Kapitel 15

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Als der Schultag endlich vorbei war, machte ich mich auf den Weg zur Bibliothek. Severus hatte ich auch die letzte Stunde nicht zu Gesicht bekommen und vielleicht war das auch besser so. Ich war immer noch leicht sauer und hoffte auf eine Erklärung.

"Du würdest doch nie etwas mit Snape Anfangen", diese Worte wollten mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wie meinte Sheldon das? Ich wusste, dass Severus mein Lehrer war, aber irgendwie hörte es sich nicht so an als würde Sheldon das meinen. Wenn Severus kein Lehrer wäre, würde ich dann etwas mit ihm anfangen wollen? Wie alt ist er überhaupt? Ich hoffe der Altersunterschied ist nicht zu groß..
Als ich an der Bibliothek vorbei kam, erinnerte ich mich daran was ich eigentlich vorhatte. Ich wollte eines meiner ausgeborgten Bücher wieder zurück bringen, deswegen ging ich direkt zur Bibliothekarin und meldete ihr, dass ich das Buch jetzt wieder gebracht habe. Sie bat mich darum, es gleich in das vorgesehene Regal zu stellen. Ich ging zur vorletzten Regalreihe und gab es wieder dorthin, wo ich es mir vor einigen Tagen genommen hatte. Ich wollte gerade wieder zum gehen ansetzten, als ich ein haarsträubendes Zischen hinter mir wahrnahm. Vorsichtig drehte ich mich um. Es war wieder verstummt, doch ich war mir sicher, es mir nicht bloß eingebildet zu haben. Es musste aus der hinteren Regalreihe gekommen sein. Ich ging mit leisen Schritten ans Ende meiner Regalreihe, als mir einfiel, dass die nächste Reihe die verbotene Abteilung ist, in die nur Lehrer dürfen. Vorsichtig lehnte ich mich mit dem Rücken an das nächste Regal und lugte in die verbotene Abteilung. Ich konnte nur schwer eine Gestalt erkennen, welche gerade ein Buch in der Hand hielt und anscheinend wieder zurückgeben wollte. Das Licht hier hinten war ziemlich schlecht und dunkel, was die ganze Situation noch düsterer wirken ließ. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken, als die Person ihren Kopf erprobt in meine Richtung drehte. Erschrocken drehte ich meinen Kopf weg, so dass die Person mich nicht mehr sehen konnte, ich wollte gerade weglaufen, als ich ein Buch fallen hörte und daraufhin Schritte, die sich schnell entfernten. Meinen Zauberstab fest umklammert, atmete ich einmal tief ein und aus, ehe ich wieder einen Blick in die Abteilung warf. Die Person war verschwunden, zumindest konnte ich sie nicht mehr sehen, und ein Buch lag aufgeschlagen auf dem Boden. Vermutlich das Buch, welches die Person gerade eben zurück geben wollte. Langsam näherte ich mich ihm und laß was auf der aufgeschlagenen Seite stand. Sie war mit einem Lesezeichen markiert und anscheinend war auch etwas dazugeschrieben worden, da die Tinte und Schriftarten sich unterschieden. „Felicalous alhambrus", war die Überschrift. „Achtung, nicht innerhalb eines Gebäudes anwenden, nur auf freiem Gelände, fern von jeglichen Zivilpersonen! Nicht für Kinder und Jugendliche geeignet! Achtung, Gefährlicher Zauberspruch! Warnung: kann zu körperlichen Schäden führen", waren die dick unterstrichenen Zeilen, die mir beim Überfliegen ins Auge stachen. Als ich die Beschreibung laß, stockte mir der Atem. „Der Felicalous alhambrus ist kein einfacher Spruch und mit viel bedacht, nur in Notwendigen Situationen, einzusetzen. Wirkung: Der Spruch lässt Kreaturen aus der Schattenwelt frei. Ihre Schreie sind zumeist Ohrenbetäubend. Sind diese Wesen einmal freigelassen, suchen sie sofort nach Beute..."
Als ich das laß, kamen mir sofort die Erinnerungen von damals wieder in den Sinn. Damals, als ich für Snape in den Wald gehen musste um Kräuter zu sammeln und ich genau von solchen Wesen angegriffen wurde. Panik ergriff mich, als mir der Gedanke kam, dass diese Person gerade eben, damals die Schattenwesen auf mich losgelassen hat. Ich blickte mich hektisch um, schnappte mir das Buch, packte es schnell in meine Tasche und verließ fluchtartig die Bibliothek. Tausende Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum und ich blickte immer wieder etwas paranoid nach hinten. Als ich endlich im Kerker in meinen Gemächern angekommen war, verschwand ich ins Schlafzimmer und verriegelte die Tür. Severus war anscheinend nicht hier. Vielleicht war das auch besser so, denn so wie er sich verhält, hätte er mir das Buch wahrscheinlich nur abgenommen und gemeint ich bilde mir etwas ein.
Ich setzte mich auf die Bettkante, stellte meine Tasche ab und zog das Buch heraus. Ich blätterte wieder auf die Seite, wo das Lesezeichen drinnen war und begann weiter die Beschreibung des Zauberspruchs zu lesen. Er hörte sich wirklich so an, wie das was mir damals passiert ist. Meine Gedanken überschlugen sich wieder, bis einer die Oberhand gewann. Ich sollte diesen Spruch ausprobieren, um sicherzugehen, dass es der selbe von damals ist. Dann hätte ich einen Beweis und wäre mir sicher. Wenn ich es nicht tun würde, könnte ich keine Ruhe finden. Ich packte das Buch in meine Tasche, zog mir meinen Umhang über und machte mich zielstrebig auf in Richtung Wald. Gerade als ich aus der großen Tür ins freie treten wollte, hielt mich eine Stimme auf: „Miss Granger, wo wollen sie um diese Uhrzeit noch hin?"

Als ich mich umdrehte, stand Snape nur wenige Schritte von mir entfernt.

„Frische Luft schnappen", antwortete ich ihm knapp und wollte mich gerade wieder umdrehen und weitergehen, da hielt er mich an meinem Arm zurück.

„Sie haben eine Strafarbeit abzusitzen"

„Strafarbeit?"

„Ja, eine Strafarbeit, für Ihr Fehlverhalten im heutigen Unterricht", erklärte Snape als wäre es das logischste auf der Welt.

Ich dachte ich höre nicht richtig. Ich machte meinen Mund auf, um ihm mal richtig meine Meinung zu sagen, hielt dann jedoch in meiner Bewegung inne und schloss meinen Mund wieder. Es würde nichts bringen, jetzt mit ihm hier zu streiten, außerdem muss ich den Spruch testen, bevor es dunkel wird, sonst kann ich die ganze Nacht kein Auge zu machen.

Ich atmete einmal tief durch, ehe ich Snape kühl antwortete: „Dann werde ich meine Strafarbeit morgen absitzen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Professor"

Schnellen Schrittes entfernte ich mich vom Schloss und bahnte mir meinen Weg Richtung Wald. Ich machte extra einen größeren Bogen um Hagrids Hütte, damit ich nicht noch einmal aufgehalten wurde. Die Sonne hing über dem Horizont, ich hatte noch gut eine halbe Stunde Zeit, bis es dunkel werden würde, weshalb ich meine Schritte beschleunigte. Nach ein paar Metern im Wald, fand ich eine Lichtung. Perfekt um den Spruch zu üben. Ich nahm meinen Zauberstab in die Hand, atmete tief ein, und sprach dann deutlich die Worte: „Felicalous Alhambrus!" Aus meinen Zauberstab schossen Schatten in die dunklen Ecken des Waldes, zehn, vielleicht zwanzig von Ihnen. Ich hörte wieder das flüstern, so als würden sie miteinander sprechen. Als auch der letzte Schatten sich in den Wald zurückgezogen hatte, wurde es ungewöhnlich still.

Plötzlich hörte ich schreckliche Schreie, quietschend hoch wie von Furien, aber auch dunkle, wie von einem Drachen. Ehe ich reagieren konnte, kam auch schon die erste Schattenkreatur auf mich zugeschossen, doch diesmal habe ich aus meinen Fehlern gelernt. Das letzte mal war ich zu überfordert und wusste nicht was ich tun sollte. Professor Snape hatte damals einen Patronum Zauber verwendet. Also los Hermine, konzentrier dich auf die Dinge die du liebst! „Expecto Patronum!"

Anders als erwartet, kam aus meinem Zauberstab kein Licht in Form eines Otters. Lediglich ein kleiner funkte sprühte aus meinem Zauberstab, mehr nicht. Verwirrt und überrumpelt stand ich da, die Kreaturen zischten an mir vorbei. „So bald sie einmal losgelassen sind, suchen sie nach Beute", stand in dem Buch. Doch das einzige was ich in dem Moment dachte war: „Es gibt nichts und niemanden, den ich Liebe und niemanden der mich liebt. Meine Eltern erinnern sich nicht mehr an mich, mit Harry lebe ich mich gerade vollkommen auseinander und die weasleys sind seit meiner Trennung mit Ron irgendwie vorsichtiger und nicht mehr so vertraut im Umgang mit mir. Mein Ziel im Leben habe ich bereits erreicht, ich habe Voldemort besiegt! Das war immer alles was gezählt hat. Was ist jetzt noch der Sinn meines dasein.

Eine Träne ran meine Wange hinunter, als ich mich meinem Schicksal hingab..

Sevmine - verboten? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt