Was für ein Tag. Nach nur zwanzig Minuten zu Fuß kam ich an meiner Wohnung an. Der Eigentümer hatte ganze Arbeit geleistet, als er die verschiedenen Bauelemente miteinander verband. Von außen betrachtet ist es ein vierstöckiges Eckhaus, das dem späten Historismus entsprungen war. Von innen zeichnete sich jedoch ein ganz anderes Bild.
Ich stieg die Stufen empor und gab meinen Sicherheitscode in das Display ein, um in das Haus zu gelangen. Im Eingangsbereich erstrahlte in seinem alten Glanz das original erhaltene Eichenparkett. Dieser wurde aufwendig restauriert und in den minimalistischen Stil der Inneneinrichtung perfekt integriert. Es war hell und freundlich und man spürte richtig die Wirkung die der Besitzer damit erreichen wollte. Ein Kunstwerk für sich.
Mein Apartment lag im dritten Stock und man hatte von dort aus eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Ich schloss die schwere Holztür auf, die in den Eingangsbereich führte. Meine Schlüssel und Geldbörse ließ ich wie gewohnt auf dem niedrigen Regal bei meiner Garderobe zurück. Vier große Fenster umrahmten das Eckzimmer. Zu meiner linken stand mein Schreibtisch, sowie zur Rechten die offene Küche in klassisch schwarzweiß gehalten.
In der Mitte des Raumes standen auf einem dicken weichen Teppich eine bequeme Couch und zwei Sessel. Mein persönliches Highlight war zum einen das Bücherregal. Dies war in die Stützbalken integriert, sodass es auch gleichzeitig den Schlafbereich abteilte. Im Schlafzimmer angekommen, zog ich mir endlich etwas Bequemeres an. Ich hatte hier meine DVD Sammlung untergebracht und vom Bett aus konnte man gut fernsehen. Zu einem gelungenen Filmabend gehörte definitiv auch die kleine Minibar neben meinem Bett.
Falls ich dennoch etwas zur Entspannung bräuchte, tat schon die Eckbadewanne im Bad ihren dienst. Bei der Wohnungsbesichtigung hatte die Maklerin von den Vorteilen nur so geschwärmt. „ In dieser Badewanne ist sogar Platz für zwei Personen! Nicht zu vergessen, dass sie auch mit Düsen ausgestattet ist, um für das gewisse...Erlebnis zu sorgen." Die Maklerin hatte mit ihren dick getuschten Wimpern nur so geklimpert und mich dabei Aufreizend angeschaut." Sie tragen keinen Ring am Finger, Herr Zaidi, oder sollte ich sie lieber Rayan nennen?" Sie hatte mir damals damit unmissverständlich klar gemacht, woran ich bei ihr war.
Abwehrend hatte ich meine Arme vor der Brust verschränkt:„ Ich kann ihre Begeisterung für diese Wohnung nachvollziehen. Nur ich denke wir werden zu keiner Einigung kommen, wenn Sie sich nicht an das Wesentliche halten. Ansonsten sehe ich mich gezwungen mich an ein anderes Maklerbüro zu wenden."
Das hatte gesessen. Die Maklerin schnappte sichtbar nach Luft und benahm sich für den Rest der Zeit der Besichtigung.
In der Küche bereitete ich mir eine Pasta Gericht zu und nahm Platz auf meiner Couch. Während ich mein Essen genoss, ließ ich meine Gedanken zum heutigen Tag Revue passieren.
Ich hatte meine zukünftige Assistentin kennengelernt, die mich im kommenden Semester unterstützen sollte. Ihr Name war Melody und sie wurde mir wegen ihrer herausragenden Leistungen empfohlen. Wie sie sich in Zukunft entwickeln würde, konnte ich noch nicht sagen. Sie hatte dennoch eine Chance verdient.
Schließlich ertappte ich mich dabei, wie meine Gedanken zu der einen Studentin wanderten. Angestachelt von unserem ersten Gespräch hatte ich bei der Willkommensveranstaltung automatisch nach ihr Ausschau gehalten. Am Anfang war es sehr schwer für mich sie auszumachen, da die Mensa voll mit Menschen war. Ms. Paltry eine Professorin die den Kurs für persönliche Weiterentwicklung leitete, stellte eine Frage an die anwesenden Studenten. Und da hörte ich sie.
Der angenehme Klang ihrer Stimme lies mich aufhorchen. Sie beantwortete die Frage souverän und mit einer sicheren Haltung. Ich konnte Sie endlich am anderen Ende des Raumes ausmachen. Anerkennend und mit einem Lächeln richtete ich meine Aufmerksamkeit auf sie.
Dabei kreuzten sich unsere Blicke. Ihre Mundwinkel hoben sich merklich, dann richtete sie ihren Blick wieder auf Ms. Paltry. Nur wiederwillig konnte ich mich von ihrem Anblick lösen.
Spät am Tag lief ich aus dem Gebäude für moderne Kunstgeschichte. Allerdings wurde ich dort Zeuge einer hitzigen Diskussion. Yeleen war mir bereits bekannt, da ihre Mutter eine wichtige Sponsorin der Universität war. Neugierig geworden begrüßte ich Lynn und Yeleen. Die Reaktion ließ nicht lange auf warten. Absichtlich hatte ich beide mit ihrem Namen gegrüßt. Lynn wirkte etwas verlegen und ihre Wangen färbten sich sofort rot. Niedlich war wieder dieses Wort das mir dabei durch den Kopf schoss.
Im Laufe des Gesprächs zwischen den Beiden, erwähnte ich wie wichtig es mir wäre, dass sie mit Freude an der kommenden Vorlesung teilnehmen sollten. Yeleen bestätigte sofort, dass es nicht das Problem sei, jedoch Lynn es genauer erklären könnte.
Interessiert wandte ich mich Lynn wieder zu. „ Es ist einfach nur der erste Tag des neuen Semesters... Das ist immer ziemlich aufwühlend." antwortete sie mir so gelassen wie möglich. In ihrem Gesicht war es deutlich zu sehen, dass es ihr unangenehm war darüber zu sprechen.
Eine Welle des Mitgefühls durchfuhr mich. Sie war in der gleichen Lage wie ich. „ Da kann ich Sie beruhigen. Uns Professoren geht es da auch nicht anders." Ich sprach es im Allgemeinen, doch in Wahrheit bezog ich das auf meine eigene Person. Neue Wege zu gehen ist nie einfach. ich verabschiedete mich von den Beiden und gab ihnen den Rat sich nur auf das Positive zu konzentrieren. Auch wenn es nicht immer leicht ist. Ein Ratschlag, den ich jeden Tag aufs Neue Annehmen musste.
Seufzend räumte ich mein Geschirr weg und machte mich dran die Vorbereitungen für meinen Kurs am kommenden Montag zu treffen. Ich machte einige Notizen zu dem Kernelement meiner Vorlesung. Meine Studenten mussten erst von ihrer starren Sichtweise gelöst werden, die sie sich in den vergangenen Jahren angeeignet hatten. Mehrere Zitate zu diesem Thema sollten den Auftakt zu einer Diskussion unter den Studenten führen. Hierbei konnte ich mich so richtig austoben. Es sollte fesselnd und spannend sein. Wie ein gutes Buch von George R.R. Martin. Ein schelmisches Lächeln umspielte meine Lippen. Welche Reaktionen würde ich nur bei der einen Studentin auslösen?
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A different view (Rayan Zaidi FF)
Fanfiction„Ab dem heutigen Semester, bin ich Ihr neuer Professor für moderne Kunstgeschichte. Mein Name ist Rayan Zaidi." Die ersten Gedanken die ich zu seiner Person hatte waren ideenreich, pflichtbewusst, selbstkritisch, strategisch, verantwortungsbewusst...