Tock, tock tock. „Was denn nun schon wieder?", murmelte ich. Auf meinem Schreibtisch stapelten sich die Unterlagen. Die Woche hätte so gut anfangen können, doch mit jedem Tag der verstrich, sank auch meine gute Laune. Es waren nicht gerade die besten Voraussetzungen, mir über den Weg zu laufen. „Die Tür ist offen!", bat ich meinen ungebetenen Gast hinein. Gleichgültig, kümmerte ich mich weiter um meine Arbeit. Die Tür fiel ins Schloss. Die Schritte waren schwer und kamen erst vor meinem Schreibtisch zum Stehen.
„Wenn mir einer gesagt hätte, dass aus Professor Rayan Zaidi, so ein Choleriker wird. Ich hätte es nicht geglaubt.", sprach mich der ungebetene Gast an. Ich fuhr hoch: "Mark? Was machst du hier?" Ihn hatte ich am wenigsten erwartet. Erfreut stand ich auf und begrüßte meinen alten Mentor. „Lass dich anschauen Junge. Gut siehst du aus. Ich soll dich noch von Sarah grüßen." Wir setzten uns hin. „Das ist schön, aber was machst du hier? Solltest du nicht Kurse halten?", fragte ich Mark.
„Wenn mich mein ehemaliger Schüler öfter anrufen würde, würde dieser wissen, dass ich dieses Semester pausiere." Er lehnte sich zurück und sah mich prüfend an. Wenn er mir ein schlechtes Gewissen bereiten wollte, konnte nur Mark das bewerkstelligen. „Wie soll ich sagen, ich hatte viel zu tun....", suchte ich nach einer Entschuldigung. „Ausflüchte und das weißt du. Als du am Anfang dieser Woche dich gemeldet hast, bin ich aus allen Wolken gefallen. Die letzten sechs Jahre, gab es kein Lebenszeichen von dir. Und dann? Klingelt mein Handy, du bist dran und fragst wie es mir geht. Wie es mir geht? Das war alles? Ich hatte kaum die Gelegenheit mich davon zu erholen, wünschst du mir einen schönen Tag und legst auf."
Ich verschränkte die Arme hinter meinen Kopf und holte tief Luft:" Weißt du, ich wollte..." „Rayan, du bist nicht nur ein ehemaliger Schüler für mich. Sondern wie ein Sohn, den Sarah und ich nie hatten. Du weißt, bei uns bist du immer willkommen. Die Tatsache, dass du dich gemeldet hast macht mich froh. Aber irgendetwas ist mit dir. Das habe ich an deiner Stimme gehört, als du Angerufen hast." Der belehrende Ton von Mark, wich seiner Fürsorge. „Es ist,...Kompliziert. Wie hast du mich überhaupt gefunden?"
„Ganz einfach. Deine Nummer war nicht unterdrückt und es war leicht die Auskunft über deinen Wohnort zu fragen. Zudem ist der Direktor, ein alter Bekannter von mir und er freut sich schon auf meine Gastrede am kommenden Dienstag.", erklärte Mark mir Schulterzuckend.
„Mehr habe ich von meinem alten Mentor nicht erwartet.", lachte ich. „Du lenkst ab. Was war der wirkliche Grund deines Anrufes?", bohrte Mark weiter. Ich stand auf:„ Du lässt einen auch wirklich nichts durchgehen. Es ist einfach nur ..." „Kompliziert, das hast du schon mal erwähnt", fiel er mir ins Wort. „Ich mache dir einen Vorschlag. Heute Abend, du und ich und die beste Trilogie die es gibt. Was hältst du davon?"
„Nur wenn es Popcorn dazu gibt!", stimmte ich zu. „Klaro. Und ich bring noch Dr. Pepper mit. Das ist immer noch besser wie Cola." Mein alter Professor stand auf und ging zur Tür. „Und Rayan? Ich bin froh dich wieder zu sehen. Ehrlich. Bis heute Abend." Mit diesen Worten ging er hinaus.
Einerseits war ich froh Mark wieder zu sehen. Doch konnte ich mich ihm anvertrauen?
Ich hatte es noch nie so herbeigesehnt, dass dieser Tag endlich vorbei war. Mark sollte auch in der nächsten Stunde aufkreuzen. Die Einkäufe stellte ich auf der Küchenzeile ab. Mit ein paar Handgriffen räumte ich das Nötigste weg. Das benutze Geschirr wanderte in die Spülmaschine und die Bücher stellte ich zurück ins Regal.
Für diesen Filmabend baute ich den Beamer im Wohnzimmer auf. Die Leinwand war groß genug und mit dem richtigen Sound war es wie im Kino. Als ich die Snacks auf dem Tisch anrichtete, klopfte es an der Tür. Diesmal gut Vorbereitet, öffnete ich die Holztür und bat meinen Mentor reinzukommen. Mark ließ seinen Blick durch meine Wohnung schweifen und stieß ein anerkennender Pfiff aus. „Schick hast du es hier. Wie für dich gemacht. Später Historismus? 1890?" stellte Mark fest.
Beipflichtend antwortete ich ihm:" Wie von einem Kenner zu erwarten. Du hast noch nicht die Aussicht gesehen." Wir gingen ins Wohnzimmer. Er stellte seinen Rucksack neben die Couch und begutachtete den Rest meiner Wohnung. „Ich hab dir etwas mitgebracht. Hier." Beinahe hatte ich vergessen, das Mark für seine Überraschungen bekannt war. Er zog eine Fernsteuerung aus seinem Rucksack und drückte sie mir in die Hand. „Die ist für dich.", grinste er. „Und was soll ich damit anfangen?", fragte ich verwirrt. Sein Grinsen wurde breiter:" Benutzen natürlich. Aber dafür, musst du leider nochmal vor die Türe."
Was hatte mein alter Professor nur vor? Bei Mark konnte man nie wissen. Langsam ging ich Richtung Haustür. Diese öffnete ich und schaute mich suchend um. „Das kann doch nicht dein ernst sein. Mark wo hast du den her?" Erfreut hob ich sein Geschenk auf und ging eilig zurück. „Ich wusste es war die Richtige Entscheidung ihn zu kaufen. Sarah und ich waren im neu eröffneten Teil und da musste ich an dich denken. Wir hatten viel Spaß ihn zusammen zu bauen. Mit dem Zoll ging es Gott sei Dank gut." Voller Achtung stellte ich es auf den Boden und begann die Fernsteuerung auszuprobieren. Die ersten Piep Geräusche waren zu hören und er begann sich zu bewegen. Es war eine Mini Ausgabe von R2-D2.
„Mark das wäre nicht nötig gewesen...." „Dein Gesichtsausdruck, sagt mir etwas anderes. Wenn du mal Zeit hast, solltest du Disneyland mal einen Besuch abstatten. Star Wars Galaxy's Edge ist echt sehenswert." „Du warst in den USA?!?"
Er setzte sich auf die Couch und machte es sich bequem. „Ja, Sarah wollte es unbedingt. Nach deinem Anruf habe ich geschaut, den nächsten Flieger zu erwischen. Jetzt bin ich hier."
„Du, bist den ganzen weiten Weg, nur wegen meines Anrufes gekommen?" Gerührt schaute ich Mark an. „Tja so etwas soll unter Freunden vorkommen. Nun setz dich. Passend zu dem Geschenk, hab ich die beste Trilogie dabei." Er zog aus seinem Rucksack drei DVDs raus. Auf dem Cover waren die Bilder von Star Wars Episode IV bis VI zu sehn. Mein Mentor deutete darauf:" Das waren noch die Besten. Die sind noch unverändert. Keine Sonderszenen oder Kommentare.... Und kein Jar Jar Binks."
Er war wirklich kein Fan von den neuen Filmen. Wir schauten uns die ersten Minuten an. Langsam erschien der Sternenzerstörer auf der Leinwand. So gut es eben ging, versuchte ich mich auf die Szenen zu konzentrieren. Doch in meinem Kopf waren nur die Ereignisse der letzten Tage. Seufzend lehnte ich mich zurück und nahm einen Schluck aus der Dose. „Mark ich muss mit jemanden, darüber reden."
Er griff nach der Fernbedienung und stoppte den Film. Erwartungsvoll musterte er mich und wartete darauf, dass ich ihm mehr erzählte. „Das ganze Thema ist heikel und ich weiß mir wirklich nicht mehr weiter zu helfen." Mark legte mitfühlend seine Hand auf meine Schulter:" Dann erzähle."
„Es begann vor zwei Wochen. Diese Gerüchte...."
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A different view (Rayan Zaidi FF)
Fanfiction„Ab dem heutigen Semester, bin ich Ihr neuer Professor für moderne Kunstgeschichte. Mein Name ist Rayan Zaidi." Die ersten Gedanken die ich zu seiner Person hatte waren ideenreich, pflichtbewusst, selbstkritisch, strategisch, verantwortungsbewusst...