Dieses Gespräch. Die wachsende Vertrautheit. Geständnisse. Lynn. Meine Gedanken kreisten immer weiter. Ich erinnerte mich kaum daran, wie ich überhaupt nachhause kam. In meiner Wohnung ging ich auf und ab. Diese widersprüchlichen Gefühle in mir kamen einfach nicht zur Ruhe. Ich probierte es mit Atemübungen, einem Glas Wasser und sogar mit einer langen kalten Dusche. Doch das half alles nichts. Sobald ich meine Augen schloss, stand sie schon wieder vor mir. Verzweifelt warf ich mich aufs Bett.
Ob ich es wollte oder nicht, ich konnte sie nicht aus meinen Gedanken vertreiben. Jeder Satz hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Und das sie ähnlich für mich empfand? ...Ich gab es auf. Die zwei Parteien in mir stritten sich noch eine ganze Weile.
Die eine vertrat die Position des Professors und meine Pflichten. Die andere war der Teil, den ich schon vor sehr langer Zeit wegeschlossen hatte. Unruhig wälzte ich mich von einer Seite des Bettes, auf die Andere. Tatsache war, das Lynn in mir etwas auslöste. Ob es zum Guten oder Schlechten war. Das konnte ich noch nicht sagen.
Entscheidungen mussten getroffen werden, doch ich wollte sie dabei nicht verletzen. Als sie meine Hand hielt, schien die Zeit still zu stehen. Sie war so zart und warm. Meine Finger schlossen sich automatisch, bei diesem Gedanken. Ich wollte sie nicht los lassen. Oder? Das Szenario ging ich gefühlt hundert Male durch. Immer endete es mit einer anderen Entscheidung, mit deren Ausgang ich nicht zufrieden war. Bevor ich vor Erschöpfung einschlief, galt mein letzter Gedanke Lynn.
Erneut befand ich mich vor der Fakultät. Es war eine sternklare Nacht. Lynn stand vor mir. Sie hatte meine Hand ergriffen. „Du brauchst dich nicht von mir abzuwenden. Ich bin hier!", redete sie beruhigend auf mich ein. Ihr Daumen strich dabei zärtlich über meine Handfläche. Wiederstrebend versuchte ich mich von ihr zu lösen, doch ihr Griff blieb eisern.
Sie trat einen Schritt näher. Sie hob den Zeigefinger und führte ihn zu ihrem Mund. „Schhht... Alles wird gut. Du brauchst keine Angst zu haben." Nach dieser Geste, legte sie ihren Zeigefinger auf meine Lippen. Ein Beben durchfuhr meinen Körper. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände.
Ihr Blick war so intensiv und bestimmend. Wie hätte ich mich davon befreien sollen? Das schelmische Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
„Rayan, du möchtest unbedingt wissen, wie ich schmecke? Hab ich Recht?", fragte sie gierig. Meine Hände zitterten. Ich legte sie behutsam auf ihre Hüften. Langsam zog sie mich zu sich herunter. Ganz sachte streifte ich ihren Mund. Es war ein unschuldiger und beklemmender Kuss. Ich schnappte nach Luft. Ihr Atem ging schneller.
Immer leidenschaftlicher wurden unsere Küsse. Immer mehr wollte ich sie. Die letzten Zweifel die mich noch vor kurzem befielen, existierten nicht mehr.
Ich nahm sie in den Arm und zog sie zärtlich an mich. „ Du kannst mich nicht verlieren. Ich bin doch da!" Lynn bewegte ihr Gesicht einige Zentimeter von mir weg und schaute mich dabei an. Sie schenkte mir wieder das schönste Lächeln, das je bei ihr gesehen hatte.
„Du weißt schon, dass es ein Traum ist? Oder?", fragte sie mich besorgt. „ Dann muss ich zugeben, dass es der beste Traum ist, seit langer Zeit." entgegnete ich ihr. Wie lange ich dort war, wusste ich nicht. Es spielte keine Rolle. Lynn war bei mir. Das war alles was für mich zählte.
Am nächsten Morgen hatte ich so gut wie keine Erinnerung an diesen Traum. Ich versuchte verzweifelt mich daran zu erinnern. Jedoch entglitt es mir immer mehr. Es war praktisch die Antwort gewesen, auf die ich so gehofft hatte. Nur das Gefühl von Geborgenheit blieb mir.
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A different view (Rayan Zaidi FF)
Fanfiction„Ab dem heutigen Semester, bin ich Ihr neuer Professor für moderne Kunstgeschichte. Mein Name ist Rayan Zaidi." Die ersten Gedanken die ich zu seiner Person hatte waren ideenreich, pflichtbewusst, selbstkritisch, strategisch, verantwortungsbewusst...