61|(k)ein Happy End?

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Grace

Seufzend trotte ich gemeinsam mit Meghan meiner Mutter hinterher. Sie scheucht uns von einem Laden in den anderen und zwingt uns förmlich Dinge zu kaufen, die wir gar nicht brauchen.
„Kira, könnten wir vielleicht eine Pause einlegen?", jammert Meghan und reibt sich die Oberschenkel beim Gehen. Wir gehen schon seit Stunden rauf und runter und haben uns noch gar nicht gesetzt. Diese Aktion grenzt an meiner Sportlichkeit. Tief atme ich durch und nicke zustimmend. „Nur zwei Minuten.", füge ich hinzu und sie seufzt. „Na gut. Setzen wir uns irgendwo hin und kaufen was zu trinken.", gibt sie nach und will zu den Rolltreppen gehen, doch Meghan und ich steuern sofort die Aufzüge an.

Beim Vorbeigehen schaue ich zu den Läden und betrachte die Kleidung, die alle an Skiausflüge erinnern.
Meghan unterhält sich mit meiner Mutter über die Zweier-Zimmer und Wohnungen, die es in jedem Wohnheim im obersten Stockwerk gibt. Während meine Mutter sich erleichtert erklärt, weil zwei Zimmer sich ein Badezimmer teilen und nicht darauf angewiesen sind ein riesiges Gemeinschaftsbad zu benutzen klicke ich mich unterbewusst aus und komme an Schaufenstern vorbei, die Männerkleidung zeigen. Eines der Puppen trägt einen mintgrünen Pullover mit einer grauen Chinohose. Ich bleibe stehen und betrachte die Schaufensterpuppe, die allmählich wie Dean auszusehen beginnt. Dieser Pullover würde ihm stehen, denn die helle Farbe würde ihn gebräunter aussehen lassen und seine grauen Augen betonen. Seufzend stelle ich mir ihn vor und merke gar nicht, wie meine Mutter und Meghan ohne mich weitergehen während ich wie eine Idiotin vor dem Schaufenster stehe und mir Dean vorstelle. Wieso kann ich ihm denn nicht einfach wieder vertrauen und alles vergessen? Wieso musste er mich belügen?

„Hey Grace!", ruft jemand hinter mir, dass ich aufzucke und mich sofort von dem unechten Dean umdrehe. Überrascht betrachte ich Corey, der lächelnd auf mich zukommt und in seine Arme zieht. Ich erwidere die Umarmung und ziehe meine Mundwinkel hoch. „Was machst du denn hier?", frage ich und er steckt die Hände in seine Hosentaschen. „Erledige noch ein paar Besorgungen bevor ich zurückfahre.", erzählt er und ich runzle die Stirn. „Fährst du heute schon?" Er nickt. „Um vier fahre ich los. Mein Mitbewohner kriegt die Krise alleine.", erklärt er und lacht auf, dass ich ebenfalls leise lache.
Corey lächelt mich sorglos an und streicht mir urplötzlich über die Wange, dass mir das Lächeln vergeht und ich ihn ernst ansehe. „Du bist ein wundervoller Mensch, Gracie. Das warst du immer. Und ich hoffe du wirst glücklich, mit wem auch immer du sein willst.", wispert er und ich atme tief durch, dennoch beginnen meine Augen zu brennen. „Das ist ein wenig schwer.", erwidere ich erstickt und er zieht mich wieder in seine Arme für eine feste Umarmung, bei der ich das Kinn an seiner Schulter ablege und versuche meine Tränen wegzublinzeln.
„Ich hoffe auch, dass du dein Glück findest.", erwidere ich leise und drücke ihn fester. Nach einer stillen Umarmung lösen wir uns und er hat den Kopf schief gelegt.

Corey gehört zu den wenigen Menschen, die ich tief in mein Herz schließe, doch dafür ist es mehr von Bedeutung, dass er dort ist und immer bleibt. Es stimmt nicht, dass wir uns getrennt haben, weil wir keine starken Gefühle füreinander aufbringen konnten, denn diese sind da. Und jedes Mal, wenn Corey bei mir ist weiß ich auch wieso ich diesen Mann niemals vergessen werde. Er ist immer für mich da, verurteilt mich nie und liebt mich immer bedingungslos.
Die starke Bindung zwischen uns hat einfach nur eine andere Richtung eingeschlagen, als wir versucht hatten sie zu etwas anderem zu lenken.
„Verschwinde ja nicht! Ich will wieder von dir hören.", ermahne ich ihn und er wirft den Kopf in den Nacken als er beginnt zu lachen. „Dann melde du dich!", fordert er ein und ich strecke trotzig mein Kinn vor,„Aber auch wenn nicht, dann werden wir uns spätestens im Sommer wiedersehen und so weitermachen, als hätten wir uns erst gestern gesehen." Ich nicke kräftig.
„Viel Spaß in West Virginia.", wünsche ich ihm und er knufft mir in die Wange. „Den werde ich bestimmt haben. Dir auch in Detroit.", tut er es mir gleich und macht einige Schritte zurück, dass ich ebenfalls weitergehe.

PENALTY KISSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt