Kapitel 6

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Ein Gähnen entwich mir während ich neben Zimbel her über die Flure lief. Heute ausnahmsweise mal kein Wettrennen. Als wir gerade um eine Ecke gehen wollte wurde ich unsanft zu Boden gerempelt. „Aua !", empört sah ich die Person an. Braune, Schulterlange Haare und grüne Augen. „Sorry Maurice, ich muss rennen.", verkündete Manu. In der Hand hielt er eine weiße Maske. Er stülpte sich wieder seine Kapuze über und hechtete davon. Irritiert halt Micha mir auf.

„Was ist denn mit dem los ?", wir beobachteten wie er um die nächste Ecke rannte und promt wurde diesmal Micha zu Boden gerissen. Lachend stoppte ein groß gewachsener Mann hinter den beiden die meinen Freund von den Socken gehauen hatten. „Den bekommen wir nicht mehr.", stellte er fest. Er strich sich die dunkelblonden Haare zur Seite und reichte dem Lockenkopf welcher quer über Zombey lag, die Hand. „Sorry, echt. Also ja tut mir leid.", er redete recht schnell und schien etwas durch den Wind. Dazu gestikulierte er mit seinen großen, knochigen Händen und half dann seinem Freund auf. Dieser trug eine unverkennbare Kette mit großen, runden Holzkugeln um den Hals und hatte seine Haare zu einem Dutt zusammen gebunden.

Nachdem ich die beiden kurz gemustert hatte, half ich Zombey auf. „Macht nichts.", er klopfte sich leicht den Staub von der Jeans und strich sich das violette T-Shirt glatt. „Ich bin Tim. Tim Bergmann.", lächelte der dunkelblonde und hielt uns die Hand hin. „Maurice." „Michael.", nett ergriffen wir die Hand von ihm. „Ich bin Arya und das ist Jay.", grinste nun der mit der Holzkette und auch ihre Hände schüttelten wir kurz.

Tim seufzte resigniert. „Wir waren gerade dabei diesen Typen zu jagen. Er hat uns eine weiße Maske aus dem Theatersaal gestohlen, eigentlich brauchen wir die für eine Aufführung. Wir haben zwar noch Ersatzmasken, aber die hat unserem Hauptdarsteller am besten gepasst.", erklärte er ihre Lage und mit einem kurzen Blick auf Micha war mir auch schon klar, dass wir Manu nicht verraten würden. „Tut mir leid, dass wir ihn nicht aufgehalten haben.", erklärte ich schüchtern und Arya nickte. „Kein Problem, Ihr hattet ja keine Ahnung.", lässig winkte er ab. „Kommt, lässt uns zurück gehen, den bekommen wir eh nicht mehr." „War schön euch kennen zu lernen.", grinste Jay und schnell liefen die drei wieder zurück.

Schmunzelnd liefen wir in den nächsten Gang. „Was Manu wohl mit dem Teil machen will ?" „Vielleicht wollte er nur den Hauptdarsteller ärgern ?", überlegte Zombey. „Kann sein.", schulterzuckend lief ich weiter. „Wann bist du fertig mit deiner Vorlesung ?", wollte er nun wissen. „Gegen halb Zwölf." „Gut, dann warte ich die halbe Stunde und gehe das Skript für Morgen schonmal durch.", mir ging wieder durch den Kopf was Fabi gesagt hatte. Irgendwie hatte er recht. Niemand würde eine halbe Stunde vor dem Raum des anderen warten nur um dann gemeinsam zurück zu laufen.

„Sag mal Zombey... Osaft meinte gestern Abend sowas komisches zu mir... er meinte wir wären mehr als nur Freunde weil wir nach den Vorlesungen immer auf den anderen warten und wir gefühlt seit ich hier bin zusammen in meinem Bett schlafen und fast ausschließlich zusammen essen... Was sagst du dazu ?", neugierig sah ich ihn an, kurz schien er überfordert und verwirrt zugleich und fuhr sich durchs Haar. „Weist du Maudado, ich mag dich als Freund echt gerne und du bist irgendwie anderes als alle anderen. Ich hab kein Problem mit Dir in einem Bett zu schlafen, ich vertraue dir. Können beste Freunde nicht auch zusammen in einem Bett schlafen ?", überlegte er laut. Beste Freunde ? Wir kannten uns eineinhalb Wochen und ich war schon sein bester Freund ? Klar, Claus war mein bester Freund, Fabi war ein wirklich guter Freund, aber dass Zombey auch mein bester Freund ist war mir nicht so wirklich in den Sinn gekommen, gut, dann hätte ich halt jetzt zwei beste Freunde. „Doch, doch das können sie offensichtlich.", kichernd sah ich ihn an. „Apropos, Osaft ist in zwei Wochen auf seiner Auslandsreise mit seinem Kurs. Irgendeine Sprachreise nach England. Möchtest du dann bei mir wohnen ? Dann kann dein Mitbewohner sich ja mit seiner Freundin zusammenschließen.", überlegte ich und Zombey nickte. „Gerne doch.", wir waren an meinem Saal angekommen.

„Dann bis später.", ich hob kurz die Hand und betrat den Raum. Dort wurde ich schon von Daniel, oder auch Dagi begrüßt welcher hubbelig wie jeden Tag auf seinem Platz saß. „Hey, na ?", grinste er. „Halloooooo." „Weist du, das Unileben hier überfordert mich jeden Tag aufs neue, ich frage mich wirklich ob es schlau war sich hier zu bewerben.", überlegte er. „Wieso das denn ?" „Jedes mal bin ich so aufgeregt wenn sich neue Leute bei uns an den Tisch setzen, oder hier wenn mich irgendwer neues anspricht ! Ich werd immer so aufgeregt, ich muss das irgendwie zurückhalten, was, wenn ich mal Emma Watson begegne ? Dann falle ich ja um !", quietschte er und schien kurz vor dem hyperventilieren. Kichernd legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Das ist vollkommen normal und Emma Watson wirst du in den nächsten fünf Jahren sicherlich nicht begegnen, also beruhige dich.", grinsend sah ich ihn an und tatsächlich kam er ein wenig runter. Dann begann der Professor bereits die Vorlesung und eifrig begannen wir mitzuschreiben, immerhin wollten wir ja auch die Prüfungen bestehen.

„Tschüss Dagi !", rief ich ihm nach und Lieferkürzung darauf selbst aus dem Saal. Neben der Tür lehnte Zombey und grinste. „Na du ?" „Selber na.", schmunzelnd liefen wir los. „Sag mal, wann beginnt deine Vorlesungsfreie Zeit ?", wollte er wissen. „Circa Mitte November. Also kurz nachdem Fabi wieder da ist. Dann hab ich drei Wochen keine Vorlesungen. Fabi hat da aber leider noch welche, seine beginnen Anfang meiner letzten Woche." „Cool, da hab ich auch Frei. Wollen wir dann zusammen hierbleiben und ein wenig durch die Gegend ziehen, oder fährst du nachhause ?" „Ich glaube ich fahre Nachhause, meine Geschwister besuchen und natürlich Claus. Du kannst gerne mitkommen, wenn du nichts anderes vorhast. Mit Claus verstehst du dich sicher auch außerhalb Skype gut.", grinste ich. Kurz schien er zu überlegen, doch dann nickte er. „Ich komme gerne mit."

Nachmittags saßen wir dann gemeinsam in der Mensa meines Gebäudes. Zombey und Osaft mir gegenüber. Auf dem Teller vor mir war recht viel Obst und Gemüse, wie ich es nunmal am liebsten möchte inklusive einem Käsebrötchen und einer Schale Milchreis mit Erdbeeren. Zombey war so lieb gewesen mir etwas mitzubringen, dafür hatte ich den Platz freigehalten. Genüsslich schmatzte Osaft vor sich hin. „Endlich bekommen wir einen neuen Professor. Wir sind jetzt fertig mit dem Thema und bekommen einen neuen.", freute er sich. Immer hatte er sich über den ehemaligen Professor aufgeregt.

Kurz schwiegen wir. Ein gleichzeitiges Piepsen war in der ganzen Mensa zu hören und alle starrten auf ihre Handys. Fast jeder im Raum hatte so eben eine Nachricht bekommen. Leise Gespräche fingen an und auch wir schauten auf unsere Handys. „Die Sommerparty !", freute Osaft sich und öffnete hibbelig die Mail. „Wir sind eingeladen ! Diesen Freitag ab Achtzehn Uhr steigt die Party wieder am Baggersee !", glücklich sah er in die Runde. „Geht ihr hin ?", wollte Zombey wissen. „Natürlich.", selbstbewusst fuhr Osaft sich durchs Haar. „Und du Maudado ?", schulterzuckend sah ich zurück. „Wir können ja zu dritt gehen ?" „Super Idee !", bestätigte Fabi den Brünetten welcher mich fragend ansah. „Gerne.", schmunzelnd biss ich in mein Brötchen. 

Cyanus segetum  [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt