22|im Auge behalten

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Grace

Panisch balanciere ich die Kaffeebecher zum Tisch und lasse mich neben Kyle auf der Bank nieder. Alle geben mir ein gemurmeltes „Danke" zurück und ergreifen einen der Becher.
„Also", beginnt Cooper und dreht seinen Kaffee im Kreis bevor er den Deckel benimmt,„wir sollten über unsere ernstzunehmende Lage sprechen." Während er nach dem Zucker greift schnaubt Mona spöttisch neben ihm. „Du willst einmal im Leben etwas ernst nehmen?", hakt sie nach und er verharrt mit dem Zucker über seinem Kaffee.
„Oh du Heilige.", murmelt Kyle neben mir und trinkt seinen schwarzen Kaffee.

„Mona..", beginnt Cooper und ich höre ihnen mittlerweile nur noch mit einem Ohr zu, denn es ist wirklich ein Teil der Arbeit an der Redaktion geworden ihre abfälligen Kommentare gegenüber Cooper loszuwerden sobald er auch nur den Mund öffnet. Und noch immer lässt sich nur erahnen, dass sie mal was miteinander hatten, denn nach ihren Anfällen ist alles wie vorher und sie verlieren kein Wort übereinander.
„Kannst du mir den Zucker reichen?", fragt Tess mich und ich greife nach einen der kleinen Zuckerpäckchen und gebe ihn ihr. „Danke." Mona donnert ihren Kaffee hin. „Lass es gut sein Cooper! Du hast schon genug gesagt.", spricht sie verletzt und der Stuhl scharrt über den Boden, als sie schwungvoll aufsteht,„Entschuldigt mich." Sie sieht uns nicht einmal an und stampft zu den Toiletten. Cooper seufzt, Cooper sieht ihr hinterher und Cooper läuft schließlich.

„Ich werde mich niemals daran gewöhnen.", meint Tess und ich sehe sie erstaunt an. „Echt? Also ich frage mich, ob es überhaupt eine Zeit in meinem Leben gab, wo Mona und Cooper mir keine herzzerreißenden Szenen boten.", scherze ich und Kyle lehnt sich vor. „Keine Sorge du wirst dich auch noch dran gewöhnen.", versichert er ihr und sieht auf die leeren Stühle vor uns,„Da unsere zwei Leiter es nicht gebacken kriegen leite ich uns wohl in unsere Krisensitzung ein." Tess und ich nippen an unseren Kaffees und sehen ihn an.
„Wer hätte es gedacht es sind die wenigen Leser und Verkaufsquoten.", spricht er aus, was wir alle seit Anbeginn der Zeit wissen.

„Wie sollen wir sie denn dazu bringen die Unizeitung zu lesen, wenn sie den neusten Klatsch auf dem Blog lesen können?", fragt Tess unmotiviert und ich muss ihr da leider zustimmen, denn erst vor Kurzem habe ich durch Meghan den Universitätseigenen Klatsch&Tratsch-Blog kennengelernt und dieser funktioniert eigentlich sowie Twitter. Oh ja genau. Das Walsh-Twitter.
„Wir müssen Dinge schreiben, die können unsere lieben Kommilitonen nicht selbst posten.", spricht er und Tess sieht ihn verdutzt an. „Ach was du nicht sagst!", ruft sie aus und er zieht ihr eine Grimasse hin. Irgendwann tauchen auch Cooper und Mona wieder auf. Wir sprechen über das Problem und finden keine endgültige Lösung, aber dafür bekomme ich die Aufgabe exklusive Interviews zu führen, weil die Studenten die Sportler und Coaches natürlich nicht selbst täglich sehen können.

Also bedeutet es nach der Krisensitzung für mich statt einer Freistunde zur Sportfakultät der Walsh zu fahren und den Coach abzufangen. Glücklicherweise finde ich ihn auch sofort im Flur wieder, wie er vor einem Snackautomaten auf seinen Riegel wartet. „Coach Patterson!", rufe ich und eile sofort zu ihm ehe er flüchten kann. Er runzelt die Stirn und sieht mich verwirrt an. „Ich bin Grace Roberts.", helfe ich ihm auf die Sprünge, doch es scheint nicht zu klicken,„Die von der Zeitung?" Da macht er ein ahnungsvolles Gesicht und ich nicke zustimmend. „Ach ja genau die.", stimmt er mir zu und deutet auf mich,„Jetzt hab ich's. Tut mir leid, aber ich sehe tagtäglich so viele Studenten, da achte ich noch kaum drauf wen ich vor mir habe." Ich winke ab und nach kurzer Absprache machen wir aus, dass ich in einer Stunde ein Interview mit dem Mannschaftskapitän führen werde, weil das Eishockeyteam dann Krafttraining hat und er ihn für den Anfang erlösen wird. Ich bedanke mich und setze mich außerhalb der Sportfakultät auf eine Bank und verbringe diese eine Stunde in eisiger Kälte an meinen Aufgaben aus Professor Blancs Kurs.
Ich frage mich, ob ich Dean sehen werde, denn schließlich ist er selbst in der Mannschaft und zum Training erscheint er, also besteht die Möglichkeit, dass ich einen flüchtigen Blick auf ihn erhaschen könnte.
Gestern auf dem Maskenball habe ich ihn nach dem Tanz kaum noch gesehen. Als der Tanz vorbei war haben wir kurz miteinander gesprochen bis Nate ihn fragte, ob er Logan gesehen hatte und weg war er.

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