Kapitel 4

87 7 3
                                    


Als ich aufwachte lag Zombey quer über mir. Sein Kopf hing nach unten, seine Beine waren an der Wand angelehnt und sein volles Gewicht hing auf mir. „Zombey du Klotz !" rief ich empört mit meiner Müden Stimme. „Hm ?", kam die Antwort von Osaft, als er Zombeys Arme neben sich hinabbaumeln sah und weiter oben seine Haare und den roten Kopf, musste er lachen. „Maudado, der sollte mal aufwachen, sonst ist das Blut bei dem nur noch im Kopf !", kicherte er, stand auf und drückte Michas Kopf nach oben. „Sag bloß !"

Verpennt öffnete dieser die Augen. „Guten Morgen Kapitän Rotkopf. Alles gut unterm Hut ?", grinste Osaft und ließ Zombeys Kopf einfach wieder fallen. „Autsch.", maulte dieser und setzte sich auf weshalb er jetzt auf meinem Bauch saß als wäre ich ein Stuhl. „Z-Zombey !", keuchte ich nach Luft ringend und mit einem erschrockenen Hopser, hüpfte er quiekend neben mich. „Maudado !", quietschte er mit hoher Stimme. Mir durch die Haare wuschelnd setzte ich mich auf. „Diese Position eben könnte doch wohl unmöglich bequem sein, dass kannst du mir nicht erzählen !", maulte ich und sah ihn böse an. „Sorry.", lachte er verlegen.

„Hast du eigentlich kein eigenes Bett ?", grinste Osaft nun. „Nein ?", lachte Zombey und kuschelte sich in mein Kissen. Kopfschüttelnd sprang ich vom Bett runter und meine Gelenke knackten laut. Mit ein paar frischen Klamotten lief ich ins Bad und zog mich um. Als ich wieder kam, rollte Zombey sich von rechts nach links durch mein Bett, leicht perplex starrte ich ihn an und Osaft musste lachen.

Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen klaute er sich einfach von uns Klamotten und war im Bad verschwunden. „Ich glaub bald ist das hier ein Dreier Zimmer.", lachte Fabi und kämmte seine neue Frisur durch. „Ich muss sagen, auch wenn meine Frisur immer nur durch Unfälle geändert wird, finde ich das noch garnicht mal so schlecht.", grinste er.

Gemeinsam mit Zombey lief ich zu meiner Vorlesung. Es war schon komisch, aber die Vorlesungen von uns lagen für diesen Monat fast komplett hintereinander und im selben Gebäude, somit hätte ich immer jemanden der mich durch die Gegend schubsen könnte. Vor dem Gebäude kam uns Julien entgegen. „Hey, Michael und Maurice, oder ?", als Antwort nickten wir. „Heute Abend findet das erste Treffen im Sommersemester statt. Ich Es wäre gut, wenn ihr kommt, wir haben euch den Plan schon per Mail geschickt, ich muss zu meiner Vorlesung.", entschuldigte er sich und war schon weiter gelaufen. „Kannst du eigentlich Tanzen ?" „Meine Mutter hat immer darauf bestanden, dass ich es lerne. Geweigert habe ich mich nicht, ich habe bisher nur noch nie einen Kurs gefunden in dem ich auch bleiben will. Ein wenig Tanzen kann ich schon." „Mein Freundeskreis hat das damals nicht zugelassen, ich war in meinen Abiturjahren ein ziemliches Arschloch.", verlegen grinste Zombey. „Kann ich mir garnicht vorstellen.", grinste ich wahrheitsgemäß.

Die Vorstellung, einen ein par Jahre jüngeren Michael mit verspiegelter Sonnenbrille im Haar, einer Lederjacke drei Mädchen im Schlepptau und einem heißen Lächeln war für mich eher lustig als Furchteinflößend oder Abstoßend. Auch, dass er vielleicht die jüngeren und Schwächeren runtermachte konnte ich mir kaum vorstellen, immerhin hatte ich immer zu diesen gehört. „Was grinst du so ?", wollte er wissen. „Nichts nichts.", mit einem scheinheiligen lachen lies ich ihn einfach stehen und perplex starrte er mir nach.

„Du bist doof, Dado.", beschwerte er sich schmollend als er nach einem kurzen Sprint wieder mein Schritttempo annahm. Kichernd rannte ich die Treppe rauf und nahm gleich zwei Stufen auf einmal, Zombey fühlte sich offensichtlich herausgefordert und erklomm die Treppe schneller als ich. „Wer als erstes am Saal ist !", rief er. „Das ist unfair !", maulte ich, sprintete ihm aber nach, diesmal gleich drei Stufen auf einmal nehmend. Schnell hatte ich ihn eingeholt und nebeneinander rannten wir nun die letzte Treppe nach oben. Nur noch drei Gänge, dann hatten wir unser Zielt erreicht. Schlitternd rannten wir an einem fast Kahlköpfigen Professor mit einem Stapel Zeitungen in den den Armen vorbei um die erste Kurve. Empört starrte jener uns hinterher. Zombey welcher direkt vor mir rannte, hätte ihm fast den Stapel Zeitungen aus der Hand gerissen. Ich zog den Braunhaarigen an seiner Umhängetasche zurück, stolpernd fiel er dadurch zurück. „Whaaaaaa !", schrie dieser etwas unmännlich auf. Mit quietschenden Sohlen surfte ich mehr oder weniger um die nächste Ecke und sah bereits meinen Hörsaal. Michas Schritten glichen denen eines Trampeltiers und laut rannte er neben mir her. Mehr oder weniger elegant wich ich einem jungen Studenten aus der mit seiner Freundin knutschend an der Wand lehnte und berührte gleichzeitig mit Michael die weiße Tür zu meinem Hörsaal. „Erster !", riefen wir hechelnd. Mit blitzenden Augen sahen wir uns an.

Lachend stützte ich mich an der Wand ab während Michael sich eine Strähne aus dem Gesicht strich und sich dann auf seinen Knien abstützte. Zwei Mädchen mit knall bunten Haaren, die eine bonbonrosa, die andere himmelblau, liefen an uns vorbei und betraten den Hörsaal. Die Augenbrauen hatten sie skeptisch nach oben gezogen und kichernd lehnte der Braunhaarige sich neben mir an die Wand. „I-Ich sollte echt mehr - mehr Sport machen.", sprach ich und atmete tief aus. „Ich auch.", grinste er. „Dann mal viel Spaß, wartest du nachher auf mich ?" „Wo ist deine Vorlesung denn ?", er zeigte als Antwort auf die hinterste Tür am Ende des Ganges. Mit einem leichten Nicken zeigte ich beide Daumen nach oben, stieß mich von der Wand ab und betrat mit einem leichten lächeln den Saal. Aufmunternd grinste der Brünette mir zu und daraufhin schloss sich auch schon die Türe hinter mir.

Wie zu erwarten war kein Professor zu sehen, lautes Getuschel herrschte in den Reihen. Kurz scannte ich die Umgebung und überlegte wo ich mich hinsetzen sollte. Ich entschied mich für die mittlere Reihe der rechten Seite und klappte einen Stuhl recht am Gang um neben mir saß ein schlaksiger Junge mit verwuschelten, blonden Haaren und einer schwarzen Brille auf der Nase die er mit dem Zeigefinger zurecht rückte. „Hallo.", lächelte ich freundlich zu ihm rüber. Mit einem Hektischen Nicken erwiderte er das ganze. Eine Augenbraue hochziehend packte ich meinen Block aus. Der blonde löste leicht seine gelb - schwarze Krawatte die deutlich zu eng saß. Skeptisch beäugte ich diese. Eine Hufflepuff Krawatte wenn mich nicht alles täuschte. „Potterhead ?", grinste ich.

Strahlend wandte er sich zu mir. „Ja ! Ich bin Daniel, aber nenn mich doch Dagi !", weiterhin etwas gestresst aussehend hielt er mir die Hand hin die ich lächelnd ergriff. „Maurice", grinste ich nett. „Warum bist du so aufgeregt ?" „Das ist meine erste Vorlesung hier, ich bin ein geborener Hufflepuff, ich werde alles falsch machen was man in einer Vorlesung nur falsch machen kann !", plapperte er schnell vor sich hin. „Beruhig dich erstmal, mach deine Krawatte etwas lockerer und trink erstmal was. Dann entspannst du dich und konzentrierst dich, okay ?", versuchte ich ihm gut zu zu reden. „Was, wenn sich der Knoten der Krawatte nicht mehr lösen lässt ? Oder wenn wir einen richtigen grimmigen Professor haben der alle anschnauzt ? Oder wenn ich einen wichtigen Satz verpasse ?", hilflos sah er mich an. „Oder wenn meine Falsch überläuft und ich deswegen den Anfang der Vorlesung entweder verzögere, oder verpasse ?", etwas überfordert mit der Situation versuchte ich weiterhin auf Daniel einzureden und ihm etwas Mut zu machen.

Es klappte relativ gut, er befolgte meine Anweisungen und als der Professor den Raum betrat wirkte er tatsächlich ruhiger. Erleichtert konzentrierte ich mich auf die ersten Worte meines Professors. „Physik ist tatsächlich nicht jedermanns Sache, manche können es, manche nicht. In eurem Fall sollte es so sein, dass ihr es könnt, ansonsten empfehle ich euch gleich wieder heim zu Fahren, doch mit auch nur etwas Ehrgeiz kann jeder diesen Kurs bestehen, also strengt euch an.", sprach der Rothaarige Professor. Er schien recht Jung zu sein, seinen Job jedoch sehr ernst zu nehmen. Energiegeladen begann er uns zu erklären was er uns in diesem Monat alles beibringen würde und wie das gesamte Semester aufgebaut war. Er teilte uns die Skripte für die nächsten Stunden aus damit wir auch ruhig schonmal vorarbeiten könnten. Im gesamten war ich sehr froh so einen Jungen Professor zu haben, da er sehr gut vermitteln konnte.

Nach der Stunde verabschiedete ich mich von Daniel welcher zwar noch immer etwas blass aussah, aber nun wesentlich gesünder schien als vor der Vorlesung. Im Gang setzte ich mich vor Zombeys Saal und begann mir die Skripte durchzusehen während ich auf ihn wartete. Doch mein Kopf war gerade wirklich woanders. Ich reflektierte meine erste Zeit hier. Noch nichtmal eine Woche war vergangen. In Fabi, Stegi und Micha hatte ich bisher sehr gute Freunde gefunden, wir hatten Osafts Aussehen wiederhergestellt, Zombey hatte seine Zeichnungen bei mir an die Wand gepinnt, ich hatte meine erste Vorlesung hinter mir, hatte mich in zwei Clubs eingetragen und war wirklich sehr zufrieden mit meinen ersten Tagen hier. Was würde wohl noch alles auf mich zukommen ?

Genau auf diese Frage kam Micha später zu sprechen als wir nebeneinander den Weg zum Studentenwohnheim zurück trotteten. „Was denkst du, was uns in den nächsten Semestern wohl noch so erwartet ?", gedankenverloren sah er in den blauen Sommerhimmel. „Weis nicht... Auf jedenfalls kommen Vorlesungen über Vorlesungen.", grinste ich. „Vielleicht erwartet uns die große Liebe !", lachte er spöttisch und malte ein Herz in die Luft. Lachend sah ich zu ihm. „Sicher doch. Und in drei Monaten gehst du vor jemanden auf die Knie." „Vielleicht flieg ich hin und hab zufällig aus nem Überraschungsei einen Plastikring bekommen den ich in der Hand habe ?", lachte er. „Oder du hast aus Langeweile einen aus Büroklammern gemacht.", lachend liefen wir über den Campus. Es war ein schöner Tag. Es war ein schöner Tag mit Zombey. 

Cyanus segetum  [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt