Wieder ein neuer Tag, wieder eine neuer Job. Ich streckte mich noch einmal aus, bevor ich aus meinem Bett aufstand. Immer der gleiche Trott. Immer das gleiche Spiel. Die letzten Jahre waren immer das Gleiche. Endlich im Badezimmer angekommen. Uff.. . Ich spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um endgültig wach zu werden. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte mir. Während ich mich auf den Waschbeckenrand abstützte, murmelte ich vor mich hin:" Na, da sahen wir schon mal besser aus."
Morgenroutine bestehend aus Duschen, Anziehen, Frühstücken und das durchgehen der letzten Unterlagen für die Uni. Ich hatte mich auf die erstbeste Professorenstelle beworben die ich interessant fand. Dass es mich wieder in die alte Bekannte Stadt zog, hatte mich überrascht.
Die letzten Jahre war ich um die Welt gereist, hatte berühmte Galerien und Kunstwerke studiert und so konnte ich meinen Horizont erweitern. Rastlos, immer auf der Suche nach mehr Wissen und Erfahrungen. Nie war ich lange genug geblieben. Nie hatte es mich lange gehalten. Nach so langer Zeit sehnte man sich danach endlich anzukommen. Selbst wenn es bedeutete in die heimischen Gefilde zurück zu kehren.
Als ich dort zur Uni ging, war ich selbst noch Student. Wenn ich mich heute betrachtete zum Vergleich meiner vergangenen Person... Nein, ich musste weiter gehen. Die Vergangenheit konnte man nicht ändern. Jedoch akzeptieren. Entschlossen mich dem heutigen Tag zu stellen machte ich mich auf dem Weg zum Campus.
Es fühlte sich seltsam an durch die Straßen zu laufen, die so bekannt und doch so anders waren. Es hatte sich einiges verändert. Auf dem Weg kam ich am Park und einem Café vorbei. In dessen Schaufenster entdeckte ich ein Schild „ Aushilfe gesucht". Hm... man konnte hier sicher einen guten Kaffee und die Aussicht auf den Park genießen.
Am Campus angekommen begab ich mich direkt zum Büro des Direktors. Nach einer kurzen Begrüßung nahm ich ihm gegenüber seines Schreibtisches Platz. Er lobte mich für meine Ambitionen und Leistungen die ich in den letzten Jahren erbracht hatte und welche Bereicherung ich für die Universität darstellte.
Einen kurzen Moment dachte ich an meine Schulzeit zurück. Ich hatte es gehasst die Wälzer stupide auswendig zu lernen und langweilige Abhandlungen zu schreiben. Urgs.. So sollte es meinen Studenten nicht ergehen. Ich wollte sie begeistern und dem näher bringen, was mir als einzige Liebe geblieben ist.
Die Kunst. Sie ist es die meine Leben noch bestimmte und mich von dem Ablenkt was meine Gedanken so sehr verdüsterte. Nur Zögerlich konnte ich mich von meinen Gedanken lösen. Der Direktor klopfte mir auf die Schulter und verabschiedete sich von mir. Ich würde ihn später mit den anderen Professoren treffen bei der Willkommensveranstaltung.
Nächster Punkt des Tages, das Einschreiben der Studenten in meinen Kurs zur modernen Kunstgeschichte. Beschwingt und mit neuer Energie machte ich mich auf die Suche nach einem freien Hörsaal. Dabei kam ich an verschiedenen Studenten vorbei, die mich interessiert musterten. „ Musste das sein?", dachte ich mir." Was haben die nur?!?"Ich fühlte mich wie Frischfleisch das in der Auslage präsentiert wurde. Etwas verstohlen lies ich meine Hand über den Saum meines Blazers gleiten. Wie sagt man so schön, Kleider machen Leute.
Vor ein paar Tagen hatte ich mir in einem Modegeschäft in der Stadt ein paar neue Kleidungsstücke zu gelegt. Bei meinem verzweifelten Versuch die richtigen Größen und Stil für mich zu finden, kam mir Gott sei Dank ein junger Verkäufer zu Hilfe.
Er hieß Leigh und wie sich im folgenden Gespräch raustellte auch der Besitzer des Geschäfts. Er empfahl mir einen blauen Anzug, mit weißem Hemd und den dazu passenden Accessoires. „Das passt zu ihrer olivfarbenen Haut und den grünen Augen.", waren seine Worte die er an mich richtete. Etwas irritiert nahm ich seine empfohlene Ware entgegen.
Es gab selten so tüchtige Verkäufer die sich für ihre Kunden aufrichtig interessierten und dabei eine solche Begeisterung an den Tag legten. Leigh suchte die richtigen Größen für mich aus und gab mir Tipps, in welchen Kombinationen die Kleider zu tragen wären. Ich gab meinen anfänglichen Wiederstand auf und probierte die Sachen aus. Und ich musste gestehen, ich hatte sogar Spaß dabei.
Endlich. Nach einer gefühlten Ewigkeit und dem dritten besetzten Hörsaal fand ich endlich einen leeren. An der Tür befestigte ich den Aushang für meinen Kurs. Als ich das erledigt hatte ging ich in den Hörsaal hinein. Nur noch wenige Schritte trennten mich von dem Pult, von dem ich meine Studenten in Zukunft aus unterrichten würde. Ich lehnte mich dagegen und wartete auf die Ankunft meiner Studenten. Der Raum füllte sich so langsam und eine kleine Gruppe von ihnen bildete sich um mich. Ich stellte mich ihnen vor und gab ihnen bekannt, was sie in meinem Kurs zu erwarten hatten.
Zu meiner persönlichen Belustigung bestand die Gruppe überwiegend aus jungen Frauen. Wer wäre von so etwas nicht geschmeichelt? Stolz und mit etwas Absicht dahinter schmückte ich meine Erklärungen noch etwas aus. Diese kleine Ansammlung erinnerte mich an etwas ...Ach ja, Antennenwelse. Innerlich grinste ich in mich hinein. Chloe hatte damals auch einen Prof angehimmelt. Chloe... Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln.
Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen. Und da sah ich sie.
Eine Studentin viel mir direkt ins Auge. Sie hielt sich an ihre Unterlagen fest und machte einen gedankenverloren Eindruck auf mich. Diese betreffende Studentin reihte sich in die Schlange ein, um sich in meinem Kurs einzuschreiben. Nach nur kurzer Zeit stand sie auch schon vor mir. Ich begrüßte sie mit einem einfachen Hallo und fragte sie ob sie sich einschreiben möchte. Sie musterte mich und gab etwas zögernd ihre Antwort:" Ähm, ja. Ich glaube. Deshalb bin ich hier." Etwas unsicher verlagerte sie ihr Gewicht auf das andere Bein und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Interessant. Ich glaubte ich konnte sie noch etwas aus der Reserve locken. „Sie scheinen noch zu zweifeln?", fragte ich sie. Ihre Antwort kam prompt. „ Nein, nein! Ich bin mir sicher."
Von ihrer Reaktion fasziniert setzte ich noch einen drauf. „ Es ist nicht schlimm Zweifel zu haben. Die Ungewissheit ist es, die uns reizt. Ein Nebel macht die Dinge wunderschön."
Ein blitzen in ihren blauen Augen machte sich bemerkbar." Oscar Wilde?" Etwas überrascht antwortete ich ihr: " Sie haben in der Schule gut aufgepasst." Verneinend schüttelte sie ihren Kopf. „Nein er ist einer meiner Lieblingsautoren." Ich lächelte sie anerkennend an: „Da sind wir schon zweit! Sie wollen sich also für den Kurs einschreiben?".
Kaum merklich straffte sie ihre Schultern. Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihre Lippen und sie sah dabei direkt in meine Augen. „ Genau. Ich lasse mich „von der Ungewissheit reizen" wie Sie so schön gesagt haben."
Das hatte ich nicht erwartet. Es haute mich praktisch um! Ein seltsames Prickeln lief mir den Rücken hinunter und ich rang um Fassung. Diese junge Frau hatte mich mit meinen eigenen Waffen geschlagen. Das gefiel mir. Ungewohnt, aber interessant. In ihr schien mehr zu stecken als auf den ersten Blick vermuten ließ. Zu Schade das ich das nicht auf mir sitzen lassen konnte.
„Verstehe", kommt es mir etwas zögerlich über die Lippen. „ Sie legen die Latte aber sehr hoch... Ich mag Herausforderungen!"
Ihr etwas verdutzter Blick war Sehenswert. Richtig niedlich. Ich hatte wieder etwas von meiner Fassung wieder gewonnen." Ich nehme mir also vor, Sie mit meinem Kurs nicht zu enttäuschen. Können Sie mir für die Einschreibung bitte noch ihren Namen nennen?".
Gespannt wartete ich ihre Antwort ab:" Lynn". Der Name passte zu ihr. Sie wirkte etwas verlegen. Irgendetwas in mir wollte sie noch nicht gehen lassen. Das Gespräch war für mich einfach zu faszinierend.
Ich gab ihr noch den Tipp bei dem Café vorbei zu gehen, bei dem ich am Morgen den Aushang „ Aushilfe gesucht" gesehen hatte. Ich zwinkerte ihr diskret zu und machte ihr ein Kompliment, dass sie Aufgeweckt sei für so einen Job.
Dankbar nahm sie meinen Tipp an und dabei wurden ihre Züge weicher. „Danke für alles Herr Professor Zaidi. Ich schaue später mal dort vorbei."
Bei der Art wie sie meinen Namen aussprach, fühlte ich erneut dieses Prickeln meinen Rücken hinunter laufen. Etwas verwirrt versuchte ich meine Gedanken neu zu ordnen. Was war da gerade passiert? Sie ist meine Studentin. Irgendetwas war mit ihr. Oder etwas stimmte nicht mit mir?
Dieses Semester schien doch interessanter zu werden, als ich dachte.
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A different view (Rayan Zaidi FF)
Fanfiction„Ab dem heutigen Semester, bin ich Ihr neuer Professor für moderne Kunstgeschichte. Mein Name ist Rayan Zaidi." Die ersten Gedanken die ich zu seiner Person hatte waren ideenreich, pflichtbewusst, selbstkritisch, strategisch, verantwortungsbewusst...