„Colette ! Kannst du mir mal eben helfen ?", rufe ich durch das alte Gemäuer eines Fachwerkhauses. Bevor meine Eltern heirateten hatte mein Großvater dieses bauen lassen und nach seinem Tod seiner Tochter vererbt. Nun lebte ich mit meiner Familie darin.
Meine kleine Schwester Colette betrat das Zimmer. Naja, klein war sie schon lange nicht mehr, immerhin war sie Siebzehn und würde nächstes Schuljahr ihr Abitur ablegen. „Was ist denn Maurice ?", neugierig beugte sie sich zu mir und sah zu wie ich versuchte meinen Koffer zu zubekommen. „Ka-Kannst du dich mal eben da drauf setzen ?" „Na hör mal, so schwer bin ich auch wieder nicht !", lachte sie empört, tat aber was ich wollte. „Naja, aber du bist wesentlich schwerer als Etienne oder Fabrice.", lachte ich und versuchte derweil den Koffer zu schließen.
„Und du musst wirklich weg ?", fragte sie traurig. „Naja müssen ist was anderes, aber das Stipendium kann mir vieles ermöglichen.", stumm nickte sie. „Hör mal, auch mir gefällt es nich hier weg zu gehen, aber ich muss irgendwann weiterziehen. Ich bin zweiundzwanzig, irgendwann reicht Kellnern nicht mehr aus um Mum zu unterstützen. Aber wir skypen mindestens einmal im Monat, versprochen.", ich lächelte sie an. Sie hatte es nicht leicht mit drei Brüdern und zudem noch einen Vater der uns verlassen hatte kurz nachdem Eddy auf die Welt gekommen ist, aber so könnte ich sie am besten unterstützen.
Nachdem mein Koffer zu war stand sie auf. „Was machst du eigentlich mit deinem PC ?", schon seit einer ganzen Weile war sie scharf auf eben diesen und ich musste grinsen. „Den nehm ich mit.", lachend wuschelte ich ihr durch die Braun-blonden Haare. „Schade.", grinste sie.
Zusammen kamen wir in die Küche. „Maurice, dein Taxi kommt in zwanzig Minuten, bist du soweit ?" „Natürlich Mum.", kurz lächelte ich. Ja das Familienleben würde mir schon fehlen. „Wo sind Fabi und Eddy ? Ich wollte mich noch verabschieden." „Sie spielen wieder im Garten, du kannst sie mal so langsam rein holen, es gibt bald essen.", ich nickte. Mitessen könnte ich nicht mehr, mein Taxi Fahrer kam zu einer sehr ungünstigen Zeit, aber besser hatte ich es nicht organisiert bekommen. Somit ließ ich Colette und Mum in der Küche zurück und ging barfuß hinaus in den Garten. Ich würde zu Beginn des Sommersemesters starten, ich hatte einen der wenigen Studiengänge erwischt die im Sommer starteten. Laut rief ich die beiden französischen Namen durch den sogar recht großen Garten. Auf die Frage warum wir Kinder allesamt französische Namen hatten, kannte meine Mutter nur eine Antwort: Ich liebe Frankreich. Vermutlich war das auch der Grund warum wir jeden Sommerurlaub dort verbrachten, dafür gingen wir ansonsten nie in den Urlaub um uns das leisten zu können.
Die beiden Kinder lugten aus dem rechteckigen Loch ihres Baumhauses hervor. „Muss ich etwa hoch kommen ?", schmunzelte ich. Sie hatten mich vor vier Jahren dazu gezwungen ihnen dieses Baumhaus zu bauen. Gemeinsam mit Claus, einem Jungen der ein paar Blöcke weiter Wohnte hatte ich es vollbracht. Ich kannte Claus aus dem Internet, als sich dann herausstellte, dass er zehn Minuten Fußweg von mir entfernt wohnte, war er mehr oder weniger zu meinem besten Freund mutiert.
Regelmäßig wenn er zu Besuch war, regte meine Mutter sich über seine langen Haare auf was mich jedes Mal zum grinsen brachte. Nun erklomm ich die hölzerne Leiter und krabbelte durch die Tür. Ja ich musste krabbeln während der Sechs und siebenjährige locker stehen konnten. Ich hatte die Größe meines Vaters geerbt oft genug würde mir dies zum Verhängnis. „Etienne, Fabrice, ich gehe gleich.", mit großen Augen sahen mich meine Brüder an. „Aber Mauri, du darfst nicht gehen !", schniefte Etienne. Der kleine hatte wirklich immer Schnupfen. „Kommt erstmal mit runter, lächelte ich und schob mich wieder, mehr oder weniger elegant, aus dem Baumhaus.
Unten angekommen nahm ich den jüngsten, Fabi, auf den Arm und Eddy an der Hand und lieg mit ihnen ins Haus. Meine Mum hatte bereits mit Colette meinen Rucksack, den großen Koffer und den Karton mit meinem PC in den Flur gebracht und der Taxifahrer war wohl eben auch gekommen und lud meinen Kram soeben in seinen Wagen. „Komm her Fabi.", lächelte ich, als ich das ganze beobachtet hatte und der kleine kam auf mein zugestolpert und umarmte mich soweit seine kurzen Arme es zuließen. „In den Ferien komme ich wieder.", versprach ich und wuschelte ihm durchs Haar. Mit großen Augen sah er zu wie ich mich auch von Eddy verabschiedete.
Dann war Colette dran. „Pass gut auf die kleinen auf und natürlich auch auf Mum und geh ihr etwas zur Hand." „Mach ich Maurice.", lächelnd fiel sie mir um den Hals. Nachdem ich auch meiner Mutter Lebewohl gesagt hatte und der Taxifahrer schon drei mal gehupt hatte, schnappte ich mir schnell Jacke und Handy und stieg in das gelbe Auto ein. Los ging meine Fahrt ins Unbekannte.
DU LIEST GERADE
Cyanus segetum [Zomdado FF]
أدب الهواةEndlich. Freiheit, grenzenlose Freiheit. Naja vielleicht auch nicht, die Freiheit reicht auch nur bis zum Zaun des Campus. Aber immerhin. Maurice beginnt endlich sein heiß-ersehntes Physikstudium mittels eines Stipendiums eines großen Konzerns. Natü...