. Na super... Keinen Lichtschalter und jetzt? Ich versuchte mich wieder zurück zur Liege zu tasten. Als er die Tür geöffnet hatte, hatte ich erkannt, dass ich die ganze Zeit auf einer klapprigen Liege gelegen hatte. Nach langem Suchen fand ich sie dann endlich und ließ mich auf ihr nieder. Ich hatte so Angst... Ob meine Mutter davon wusste? Ob es sie überhaupt interessierte? Ich wusste es nicht und so schnell würde ich auch keine Antwort darauf bekommen.

Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, zog mich Antonio ruckartig von der Liege hoch. „Wir müssen los, Kleine... Bist du bereit?" Wieder zeichnete sich dieses ekelhafte Grinsen auf seinem Gesicht ab. Er band mir ein Tuch vor die Augen und führte mich nach draußen zu seinem Auto. Ich hörte noch andere Stimmen und war mir sicher, dass sie zu der Gang von Antonio gehörten. Wir fuhren los. Ich saß zwischen zwei mir unbekannten Personen auf dem Rücksitz. Ich wusste nicht im Geringsten, wo wir waren, da ich ja so ein stinkiges Tuch vor den Augen hatte.

Nach bestimmt 20 Minuten kam der Wagen zum stehen und mir wurde das Tuch abgenommen. Wir waren wieder beim Club. Alle stiegen aus und ich tat es ihnen gleich. Ich versuchte gar nicht erst zu fliehen, da ich eh keine Chance gegen 5 Typen hatte.  Wir gingen um den Club zum Hinterhof, wo Alessandros Gang schon auf uns wartete. Als sie mich erblickten, sahen sie wirklich erleichtert aus. „Ihr seit eine halbe Stunde zu spät!", sagte Dario grimmig. Die andern nickten und sahen Antonio und seine Gang genauso vorwurfsvoll an. Diesmal war auch Luca dabei. „Also... Kommen wir zum wichtigsten Teil. Her mit der Ladung!" Antonio sah sie auffordernd an. Luca gab Alessandro eine Tüte und der gab es dann an Antonio weiter. „So und jetzt Elisa!" Es ertönte nur ein gehässiges Lachen. War ja klar... „Ich finde, die Kleine sollte ihrem Vater Gesellschaft leisten..."Ich riss die Augen auf. Was? Ach du Scheiße, Antonio wollte mich töten? Er holte eine Pistole raus und zielte auf mich... Eiskalte Angst ließ meinen Körper erzittern. Bitte Papa, beschütze mich...

Antonio grinste mich dreckig an. Eine Träne lief über meine Wange und ich war unfähig etwas zu tun. Ich starrte den Mann vor mir bloß an. Bilder aus meiner Kindheit schossen mir durch den Kopf. Bilder von mir und meinem Vater, wie er mir sanft seine Hand an die Wange legte und mich mit einem liebevollen Blick ansah. Ob der Tod schlimm war... Ich hatte nie darüber nachgedacht, doch jetzt stand ich ihm direkt gegenüber. Ich sog die frische Abendluft tief in mich ein und schloss die Augen. Gleich würde alles vorbei sein...

Auf einmal wurde ich zur Seite geschubst und im selben Moment ertönte ein lauter Knall. Ich wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Er hatte mich verfehlt! Doch... Wer hatte mich zur Seite geschubst? Ein Stöhnen ertönte. Ich drehte mich ruckartig um und mein Herz setzte für einen Moment aus. „Nein!" Schrie ich und rappelte mich auf um zu ihm zu laufen. Tränen stiegen mir in die Augen.

Bella Italia✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt